Ein Interview von Roman GOLDBERGER
LANDWIRT: Herr Steiner, ich möchte in die Landwirtschaft investieren. Was muss ich tun, um richtig viel Geld zu verdienen?
Benno Steiner: Wenn es Ihnen nur um das Geldverdienen geht, dann würde ich Ihnen empfehlen, über Kleintiere nachzudenken. Legehennen sind wirtschaftlich zum Beispiel ganz interessant. Ich rate Ihnen aber, zuerst nachzudenken, wofür Ihr Herz schlägt.
Mein Herz schlägt für Milchkühe und Schweine. Das sind Branchen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht. Raten Sie mir, trotzdem zu investieren?
Grundsätzlich ja, denn wenn Sie sich damit identifizieren, dann ist schon mal die erste Hürde genommen. Und wenn wir dann noch einen wirtschaftlichen Vermarktungsweg finden, dann sind Sie im schwarzen Bereich. Ich denke hier zum Beispiel an Bio.
Interessant.
Sie zögern? Wenn Ihnen biologische Landwirtschaft widerstrebt und Sie ethisch nicht dahinter stehen, dann würde ich Ihnen abraten. Aber im Moment sind wir bei Milchpreisen um die 50 Cent und die Molkereien suchen noch immer nach Biomilch. In Deutschland braucht es noch ca. 200 Millionen Kilo Biobzw. Ökomilch für eine Marktsättigung. Für Sie wäre das eine gute Chance. Könnten Sie sich mit Bio anfreunden?
Ja, aber wird dieser Markt nicht auch langsam voll? In Österreich produzieren schon fast 20 Prozent der Bauern biologisch.
Ja, auch dieser Markt wird irgendwann gesättigt sein. Es geht aber jetzt darum, dass Sie frühzeitig dabei sind. Als Grünlandbetrieb haben Sie mit bestenfalls einem halben Jahr eine relativ kurze Umstellungsphase. Damit wären Sie vermutlich bei denen, die einen guten Vertrag bekommen. Dass in mehreren Jahren auch in diesem Sektor die Preise sinken werden, ist zu erwarten. Das können Ihnen alle Pioniere berichten: Am Anfang lacht Sie jeder aus, dann bekämpft man Sie und am Ende machen es Ihnen viele nach. Aber bis dahin haben Sie gutes Geld verdient.
Und was mache ich dann?
Ich würde mir als Betriebsleiter überlegen, ob nicht auch eine Eigenmarke möglich wäre. Mit einer eigenen Vermarktungsschiene und einer starken Marke mache ich mich ein Stück weit unabhängig. Das können Weidebullen sein, das kann die Vermarktung von Käse und Joghurt sein. Da müssten wir uns dann über Ihre Kapazitäten unterhalten. Schaffen Sie diese Arbeit? Liegt Ihr Betrieb günstig? Wenn Sie das vorhaben, müssen noch viele andere Fragen geklärt werden.
Nischen wie Direktvermarktung oder Bio können nicht die Lösung für den Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe sein, oder?
Nein, für den Großteil wird es nicht die Lösung sein. Viele landwirtschaftliche Betriebe werden aufhören. Ich rechne mit einem Drittel der Betriebe, die in den nächsten zehn Jahren ausoder umsteigen werden.
Welche Betriebe bleiben dann noch übrig?
Jene Betriebe, die in der Vergangenheit belächelt worden sind, werden in Zukunft die stabilsten sein.
„Jene Betriebe, die bisher belächelt worden sind, werden die stabilsten sein.“
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LANDWIRT AT 07/2016
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