Kanada und der Nordwesten Amerikas erleben derzeit eine rekordverdächtige Hitzewelle. Aber auch in heimischen Gefilden sorgt der Sommer bisweilen für extreme Hitze. Bleibt die Temperatur über eine längere Dauer auf hohem Niveau, dann steigt freilich auch der physiologische Stress bei Menschen, Tieren und Pflanzen. Darum hat die Technische Universität (TU) München bevorzugte und schädliche Temperaturen bei Menschen, Rindern, Schweinen und Geflügel untersucht. “Wir haben herausgefunden, dass diese erstaunlich ähnlich sind“, sagt Agrarwissenschaftler Senthold Asseng. Die Wohlfühltemperaturen liegen demnach zwischen 17 und 24 °C.
Wann es für den Menschen zu heiß wird
Bei hoher Luftfeuchtigkeit beginnt eine leichte Hitzebelastung für den Menschen bereits bei etwa 23 °C. Ist die Luftfeuchtigkeit niedrig, so halten Menschen bis zu 27 °C gut aus. „Wenn wir längere Zeit Temperaturen über 32 Grad Celsius bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit oder über 45 °C bei extrem niedriger Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind, kann das tödlich sein“, warnt Asseng. Extremhitzeereignisse mit Temperaturen weit über 40 °C, wie sie gerade an der amerikanischen Westküste zu beobachten seien, erforderten daher technische Unterstützung etwa in Form von klimatisierten Räumen, so der Agrarwissenschaftler weiter.
Zur Abschwächung der zunehmenden Hitzebelastung nennt Asseng weitere Strategien, etwa eine verstärkte natürliche Beschattung durch Bäume oder eine bauliche Beschattung. Auch Städte und Gebäude so umzugestalten, dass sie temperaturpassiver sind, könne die Hitzebelastung reduzieren. Denkbar seien beispielsweise hellere, reflektierende Dach- und Wandfarben oder eine verbesserte Wand- und Dachisolierung.
Auswirkung hoher Temperaturen auf Nutztiere
Bei Rindern und Schweinen treten Hitzebelastungen bei 24°C bei hoher Luftfeuchtigkeit und bei 29 °C bei niedriger Luftfeuchtigkeit auf. Die Milchleistung bei Kühen könne um 10–20 % sinken, wenn sie einer Hitzebelastung ausgesetzt sind. Auch die Mastleistung von Schweinen reduziere sich entsprechend. Der optimale Temperaturbereich für Geflügel liegt laut Untersuchung bei 15–20 °C. Eine leichte Hitzebelastung erfahren Hühner bei 30 °C. Ab 37 Grad empfinden sie jedoch eine starke Hitzebelastung – und die Legerate geht zurück.
Wie Sie Hitzestress im Stall mindern können
Hitzestress führe insgesamt zu einem verringerten Wachstum von Rindern und Milchkühen, Schweinen, Hühnern und anderen Nutztieren, so Asseng. Dies bedeute niedrigere Erträge und Reproduktionsleistungen. „Es gibt Beispiele für evolutionäre Anpassungen an warmes Wetter bei Landsäugetieren. Die Siebenbürger Nackthühner sind wegen einer komplexen genetischen Mutation, die das Federwachstum unterdrückt, hitzetoleranter als andere Hühner. Sie sind von Natur aus klimatisiert, weil ihnen die Federn am Hals fehlen“, so Asseng.
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