Mit dem Bau-Turbo möchte die Regierung endlich den Wohnungsmangel in Deutschland entschärfen. Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung beschlossen. Kernstück ist die Änderung des Baugesetzbuches, wodurch es bis Ende 2030 möglich sein wird, auch auf größeren Flächen im unbeplanten Innenbereich und sogar im angrenzenden Außenbereich Wohnraum zu schaffen – und das ohne vorherigen Bebauungsplan.
Was bedeutet das nun konkret für Landwirte und ihre Betriebe? Einerseits könnte die geplante Gesetzesänderung zu einer dichteren Bebauung innerhalb bestehender Siedlungen führen und somit dem weiteren Flächenverbrauch auf dem Acker entgegenwirken – was aus landwirtschaftlicher Sicht positiv ist. Andererseits besteht aber auch die große Gefahr, dass der Bau-Turbo den Druck auf den Außenbereich erhöht. Denn wenn auch angrenzende Flächen ohne Bebauungsplan bebaut werden dürfen, droht die Zersiedelung weiter voranzuschreiten.
Erhöht der Bau-Turbo die Konkurrenz um Flächen
Die Folge: Landwirte müssen sich auf eine zunehmende Konkurrenz um Flächen einstellen. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass Wohnbebauung näher an bestehende Betriebe heranrückt – mit allen bekannten Konflikten. „Umso wichtiger ist es, dass Gemeinden mit Bedacht entscheiden und eine unkontrollierte Ausbreitung von Wohnbebauung im Außenbereich vermeiden. Hier liegt eine große Verantwortung bei den Kommunen, die durch das neue Gesetz zwar mehr Spielraum erhalten, aber auch mehr Weitsicht zeigen müssen“, sagt Ecovis-Unternehmensberater Rainer Priglmeier in Dingolfing.
Wer seine betrieblichen Interessen und potenzielle Konflikte offen anspricht, kann vielleicht verhindern, dass neue Baugebiete in unmittelbarer Nähe zum Hof entstehen. „Daher raten wir Landwirten, sich möglichst schnell bei ihrer Gemeinde zu melden“, erklärt Prigl-meier. Daneben kann der Bau-Turbo aber auch eine Chance sein, etwa durch die Umnutzung alter Wirtschaftsgebäude. Konkrete Maßnahmen sind im Gesetz zwar noch nicht vorgesehen, können aber noch kommen.
Auswirkung des Bau-Turbo auf den Flächenverbrauch
Klar ist: Wer frühzeitig plant, kann hier unter Umständen wirtschaftlich profitieren, sei es durch eigene Bautätigkeit oder durch die Verpachtung oder den Verkauf geeigneter Flächen. Trotz aller potenziellen Vorteile bleibt Skepsis angebracht. Auch der Deutsche Bauernverband sieht die Gesetzespläne mit gemischten Gefühlen. Durch diese Art von Baulandpolitik könnte der Flächenverbrauch weiter angeheizt werden – auf Kosten der Landwirtschaft, die schon heute zunehmend unter Druck steht.
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LANDWIRT 21/2025

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