LandtechnikBranchennewsTraktorzulassungen 2024 in Österreich: Talsohle erreicht?

Traktorzulassungen 2024 in Österreich: Talsohle erreicht?

Der Steyr 6150 CVT zählt zu den meistverkauften Traktoren in Österreich.
Steyr-Traktoren sind in Österreich nach wie vor stark nachgefragt. Sie haben gegen den Markttrend am stärksten zugelegt.
Quelle: Steyr Traktoren

„Die Durststrecke in der Landtechnikindustrie hält wohl noch länger an. Die Talsohle werden wir erst 2025 erreichen“, ist Rudolf Dietrich, Obmann des Clubs Landtechnik Austria, überzeugt. Obwohl die Gründe dafür vielfältig sind, liegt einer besonders auf der Hand, so der Branchenkenner: „Es gibt immer weniger Bauern und immer mehr PS bei den Traktoren. Manche Hersteller können den Stückzahlenrückgang durch den Verkauf stärkerer Traktoren beim Umsatz teilweise kompensieren.“

Österreichischer Traktormarkt 2024: Zwei große Gewinner und zwei große Verlierer.
Quelle: Ablinger

Weitere Gründe die sich auf die Marktlage auswirken, kennt man bereits aus den Vorjahren: Produktpreise, Zinspolitik, Investitionsförderprogramme und hohe Lagerbestände bei den Händlern. Aber auch nationale und internationale Krisenrufen bei manchen Bauern Erinnerungen an eine Geldabwertung hervor.
Die aktuellen Umstrukturierungen in den Vertriebsnetzen zeigen, dass es die Marktanteile der einzelnen Hersteller kräftig durcheinandergewirbelt.

Entwicklung des österreichischen Gesamttraktorenmarktes von 2015 bis 2024
Quelle: Ablinger

Bewegung im Markt

Der Markt von Standardtraktoren ist um 12 % gesunken. In Stückzahlen bedeutet das einen Rückgang von 4.233 Traktoren im Jahr 2023 auf 3.726 Zulassungen im Jahr 2024 (Abbildung 1). Die Prognose von Dietrich lautet: „Wir müssen uns in den nächsten Jahren bei Standardtraktoren auf ein Volumen von 3.000 bis 3.500 Stück einstellen.“
Gleichzeitig zeigt sich ein deutlicher Zuwachs im Segment der „Sonstigen Traktoren“. In dieser Kategorie sind Quads, ATVs und UTVs zusammengefasst, die in der Land- und Forstwirtschaft im Einsatz sind.

Entwicklung Standardtraktorenmarkt, Top Ten 2019 bis 2024
Quelle: Ablinger

Zwei große Verlierer

Aber wie haben sich die einzelnen Hersteller in diesem schwierigen Marktumfeld geschlagen? Der große Gewinner aus 2023 war im letzten Jahr mit Abstand der größte Verlierer: John Deere hat sich innerhalb von 12 Monate bei den Standardtraktoren mehr als halbiert (Abbildung 3). Die Amerikaner haben 6,8 % an Marktanteilen verloren. Blickt man bis auf das Jahr 2021 (Abbildung 2) zurück, so hat John Deere seitdem fast 60 % an Stückzahlen eingebüßt. Ein Verlust, der bereits Auswirkungen auf das Vertriebsnetz von John Deere hat. Mehr können wir an dieser Stelle nicht sagen, da es zwar einige Aussagen rund um die „Lagerhaus-Organisation“ gibt, aber vieles davon unbestätigte Gerüchte sind.

Der zweite große Verlierer ist New Holland. Die Verluste der Blauen sind mit knapp 51 % seit dem Jahr 2021 nicht ganz so dramatisch wie bei John Deere. 2024 konnte New Holland aber nur noch 465 Standardtraktoren absetzen, was einen Rückgang an Marktanteilen von 2 % bedeutet.
Auch Lindner hat die Marktsituation deutlich zu spüren bekommen. Die Verkaufskurve zeigt seit 2021 ebenfalls nach unten. Es gingen Stückzahlen und Marktanteile verloren. Ähnlich erging es Deutz-Fahr. Dier Schwaben wurden von Case IH überholt und findet sich nun auf dem 10. Platz bei den Standardtraktoren. Claas hingegen konnte – mit geringen Verlusten – seinen achten Platz in der Statistik halten.
Geringe Stückzahlenverluste haben auch Same, Valtra, Lamborghini, JCB und Kubota zu verzeichnen.

Zulassungsstatistik – Top Ten Standardtraktoren Österreich: Stückzahlen Jänner bis Dezember 2024 (zu 2023)
Quelle: Ablinger

Zwei große Gewinner

Die beiden großen Gewinner im schwierigen Markt von 2024 sind Steyr und Fendt auf den Podestplätzen eins und zwei.
Steyr hat 890 Einheiten im Markt untergebracht. Das ist mit 23,9 % fast ein Viertel des Gesamtmarktes. Der Zuwachs an Marktanteilen betrug 4,2 %. Auch bei Fendt fiel das Plus mit 52 Traktoren bzw. 2,9 % an Marktanteilen ordentlich aus. Fendt hat damit in Österreich damit John Deere und New Holland überholt.

