AckerbauGetreideWinterweizen, Winterdurum und Dinkel – Sorten für 2023

Winterweizen, Winterdurum und Dinkel – Sorten für 2023

Quelle: Oberforster

Da keine Sorte sämtliche Merkmale in optimaler Weise ausgeprägt hat, ist die Sortenwahl stets ein Kompromiss. Manche Eigenschaften sind zudem nur in wenigen Regionen, auf einzelnen Standorten oder für bestimmte Nutzungen gefordert, andere sind generell bedeutsam.

Für die Entwicklung des Wintergetreides im Herbst ist die Temperatur im Oktober und November wesentlich. Weil diese Monate in den letzten Jahrzehnten wärmer geworden sind, kann auch der Anbautermin um einige Tage nach hinten verschoben werden. Dies gilt jedenfalls für die pannonische Region, wo die von Insekten übertragenen Viren eine größere Gefahr darstellen. Eine zu späte Saat ist aber ungünstig, solche Bestände haben ein schwächeres Wurzelwerk und geraten im Frühsommer eher in einen Dürrestress.

Die gut ausgebildeten Ähren der Weizensorten Siegfried, Aurelius, Spontan und SU Habanero in der Milchreife (von links nach rechts) lassen hohe Erträge erwarten.
Quelle: Oberforster

Pannonische Qualitätsweizen

Die meisten der hier kultivierten Sorten stammen aus heimischer Züchtung, sind begrannt und an die pannonischen Bedingungen angepasst. ACTIVUS (Lager 4) ist frühreif und zählt zu den leistungsfähigsten und ertragsstabilsten Weizen. Für die im Anbaugebiet nun vorherrschende Gelbrostrasse ist er allerdings empfindlicher. Der mittel standfeste (Note 5) AXARO toleriert zeitweiligen Wassermangel vergleichsweise gut. Wie bei Activus ist der Proteingehalt knapp ausgeprägt. ARTIMUS kombiniert einen kurzen Wuchs mit zeitiger Reife, er bietet sich vorrangig für die geringeren und mittleren Böden an. Artimus liefert eine gute Kornqualität, die hohe Mehlausbeute bedeutet für die Mühlen einen Mehrwert. EKONOM ist durch sein kurzes oberes Stängelglied optisch leicht zu erkennen. Er ist mittelgut standfest (Note 4) und weist einen überdurchschnittlichen Proteingehalt auf, das Hektolitergewicht ist mittel. Wer einen neueren Qualitätsweizen mit hervorragender Stickstoffnutzung sucht, sollte an ARAMEUS (Lager 4) denken. Der standfeste (Note 3) MONACO hat sich in Ostösterreich und im Alpenvorland bewährt. Er bringt ein hohes Hektolitergewicht, auf die mittlere bis stärkere Anfälligkeit für Rostkrankheiten ist zu achten. MIDAS (Lager 5) erzielt seine besten Erträge mit mittleren Bestandesdichten und gut ausgebildeten Ähren. Dank seiner Widerstandskraft gegen Ährenfusarium eignet er sich auch für die Mulchsaat nach Mais, die Anfälligkeit für Gelbrost ist zu bedenken. AURELIUS (Lager 3) wehrt Mehltau und Rostpilze gut bis mittel ab und überzeugt mit einem hohen Hektolitergewicht. Feuchtes Wetter zur Reifezeit beeinträchtigt die Fallzahl kaum. Auch der kurzhalmige und standfeste (Note 3) CHRISTOPH verhält sich gegen Auswuchswetter robust, auf die Anfälligkeit für Ährenfusarium ist Rücksicht zu nehmen. ENERGO (Lager 5) ist ein verlässlicher Qualitätsweizen für Ostösterreich und klimatische Übergangslagen. Der spätreife Kolbenweizen BERNSTEIN ist trotz des höheren Wuchses standfest (Note 3), auf Infektionen durch Braunrost reagiert er sensibel. Bernstein ist für bessere Standorte vorgesehen und sollte nicht zu spät gesät werden. CAPO (Lager 7) passt für leichtere Böden, die größere Bedeutung hat er im Biolandbau. ARNOLD (Lager 5) verbindet eine frühe Reife mit mäßigem Ertragspotenzial und exzellenter Kornqualität. Ein Proteingehalt von 14 % wird oft ohne späte Stickstoffgabe erreicht.

Qualitätsweizen in Feuchtlagen

Auch im Alpenvorland, der Oststeiermark, im Südburgenland und in Kärnten wird Weizen mit hoher Backfähigkeit erzeugt. Jedoch ist mehr Aufwand damit verbunden als im Pannonikum. Manche der in Ostösterreich angebauten Qualitätsweizen sind an das Feuchtgebiet mangelhaft adaptiert, nur wenige Sorten werden umfassend getestet. AURELIUS ist standfest und brachte im Alpenvorland gute Resultate. Um die Gefahr von Ährenfusariosen zu mindern, sollte das Maisstroh sauber untergepflügt werden. Auch BERNSTEIN wird vom Waldviertel bis Kärnten mit Erfolg angebaut. Beide Weizen entfalten wenig Widerstand gegen die Septoria tritici-Blattdürre. In einem Frühjahr mit Phasen längerer Blattnässe erfordert dies eine abgestimmte Fungizidstrategie. EKONOM und MONACO haben die Prüfungen bisher erfolgreich gemeistert und sind ebenfalls zu empfehlen.

