LANDWIRT im WaldTBC: Vorarlberger Waldverein fordert angepasste Wildbestände

TBC: Vorarlberger Waldverein fordert angepasste Wildbestände

Alte Schälschäden zu Zeiten mit hohen Bestandsdichten und mit Fütterung.
Quelle: Vorarlberger Waldverein

Der Vorarlberger Waldverein schildert die Ausgangssituation so: Die Wildbestände und besonders jene des Rotwildes wurden in den letzten Jahrzehnten aus jagdlichen Interessen regelrecht aufgezüchtet. Seit der Rotwildkonzeption von Prof. Fritz Reimoser im Jahre 1988, in der eine Ausrichtung mit dem Lebensraum angepassten Wildbeständen festgeschrieben ist, haben sich nicht nur die Abschüsse sondern vor allem auch die Wildbestände zumindest verdoppelt. Die Lebensräume haben sich seit diesem Zeitpunkt sicher nicht vergrößert, sondern durch verschiedene Einflüsse, wie der Ausdehnung des menschlichen Lebensraumes und der Tourismus- und Freizeitnutzung, eher verkleinert.

Diese verbissene Weißtanne wurde in ihrer Entwicklung schwer geschädigt.
Quelle: Vorarlberger Waldverein

Der Wald steht in der Klimaänderung bereits durch verschiedene andere Faktoren im Stress (Trockenphasen, Extremereignisse, Windwürfe, verschiedene Pilzkrankheiten und Borkenkäferkalamitäten). Mit den Wildschäden kommt eine Zusatzbelastung dazu, die das Aufkommen der Waldverjüngung verhindert. Gerade die im Klimawandel wichtigen Mischbaumarten werden herausgeäst. Die Waldentwicklung wird massiv gestört und die für uns alle wichtigen Schutzwaldwirkungen können nicht mehr in vollem Maße wirken.

Hin zur ökologischen Rotwildbewirtschaftung

Der Vorarlberger Waldverein fordert daher auch im Sinne der jetzt aktuellen Tiergesundheit und der betroffenen Landwirte eine komplette Umstellung der Rotwildbewirtschaftung: Weg von einer „Hirschzucht“ und Trophäenausrichtung hin zu einer ökologischen Rotwildbewirtschaftung mit dem Lebensraum angepassten Wildbeständen.

Nach Ansicht des Waldverbandes wären unter anderem auch einige Anpassungen und Neuregelungen im Jagdgesetz (keine vollzählige Aufzählung) notwendig:

  • Rotwildfütterungen nur noch ohne Kraftfutter und nur noch mit Bewilligung mit Stückzahlen unter maximal 80 Stück.
  • Keine verpflichtende Ausstellung der Hirschgeweihe mehr (Hegeschauen), die nach wie vor eine Trophäenausrichtung der Jagdbewirtschaftung fördert.
  • Neuregelung der Abschusskontrolle mit zeitgemäßen Methoden bzw. digitalen Tools, die dann auch zur Beurteilung der Wildpopulationen herangezogen werden können.
  • Ermöglichung von Hilfsmitteln, mit denen bei Notwendigkeit eine rasche und effiziente Reduktion erreicht werden kann.

Die detaillierten Forderungen zur Novellierung des Jagdgesetzes werden vom Vorarlberger Waldverein in den nächsten Wochen beim Land Vorarlberg eingebracht.

Mit der Systemumstellung hat auch die Weißtanne wieder eine Chance.
Quelle: Vorarlberger Waldverein

Systemumstellung beim Rotwild am Beispiel Hittisau II

Wie es gehen kann, zeigt der neu eingeschlagene Weg bei der Jagdgenossenschaft Hittisau II. Hier wurde eine sehr konsequente Umstellung vorgenommen und es wird vollkommen auf eine Winterfütterung verzichtet. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Rotwild den Stoffwechsel im Winter massiv herunterfahren kann. Die Wildschadensituation hat sich inzwischen sehr verbessert. Der Wildbestand ist deutlich geringer und damit ist die Tiergesundheit beim Rotwild insbesondere in Bezug auf TBC in Hittisau weniger ein Thema.

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