BioAcker und GrünlandBetrieb droht Aberkennung des Bio-Status

Betrieb droht Aberkennung des Bio-Status

Kann Manfred Kogler seine Kühe nicht auf die Weide treiben, wird der Bio-Betrieb per 7. Juli 2021 dezertifiziert.
Quelle: Vetta

Manfred Kogler steht inmitten seiner Kühe im Laufstall und versteht die Welt nicht mehr. In etwas mehr als einer Woche wird seinem Betrieb der Bio-Status aberkannt. Obwohl er nur wenige Meter entfernt die Möglichkeit hätte, seine 23 Milchkühe zu weiden, ist ihm das nicht möglich. „Anfang des Jahres habe ich darum angesucht, meine Kühe über die Bundesstraße treiben zu dürfen“, erzählt der Oberösterreicher und zeigt dabei auf die direkt an den Stall angrenzende Straße.

Um dem geltenden Weideerlass zu entsprechen, muss der 49-Jährige nun zusätzlich zum Jungvieh auch seine Milchkühe auf die Weide treiben. Eine Übergangsregelung verpflichtet ihn, bis Jahresende mindestens einer RGVE pro Hektar weidefähiger Fläche oder zumindest 50 % der RGVE in der Vegetationsperiode Zugang zur Weide zu ermöglichen. Dieser Vorschrift kann der Bio-Betrieb derzeit aber nicht nachkommen. Mit einer Gesamtsumme von 37,2 RGVE und einer weidefähigen Fläche von 22 ha müsste Kogler mindestens 18,6 RGVE auf die Weide treiben. Aktuell befinden sich aber nur 6,6 GVE auf der Weide. Auf die geforderten 50 % fehlen ihm somit 12 Milchkühe.

Eine Lösung dafür hätte der Landwirt parat. Unmittelbar in Stallnähe, durch die Bundesstraße getrennt, liegt eine 5,5 ha große Weidefläche, die dafür ideal genutzt werden könnte. Er suchte deshalb Ende des Jahres 2020 um eine behördliche Genehmigung an, die Tiere zweimal täglich über die Straße zu treiben und dafür den Straßenabschnitt für jeweils eine halbe Stunde zu sperren. „Ich wollte Rechtssicherheit und eine offizielle Genehmigung dafür, meine Kühe problemlos über die Straße zu treiben“, erläutert Kogler die Entscheidung, offiziell um eine behördliche Genehmigung angesucht zu haben.

Bei der Bio-Nachkontrolle im Mai wurde festgehalten, dass Kogler die Weidevorgabe nur teilweise umsetzt.
Quelle: Vetta

Betrieb wird dezertifiziert

Im Februar erfolgte dann die negative Antwort der Behörde. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass
„…es bei einer täglichen, zweimaligen Sperre für die Dauer von jeweils einer halben Stunde einer hochrangigen Straße zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs kommt und somit die Voraussetzungen zur Erteilung einer Bewilligung nicht gegeben sind.“

Die vierwöchige Beschwerdefrist ließ Kogler verstreichen, sodass der Bescheid rechtskräftig ist.

Bei der Bio-Nachkontrolle im Mai wurde deshalb festgehalten, dass Kogler die Weidevorgabe nur teilweise umsetzt. „Wir können dem Betrieb eine maximale Frist von zwei Monaten gewähren, um weitere 12 GVE zu weiden“, erklärt der Sprecher der österreichischen Bio-Kontrollstellen Wolfgang Pirklhuber. Werden bis zum 7. Juli 2021 aber keine Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt, wird dem Betrieb der Bio-Status aberkannt.

Molkerei wechseln

„Wir wirtschaften in zweiter Generation biologisch, ich kann mir nicht vorstellen, konventionell zu produzieren“, sagt der Leonsteiner. Würde der Betrieb den Bio-Status verlieren, zöge dies einen Rattenschwanz an weiteren Problemen mit sich. Beispielswiese wird die Milch des Betriebes derzeit an die Bio-Molkerei Schlierbach geliefert. „Zuerst hat es so ausgesehen, dass ich nicht mehr für Schlierbach produzieren kann, dann wurde mir aber zugesichert, dass das bis Ende des Jahres doch möglich ist“, erzählt Kogler.

Da die Produkte der Bio-Molkerei zu einem großen Teil weiter nach Deutschland verkauft werden, sind die Koglers auch Naturland-Mitglieder. Laut deren Richtlinien reicht es aus, wenn die Kühe im Laufstall untergebracht sind und Grünfutter erhalten. Mit der Aberkennung von Bio müsste auch die Molkerei, in diesem Fall zur Gmundner Milch, gewechselt werden. Ob und wie dies möglich ist, ist nicht klar.

Weidepflicht wird nicht eingehalten

Sind es im heurigen Jahr 12 GVE, die Kogler zu wenig auf der Weide hat, müssen im nächsten Jahr alle seine Milchkühe hinaus. „Wir brauchen mehr Spielraum. Es gibt viele Betriebe, die die Weidevorgabe noch leicht mit 70 bis 80 % schaffen, aber dann im nächsten Jahr Probleme bekommen werden“, sagt Pirklhuber.

Derzeit sind es 76 österreichische Betriebe, die die Vorgaben der Übergangsjahre bislang nicht umsetzen konnten und mit ähnlichen Problemen wie Kogler zu kämpfen haben. „Das ist aber nur die Spitze des Eisberges“, fügt Pirklhuber hinzu. Denn mit der derzeitigen Vorgabe für 2022 „Alle Tiergruppen müssen auf die Weide“ kommen sicherlich viele weitere Bio-Bauern in die Bredouille.

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00