Bei Kuh Alma ist es an der Zeit zu kalben. Ihre Beckenbänder sind eingefallen, die Milch tropft bereits, die Kuh ist unruhig, steht auf und legt sich wieder ab. Beim Ablegen ist die Fruchtblase zu erkennen. Der Landwirt treibt die Kuh auf und verfrachtet sie aus der Strohbox der Trockensteher in die Abkalbebox. Die Meldung über die anstehende Geburt hat er im Vorhinein über einen Abkalbemelder bekommen, der am Schwanz vom Tier befestigt ist. Hat der Besitzer von Alma in diesem Moment alles getan, um eine problemlose Geburt zu unterstützen oder kam es vielleicht sogar zu groben Fehlern? Auch wenn die gerade beschriebene Herangehensweise auf vielen Betrieben die übliche Vorangehensweise mit kalbenden Kühen ist, so ist sie definitiv eines nicht und zwar stressfrei. Was hat der Landwirt von Alma gut gemacht und was hätte besser laufen können?
Eine reibungslose Geburt beginnt bereits mit der Haltung und Fütterung in der Trockenstehzeit. Die Haltung in einer großzügigen Strohbox in einer Kleingruppe entspricht den Anforderungen einer trockenstehenden Kuh sehr gut. Es ermöglicht ein müheloses Abliegen und Aufstehen.
Zu beachten ist aber, dass der Untergrund und das Einstreumaterial nicht rutschen. Kühe im geburtsnahen Zeitraum grätschen schneller, da die Bänder und Sehnen weicher werden. Dass die Kuh im Fallbeispiel einen Abkalbemelder trägt, ist ebenfalls zu befürworten. Dieser ermöglicht nämlich eine Geburtskontrolle, ohne die Kuh durch menschliche Anwesenheit zu viel zu stören. Im Fallbeispiel wurde also viel richtig gemacht, der Fauxpas ist aber, die Kuh kurz vor der Geburt in eine völlig neue Umgebung abzusondern.
Bitte nicht stören
Eine normale Geburt umfasst einen Zeitraum von etwa zwei Stunden (Kühe) bis sechs Stunden (Kalbinnen). Wobei die Geburt zunächst mit den inneren Wehen beginnt. Von außen sind diese Wehen kaum sichtbar. Es ist aber zu erkennen, dass sich die Kuh von der Herde absondert und im Wechsel mehrfach aufsteht und wieder abliegt. In dieser Phase zieht sich die Gebärmutter zusammen und das Kalb wird mitsamt Frucht- und Wasserblase in Richtung Muttermund gepresst.
Dieser ist in dieser Phase weich und entspannt und wird von der Wasserblase erweitert. Die Kompression der Flüssigkeit in der Gebärmutter führt zu einem gleichförmigen Druck im Muttermund. Dadurch öffnet sich dieser langsam und gleichmäßig. Wer die Fruchtblase frühzeitig per Hand öffnet, erhöht das Risiko von Geburtsverletzungen maßgeblich. Dann dehnt nämlich das Kalb den Muttermund. Es kommt zu punktuell viel höheren Kräften. Blutergüsse und Einrisse am Muttermund sind mögliche Folgen.
Ist die Fruchtblase geplatzt wechseln sich Wehen und Wehenpause weiter ab, wobei es direkt nach dem Platzen der Fruchtblase sein kann, dass die Wehen einige Minuten auf sich warten lassen. Spätestens zwei Stunden nach dem Bersten der Fruchtblase müssen Teile des Kalbes im Schamspalt zu sehen sein. Wichtig ist es dann, die Lage des Kalbes zu kontrollieren.
Das erwartet Sie noch in diesem Beitrag:
- so kontrollieren Sie, ob das Kalb richtig liegt
- Verhalten bei Fehllage
- Wartezeit bis zum Eintreffen des Tierarztes sinnvoll nützen
- Maße für eine funktionale Abkalbebox
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