Agrarpolitik„Wenn ich als Milchbauer keine Milch trinke, dann habe ich den Beruf verfehlt.“

„Wenn ich als Milchbauer keine Milch trinke, dann habe ich den Beruf verfehlt.“

Ein Interview von Chefredakteur Roman GOLDBERGER

Für Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung fühlen sich viele landwirtschaftliche Organisationen verantwortlich. Haben Sie sich da in ein Boot gesetzt, das eh schon voll ist?

Hannes Royer: Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr bei landwirtschaftlichen Organisationen tätig und höre seitdem immer das Gleiche: Wir müssen mehr mit den Konsumenten kommunizieren. Das höre ich nun schon mehr als 20 Jahre. Im Kleinen passiert sehr viel, aber wirklich nachhaltig hat sich nichts verändert. Also habe ich mich entschieden, das nun selbst in die Hand zu nehmen.

Was läuft Ihrer Meinung nach falsch?

Hannes Royer: Viele landwirtschaftliche Verbände fokussieren sich in der Kommunikation leider zu stark auf die Probleme rund um die Landwirtschaft. Sie stellen gerne dar, wie schlecht es den Bauern geht. Das stimmt auch ohne Zweifel. Es interessiert die Konsumenten aber leider nicht sonderlich, weil jeder Beruf für sich beansprucht, dass es ihm schlecht geht. Ich kenne keine Kleinunternehmer, die es richtig leicht haben. Jeder hat schwierige Situationen zu meistern.

Die Situation für Bauern ist jetzt aber nun mal schwierig.

Hannes Royer: Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Das Problem ist nur, dass uns das der Konsument nicht mehr glaubt. Ich vergleiche das mit einem Kind, das immer jammert. Dann kannst du irgendwann nicht mehr unterscheiden, ob sich das Kind nun wirklich weh getan hat oder nicht. Wenn wir also mit dieser Kommunikation fortfahren, dann nehmen uns unsere Kunden nicht mehr ernst.

Wie sollen wir sonst kommunizieren?

Hannes Royer: Sachlich und faktenorientiert. Das machen wir im Verein Land schafft Leben. Unser Verein ist keine Interessenvertretung. Das ist ganz wichtig, denn diese Unabhängigkeit schafft Vertrauen.

Mir ist aufgefallen, dass bei TV-Debatten rund um Lebensmittelskandale kaum einmal Vertreter der Bauern eingeladen worden sind. Vertreter von NGOs sind hingegen immer dabei, weil sie als unabhängiger wahrgenommen werden. Daher ist mir die Unabhängigkeit so wichtig. Wir machen Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung für Lebensmittel. So konnte ich auch alle unsere Förderer und Partner überzeugen.

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