Von Alexandra HUBER
Zwei Stunden Freiheit, kein Gefangensein in den eigenen vier Wänden, kein Dasein-Müssen für den pflegebedürftigen Gatten. Liebe? – War es einmal. Jetzt ist es nur mehr ein Gebundensein an den Hof, den niemand mehr haben will und an den Kranken, der rund um die Uhr gepflegt werden muss. So beschreibt mir eine Altbäuerin ihren Alltag. Zweimal die Woche komme ich für zirka eine Stunde ins Haus, um ihren Mann zu baden und zu versorgen. Anfangs lasse ich sie mitarbeiten. Verunsichert durch die fremde Person im Haus und das schlechte Gewissen weil sie etwas von dem abgibt, dass auch sie alleine könnte, gewinne ich nur langsam ihr Vertrauen. Als ich ihr anbiete, sie könne in der Zeit, in der ich bei ihrem Mann bin, ruhig das Haus verlassen, lächelt sie und geht. Sehr viel später erzählt sie mir wie sie „ihre” zwei Stunden verbringt: Einfach gehen, an Blumen riechen, der kleine Platz im Wald. Flüchten vor der belastenden Routine im Alltag. Weinen, weil die Pflege sie so sehr anstrengt, und sich schuldig fühlen für den Gedanken, dass sein Tod für sie beide eine Erleichterung bedeuten wird.
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