Die Markenverantwortlichen der beiden Unternehmen haben scheinbar einen guten Job gemacht. Rudolf Dietrich analysiert: „Sowohl Steyr als auch Fendt haben frühzeitig die Situation erkannt und auf den schrumpfenden Markt reagiert. Dazu gehören Preisanpassungen nach unten. Währenddessen waren andere mit sich selbst beschäftigt.“
Auf deutlich niedrigerem Niveau konnten die Traktormarken Massey Ferguson und Case IH sowohl bei den Stückzahlen als auch bei den Marktanteilen leicht zulegen.

Die meistverkauften Traktormodelle 2024 (Stück) – Top Ten
Quelle: Ablinger

PS steigen an

Beim Blick auf die beliebtesten Modelle 2024 (Abbildung 4) wird deutlich, dass die Traktoren immer stärker werden. Während die Jahre zuvor immer Lindner mit seinem 75 PS starken Lintrac 75LS an erster Stelle war, kommt 2024 das meistverkaufte Modell aus dem Hause New Holland. Der T5.90 hat bereits 90 PS. Davon wurden in letzten Jahr 105 Stück zugelassen. An zweiter Stelle folgt der 150 PS starke Steyr 6150 Profi CVT mit 90 Zulassungen. Auf dem dritten Platz und 85 verkauften Stück steht der 4075 Kompakt von Steyr. Das bisherige Erfolgsmodell Lintrac 75LS findet man mit 78 Traktoren erst an vierter Stelle.

Vergleich der Konzerne – Marktanteile bei Standardtraktoren 2003 bis 2024
Quelle: Ablinger

Deutlich geringer sind die Veränderungen beim Vergleich der Konzerne. CNH Industrial mit den Marken Steyr, New Holland und Case IH hält sich seit Jahrzehnten mit großem Abstand auf dem ersten Platz und konnte auch 2024 wieder ein paar Prozentpunkte zulegen. Auch der Agco Konzern hamstert immer wieder Marktanteile dazu und verringert langsam aber kontinuierlich den Abstand zum Erstplatzierten. Die drei Verfolger sind allesamt auf eine einstellige Prozentzahl geschrumpft: John Deere 8,2 %, Lindner 7,8 % und Same-Deutz-Fahr (SDF) 7,1 %.

Zulassungsstatistik Obst- und Weinbautraktoren Österreich
Quelle: Quelle: Statistik Austria / Erstellt CLUB LANDTECHNIK AUSTRIA

Anders bei Obst & Wein

Im Gegensatz zu den Standardtraktoren ist das Marktsegment der Schmalspurtraktoren leicht gestiegen. Im Vorjahr wurden 163 neue Obst- und Weinbautraktoren zugelassen. Das ist ein Plus von 5,8 %. Seit Einführung der Stufenlostechnik ist Fendt in diesem Segment deutlicher Marktführer. Allerdings verzeichnen die Marktoberdorfer seit drei Jahren Verluste. Die Marktanteile sind von 33,1 % auf 24,5 % gesunken. 2024 haben nur noch 40 Fendt-Traktoren ein Kennzeichen erhalten.

New Holland ist bei den Wein- und Obstbautraktoren dagegen stärker geworden und folgt Fend auf dem Fuße. Mit 32 verkauften Stück und einem Marktanteil von 19,6 % festigte das Unternehmen seinen zweiten Stockerlplatz aus dem Jahr 2023.

Auf den weiteren Rängen zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Jahr 2023. Landini und Massey Ferguson landen auf dem dritten Platz und konnten jeweils 19 Schmalspurtraktoren absetzen, was einem Marktanteil von 11,7 % entspricht. An fünfter Stelle rangiert Case IH mit 13 Stück bzw. 8 % Marktanteil. Claas, Same, Solis, Deutz-Fahr und Kubota komplettieren die Top-10 in diesem Segment mit einstelligen Zulassungszahlen.

Zulassungsstatistik Standardtraktoren Österreich
Quelle: Quelle: Statistik Austria / Erstellt CLUB LANDTECHNIK AUSTRIA

Weniger Kleintraktoren

Die Kleintraktoren unterteilt der Club Landtechnik Austria in zwei Segmente: Traktoren mit vier gleich großen Rädern und die Gruppe Klein- und Kompakttraktoren mit maximal 55 PS Motorleistung.
Erstere verzeichneten 2024 mit 93 verkauften Maschinen einen Rückgang von 26,2 %. Das Segment wird seit vielen Jahren von Carraro dominiert. Der Marktanteil der Italiener beträgt beeindruckende 90,3 %. Die restlichen neun Stück verteilen sich auf die Hersteller Pasquali, Ferrari, BCS, Agromehanika und Goldoni.

Bei den Klein- und Kompakttraktoren betrug das Minus im letzten Jahr hingegen nur 8,5 %. Das Segment ist mit 463 Maschinen aber auch deutlich größer. Hier sind Solis, Kubota und Iseki mit Marktanteilen von 30,0 %, 24,8 % und 12,7 % die Platzhirsche.

 

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