Von Alison GOLDBERGER
LANDWIRT: Gegner einer EU-Eiweißstrategie behaupten, es sei unrealistisch, die große Eiweißlücke zu schließen. Stimmt das?
Christine Watson: Wir versuchen, die Eiweißlücke zu verkleinern, nicht sie zu schließen. Ich bin der Meinung, dass wir keine Eiweiß-Unabhängigkeit brauchen. Sojaimporte spielen in der intensiven Schweine- und Geflügelmast eine wichtige Rolle. Die EU-Handelsbilanz wird auch in Zukunft von Exporten und Importen leben. Dennoch sollten wir die Anbauflächen für Eiweißkulturen vergrößern und den Ertrag steigern. Hier liegt noch viel Potenzial brach.
Was ist eigentlich das Problem, wenn Europa von Sojaimporten abhängig ist?
Da gibt es mehrere Faktoren. Länder wie China steigern ihre Fleischproduktion und brauchen dazu mehr Soja. Das heißt, die EU ist Handelsströmen ausgeliefert, die sich ständig ändern können. Ob wir Soja in Zukunft zu einem akzeptablen Preis importieren können, haben nicht wir in der Hand. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir nur nachhaltige Sojaproduktion unterstützen sollen. Da stellt sich zum Beispiel die Frage, ob Soja in manchen Ländern auf Kosten der Grundnahrungsmittel produziert wird. In manchen Regionen Südamerikas beträgt der Anteil der Sojaproduktion mehr als 50 %. Werden Menschen ausgebeutet, wird Regenwald abgeholzt?
„Wir sollten Ackerbau und Tierhaltung wieder verbinden.“
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