Green Deal

Es ist das erste Mal, dass die EU eine Strategie für nachhaltige Lebensmittelsysteme einführen will. Minus 50 Prozent Pestizide und minus 20 Prozent Düngemittel sind zwei von vielen Zielen. Die Agrarpolitik ist pessimistisch. Was steckt dahinter?
Das Vorhaben der EU Kommission nennt sich offiziell „Farm-to-Fork-Strategie“, übersetzt heißt das so viel wie „vom Hof auf den Tisch“, wörtlich: vom Hof auf die Gabel.
Damit versucht die EU, Teile ihres Green Deals innerhalb der Landwirtschaft und des vor- und nachgelagerten Bereiches der Agrarwirtschaft zu verwirklichen. Dabei geht es um einen nachhaltigen, gesunden, umweltgerechten Umgang mit Lebensmitteln, von der Produktion über den Vertrieb bis zum Verbrauch.

Die wichtigsten Ziele dieser Strategie für die Landwirtschaft sind:

  • Bis 2030 die Verwendung gefährlicherer Pestizide um 50 Prozent reduzieren.
  • Reduzierung der Nährstoffverluste um mindestens 50 Prozent, wobei gleichzeitig sichergestellt wird, dass es zu keiner Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit kommt. Damit soll der Einsatz von Düngemitteln bis 2030 um mindestens 20 Prozent reduziert werden.
  • Verringerung des Antibiotika-Einsatzes für Nutztiere und Aquakultur in der EU um 50 Prozent bis 2030.
  • Biologische Landbewirtschaftung auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis 2030.

Ziel darf nicht nur die ökologische Verbesserung, sondern muss die finanzielle Stärkung der Landwirte sein.

Die Vorhaben sind zwar nicht zwingend, aber einige Ziele sind auch in der Biodiversitätsstrategie vorformuliert. Man kann diese längerfristigen Strategien für die Landwirtschaft als Versuch einer Klimarettungsaktion abtun oder als einen Plan mit Chancen
und Risiken begreifen, der zumindest Ziele vorgibt.

Natürlich stellt sich dabei sofort die Frage nach den wirtschaftlichen Auswirkungen. Leider gibt es dazu keine aktuelle Studie, die die Folgen für die Landwirtschaft aufzeigt, was ich für eine große Schwäche dieses Papiers halte. Damit kann in der Diskussion darüber nur spekuliert werden. Den Interessensgruppen geht es vor allem um die öffentliche Deutungshoheit.
Je nach Parteizugehörigkeit wird die „Farm-to-Fork-Strategie“ als zukunftsträchtige Entwicklung gepriesen oder als eine existenzielle Gefahr für die Landwirte dargestellt. Tatsächlich ist aber nur für einen Bereich sicher, dass er verlieren würde – das ist der Agrarhandel. Wenn weniger Pestizide und Düngemittel verkauft werden, wird der Handel verlieren. Auffallend ist, dass konservative Agrarpolitiker geschlossen die negativen Auswirkungen thematisieren.

Für die Landwirtschaft können sich aber auch, wenn man klug agiert, neue Chancen auf tun, wie: Stärkung der Position der Landwirte innerhalb der Lebensmittellieferkette durch gerechten Anteil am Gewinn. Mögliche Kosteneinsparungen bei Pflanzenschutz und Düngung. Reduzierung von Überschüssen, dadurch steigt die Nachfrage auf den Märkten. Stärkung der Akzeptanz in der Gesellschaft. Darauf sollte sich die Agrarpolitik konzentrieren. Denn nur ein „Weiter so wie bisher“, ist kein zukunftsfähiges Konzept.

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