Deutsche Behörden haben die den sogenannten Ewigkeitschemikalien zugerechnete Trifluoressigsäure (TFA) nun offiziell als „fortpflanzungsgefährdend, sehr persistent und sehr mobil“ eingestuft. Das haben die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Umweltbundesamt (UBA) am Montag (26.5.) in einer gemeinsamen Presseverlautbarung mitgeteilt. TFA gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) und wird von manchen Pflanzenschutzmitteln als Abbauprodukt gebildet. Ein Dossier zur Einstufung wurde bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht.
Gesundheitsrisiko hängt von Aufnahmemenge ab
Laut BfR ist die vorgeschlagene offizielle Gefahrenklasse „Reproduktionstoxisch der Kategorie 1B“. Damit würde TFA „vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen“ und könne Kinder im Mutterleib schädigen. Die Behörde verweist allerdings darauf, dass diese Einstufung zunächst nicht über tatsächliche Gesundheitsrisiken aussagt, da dafür die aufgenommene Menge an TFA entscheidend sei. Der toxikologische Effekt, der in Tiermodellen nachgewiesen wurde, entstand erst bei TFA-Konzentrationen, die deutlich oberhalb der Gehalte in der Umwelt liegen.
Folgen für den Pflanzenschutz absehbar
Das UBA bewertet TFA als sehr langlebig und sehr mobil. Diese Art von Stoffen werden laut der Behörde in der Umwelt schwer abgebaut und binden sich kaum an Sedimente oder Aktivkohlefilter. In der Trinkwasseraufbereitung können sie daher auch nur unter hohem technischen Aufwand entfernt werden. Nicht zuletzt deshalb hatte der europäische Dachverband der Wasserversorger, EurEau, im vergangenen Dezember „strenge Maßnahmen“ gegen TFA gefordert.
UBA-Präsident Dirk Messner warnte derweil, dass die Zahl und Mengen der Chemikalien, die TFA als Abbauprodukt bilden, stetig steigen. „Die Einträge in die Umwelt müssen schnellstmöglich gesenkt werden, damit Umwelt und Trinkwasserressourcen nachhaltig geschützt werden“, mahnte Messner.
TFA gelangt nicht nur als Abbauprodukt von Pestiziden in die Umwelt. Es stammt unter anderem auch aus großen Industrieanlagen oder bestimmten Kältemitteln. Laut UBA ließen sich Einträge beispielsweise verringern, indem solche Kältemittel durch marktreife Alternativen wie Kohlendioxid oder Ammoniak ersetzt würden.
Dass die Einstufung dennoch Folgen für die Wirkstoffvielfalt im Pflanzenschutz haben wird, ist eindeutig. Etwa wurde erst vergangene Woche die Nicht-Verlängerung des TFA-emittierenden Herbizids Flufenacet final besiegelt. Das Ende der Fahnenstange dürfte damit allerdings nicht erreicht ein. Laut UBA werden derzeit die Zulassungen von TFA-bildenden Pflanzenschutzmitteln überprüft.
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