Ertragsstarke Mahlweizen

Im Feuchtgebiet überwiegen die Mahlweizen im Anbau, das Sortiment wurde durch zwei leistungsfähige Neuzüchtungen bereichert. SU HABANERO (Lager 3) hat eine mittlere Halmlänge, ist relativ krankheitstolerant und reift mittelspät. Zu den guten Ertragsleistungen haben die dichteren Bestände beigetragen. Der kompakte und standfeste (Note 2) THALAMUS eignet sich auch für Tierhaltungsbetriebe mit hohem N-Angebot und kommt ohne Wachstumsregler aus. Bei dem einige Tage früher reifenden TIBERIUS (Lager 4) ist auf die Anfälligkeit für Braunrost zu achten. Die besten Erträge zeigte er im Alpenvorland und den südöstlichen Landesteilen, das hohe Hektolitergewicht ist ein Pluspunkt. APOSTEL weist eine mittlere Lagerneigung (Note 5) auf, ein Wuchsregler wird öfter nötig sein. WPB CALGARY ist standfest (Note 2), aufgrund des niedrigen Hektolitergewichts und Proteingehaltes wird er hauptsächlich als Futterweizen genutzt. Ernterückstände von Mais sollen nicht obenauf liegen, heuer litt WPB Calgary mehr unter der DTR-Blattdürre. GERALD (Lager 4) reicht in seiner Backfähigkeit an die Qualitätsweizen heran. Wegen der schwierigen Erhaltungszüchtung wird er letztmalig angeboten. EXAKT ist auswuchstolerant, relativ blattgesund und weist eine gute Kornqualität auf. In diesem Jahr lagerte er mehr und blieb ertraglich unter seinem Potenzial. SPONTAN punktet mit mittlerer Reife, Standfestigkeit (Note 2) und einem für Mahlweizen beachtlichen Proteingehalt. Die mittelgute Fusariumtoleranz macht ihn auch für maisdominierte Fruchtfolgen interessant. RGT REFORM (EU-Sorte) ist ein kurzwüchsiger und stabiler (Lager 3) Bestandesdichtetyp, er sollte nicht zu spät gesät werden. SIEGFRIED (Lager 4) kommt mit den verschiedensten Wuchsbedingungen zurecht. Er erzielt seine Erträge mit mitteldichten Beständen und hoher Kornzahl je Ähre.

Wenige Futterweizen

Der Anbau von Futterweizensorten beschränkt sich nicht auf die Veredelungsregionen, sie passen auch als Stärke- und Ethanolweizen. Der mittel reifende ETHAN ist standfest (Note 3), nutzt den Stickstoff effizient und hat in allen Regionen überzeugt. Für den Abreifeschutz ist ein roststarkes Fungizid zu wählen. HEWITT (Lager 3) ist ein Einzelährentyp, auf Infektionen mit Gelbrost reagiert er weniger empfindlich als in der Vergangenheit. Wo Mais die Vorfrucht ist, ist das Augenmerk auf Ährenfusarium zu legen. Daneben werden vielfach auch standfeste und ertragsstarke Mahlweizensorten innerbetrieblich genutzt.

Bioweizen

Österreichischer Bioweizen ist auch im Ausland gefragt und die Erzeugerpreise erreichen ein ansprechendes Niveau. Von den Saatgutfirmen werden mehr als 20 Sorten angeboten, vornehmlich solche der Qualitätsgruppen 7 und 8.

CAPO ist weiterhin der bedeutendste Weizen auf Biobetrieben. Seine Toleranz gegen Blattkrankheiten, die Fähigkeit zum Ausgleich mangelhafter Bestände im Frühjahr, die überdurchschnittliche Ertragsleistung und das hohe Hektolitergewicht werden geschätzt. Bei fehlendem Wirtschaftsdünger sollte Capo möglichst nach Stickstoff liefernden Vorfrüchten platziert werden. Die frühreifen Weizen ADAMUS, ARNOLD und der mittel reifende TOBIAS sind ertragsschwächer als Capo, bringen aber ein um etwa 0,9 % proteinreicheres Erntegut. ARMINIUS vereint Ertrag und Qualität in ausgewogener Weise. Seine zügige Entwicklung im Frühjahr und der höhere Wuchs hemmen das Unkrautwachstum. ALESSIO punktet mit einer soliden Krankheitstoleranz und einer guten Kornqualität. Der frühreife und langhalmige EHOGOLD konkurrenziert die Unkräuter erfolgreich und eignet sich für weniger lagerbelastete Standorte. BERNSTEIN verlangt in Ostösterreich Böden mit guter Wasserhaltefähigkeit. Dem hochwüchsigen EDELMANN kann feuchtes Wetter zur Gelb- und Vollreife wenig anhaben, er ist fallzahlstabil. Auf Bioflächen tendiert der ertragsstarke AURELIUS zur Proteinverdünnung, die Vorfrucht soll entsprechend Stickstoff bereitstellen. Wo es trotz Verwendung von gesundem Saatgut öfter einen Befall mit Weizensteinbrand gab, bieten sich Sorten mit einer Resistenz gegen diesen Pilz an. Über eine solche verfügen der Kolbenweizen TILLIKO, der frühreife Mahlweizen TILLSANO, der ertragsstarke und proteinschwächere AXARO und die langstrohige EU-Sorte ARISTARO. Allerdings ist die Resistenz gegen Steinbrand nicht überall in gleicher Weise wirksam.

