
Auf 670 Metern Seehöhe, inmitten der sanft hügeligen Mühlviertler Alm, liegt der Biohof Mittmannsgruber. 21 Hektar Wald umkränzen die 15 Hektar Grünland des Bio-Hofes von Regina und Hubert Mittmannsgruber. Dass sie heute tatsächlich von ihrer Landwirtschaft leben können, verdanken sie vor allem ihren Ziegen. 70 Milchziegen plus Nachzucht bilden das Herzstück des Betriebs Mittmannsgruber. Die Herde besteht aus zwei Ziegenrassen: der hochgefährdeten Steirischen Scheckenziege und der Gemsfarbigen Gebirgsziege. Regina und Hubert betreiben bei beiden Rassen gezielte Zuchtarbeit: „Die Gemsfarbigen sind schon, was ihr Exterieur, ihr Euter und die Milchleistung betrifft, relativ gut durchgezüchtet“, erklärt die Bio-Bäuerin. „Bei den Scheckenziegen gibt es eine größere Variationsbreite. Ein Schwachpunkt ist die Euterform. Scheckenziegen haben oft lange Hängeeuter mit langen Zitzen. Besser für den Tragekomfort, die Melkbarkeit und die Eutergesundheit wären aber breitere, kürzere Euter mit kleineren Zitzen.“ Ein Teil der weiblichen Jungtiere bleibt am Hof, ein anderer Teil wird als Zuchtziegen über den Zuchtverband oder privat verkauft.
Muttergebundene Aufzucht
Kitze, die nicht den gewünschten Zuchtkriterien entsprechen, werden geschlachtet. Die Muttergebundene Aufzucht ist für die Mittmannsgrubers selbstverständlich. Erst wenn die Kitze zwei Monate bei der Mutter getrunken haben, wird mit dem Melken begonnen. „Die Kitze brauchen diese Zeit. Das ist gut für ihre Entwicklung, und für uns ist es eine Selbstverständlichkeit“, so Regina. Insgesamt werden zwischen 50 und 100 Liter Milch pro Tag gemolken – je nach Laktationsphase. Die Käseausbeute bleibt auch zum Ende der Saison stabil, da Fett- und Eiweißgehalt steigen. Die Milch wird jeden zweiten Tag in der hofeigenen Käserei pasteurisiert und zu Frischkäse und Topfen verarbeitet. Vermarktet wird ausschließlich direkt am Wochenmarkt.
Von Milchkuh zu Fleischlamm
Bis der Betrieb auf die Ziegen gekommen ist, war es ein langer Weg. Hubert hat die Landwirtschaft 1998 von seinen Eltern übernommen. Damals ein Milchviehbetrieb mit zwölf Milchkühen, wie es in der Region zu der Zeit Usus war. Die Wirtschaftlichkeit des Hofes war aber bei der Hofübernahme bereits fraglich. Daher machte man sich auf die Suche nach Alternativen. Diese fand man in der Schafhaltung. Hubert und Regina stiegen in die Lammfleischvermarktung ein, züchteten Waldschafe und Merinoschafe. „Wir haben das fast zehn Jahre lang gemacht, aber es war wirtschaftlich einfach zu knapp. Dann wechselten wir abermals die Tierart und stellten Milchziegen ein“, sagt Regina. Die Schafhaltung wurde nach diesem Umstieg deutlich reduziert. Herdbuchzucht betreibt der Betrieb nicht mehr. Dafür öffneten die Mittmannsgrubers ihre Hoftore für mehr Diversität und Farbe bei den Schafen! So hat man zusätzliche Rassen wie das seltene Coburger Fuchsschaf auf den Hof geholt. Heute weiden noch 37 Schafe auf den steilen Flächen, die sich maschinell schwer pflegen lassen. Gedeckt wurden zuletzt nur noch zehn Muttertiere. „Für mehr haben wir aktuell keine Zeit, obwohl wir die Schafe sehr extensiv halten und die Lämmer sehr langsam wachsen, was wieder dem Geschmack unseres Lammfleisches zugutekommt.“ Die Schafe werden einmal im Jahr geschoren. Die gewonnene Wolle wird hauptsächlich zu Haarmehlpellets für die Biodüngerproduktion verarbeitet. Ein kleiner Teil der Wolle wird versponnen.
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