Kommenden Januar wählen die Bauern in Oberösterreich ihre Vertreter in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer. Wie die Wirtschafts- und Arbeiterkammer wird auch die Landwirtschaftskammer in Österreich parteipolitisch gelenkt. Das ist nicht neu.
Neu hingegen ist, dass mit Franz Waldenberger der Chef von Bio Austria Oberösterreich für den ÖVP-Bauernbund kandidieren wird. Waldenberger ist auch Vorstandsmitglied der Bundesorganisation von Bio Austria. Dieses Vorhaben gefällt nicht allen Bio-Bauern. Mit einem offenen Brief und einer gemeinsamen Videobotschaft versuchen die Kritiker die Kandidatur Waldenbergers zu verhindern. Vor einigen Wochen wurde sogar eine Petition gestartet.
Offener Brief
Auch sein Vorgänger bei Bio Austria, Martin Tragler, findet das nicht gut. Gemeinsam mit rund 50 Mitgliedern schilderte Tragler Ende September die Sorgen in einem offenen Brief an Waldenberger: „Grundsätzlich begrüßen wir sehr, wenn Biobauern und Biobäuerinnen sich politisch engagieren. (…) Was für uns aber nicht haltbar ist, wenn die Spitze einer Landes- oder auch Bundesorganisation von Bio Austria sich derart prominent zu einer Fraktion bei einer Wahl positioniert.“ Bio Austria sei laut Statuten eine überparteiliche Netzwerkorganisation. Die unterzeichnenden Bauern befürchten einen Interessenkonflikt, da die politische Fraktion in ihrer Gesamtheit nicht dieselben Interessen wie Bio Austria vertrete.
Aktiver Funktionär
In seiner Antwort betont Waldenberger, dass es gerade für eine Netzwerkorganisation wichtig sei, in verschiedenen Gremien als aktiver Funktionär dabei zu sein. Er wolle die Anliegen der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich einbringen: „Außerhalb zu stehen und Forderungen aufzustellen, ist eine Möglichkeit. Im Diskussionsprozess vor Entscheidungen dabei zu sein und Argumente einbringen zu können, bringt meiner Meinung nach aber mehr, als hinterher zu kommentieren und zu kritisieren.“ In ihrem offenen Brief bitten die Unterzeichner Franz Waldenberger, seine Entscheidung zu revidieren: „Andernfalls solltest du dir die Frage stellen, ob du bei der kommenden Wiederwahl von Bio Austria OÖ noch der geeignete Kandidat bist.“ Im Frühjahr steht die Wahl des Vorstands von Bio Austria Oberösterreich erneut an. Franz Waldenberger hat bereits angekündigt, erneut kandidieren zu wollen.
Petition fordert Rücktritt
Das wollen einige der Bio-Bauern verhindern. Trotz einer organisierten Aussprache konnte man dem Vernehmen nach keine zufriedenstellende Einigung erzielen. In einer Petition fordern sie, dass der Landesobmann bis spätestens 18. Dezember 2020, dem Tag der Einreichung der Wahl-Listen für die Landwirtschaftskammerwahl, seine Funktion als Landesobmann zurücklegt. Bis 2. Dezember zählte diese Petition 289 Unterstützer.
Kommentare