Biosaatgut gibt es weiters von den Qualitätsweizen Alicantus, Christoph, Element, Energo und Mandarin, den Mahlweizen Exakt, Gerald, Spontan und Laufener Landweizen sowie einigen EU-Sorten.

Gut ausgebildete Ähren von Winterdurum: Bei manchen Sorten verfärben sich die Grannen ab der frühen Teigreife dunkelbraun oder schwarz (im Bild links).
Quelle: Oberforster

Gefragter Winterdurum

Die in diesem Jahr mehrheitlich passablen Erträge, eine meist gute Kornqualität und attraktive Erzeugerpreise verleihen dem Winterdurum weiteren Auftrieb. Der Anbau sollte sich jedoch auf das nordöstliche Flach- und Hügelland beschränken. An außerpannonische Gebiete ist diese Getreideart ungenügend adaptiert. Der mittel standfeste (Note 5) und früh reifende AURADUR liefert glasige Körner und ist reich an Gelbpigmenten, bleibt im Kornertrag aber klar hinter Sambadur zurück. DIADUR (Lager 4) bildet große Körner, die Sensibilität für Blattkrankheiten verlangt eine entsprechende Fungizidstrategie. Der mittelgut standfeste (Note 4) SAMBADUR ist leistungsfähig und hat die größte Bedeutung. Er profitiert von der Widerstandskraft gegen das von Zikaden verbreitete Weizenverzwergungsvirus. Eine allzu frühe Saat ist dennoch nicht ratsam, weil die Pflanzen auch durch von Blattläusen übertragene Verzwergungsviren bedroht sind. WINTERGOLD (Lager 6) übersteht strenge Winter mit geringeren Schäden, leidet aber mehr unter Viruskrankheiten und sollte bei mildem Wetter erst ab Mitte Oktober gesät werden. Der im vergangenen Dezember registrierte TENNODUR ist ein Bestandesdichtetyp mit beachtlicher Ertragskraft. Die ab der Schossphase oft sichtbaren Aufhellungen der Blätter nehmen keinen Einfluss auf die Ertragsbildung. Die Standfestigkeit (Note 7) ist mäßig, in einem feuchten Frühjahr und auf besseren Böden empfiehlt sich der Einsatz eines Wuchsreglers. AMIDUR (Lager 7) ist ähnlich ertragsstark wie Sambadur, es gibt noch wenig Saatgut. Biosaatgut steht von Auradur, Sambadur, Wintergold und den EU-Sorten Limbodur und Sanodur bereit.

Weniger Dinkel säen

Im vergangenen Herbst wurden etwa 25.000 Hektar Dinkel ausgesät – mehr als je zuvor. Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Das Angebot übertrifft den Verbrauch gravierend und die Erzeugerpreise sind eingebrochen. Die Konsolidierung des Marktes verlangt eine deutliche Reduktion der Anbaufläche.

Die traditionellen Züchtungen ATTERGAUER DINKEL, EBNERS ROTKORN und OSTRO sind hochwüchsig, in der Standfestigkeit schwächer und hinsichtlich Vesenertrag, Kernanteil und Qualität ähnlich einzuschätzen. Den Gelbrost wehren Ebners Rotkorn und Ostro nur unzureichend ab, Attergauer Dinkel ist etwas weniger anfällig. Die genannten Sorten werden im Rahmen der ÖPUL-Maßnahme „Anbau seltener landwirtschaftlicher Kulturpflanzen“ voraussichtlich mit 120 Euro/ha gefördert. In vielen Sorten, wie beispielsweise ZOLLERNSPELZ und FRANCKENKORN, wurden zur Verbesserung der Standfestigkeit und des Ertragspotenzials moderne Weizen eingekreuzt. Dies beeinflusst auch die Teigeigenschaften, nicht alle Verarbeiter von Dinkel akzeptieren diesen Sortentypus. Biosaatgut gibt es von Attergauer Dinkel, Ebners Rotkorn und Ostro sowie den EU-Sorten Albertino, Franckenkorn, Hildegard, Lohengrin, Zollernperle und Zollernspelz. Von Ostro steht überwiegend entspelztes Saatgut bereit, bei Zollernperle ist die gesamte Saatware nacktkörnig. Dies ermöglicht eine exaktere Berechnung der Saatstärke und trägt zur Vermeidung von Anbaufehlern infolge verstopfter Säleitungen bei. Jedoch sind die Keimpflanzen vor bodenbürtigen Sporen des Weizensteinbrandes weniger geschützt.

 

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