Ein Interview von Lena ADLHOCH, LANDWIRT Redakteurin
LANDWIRT: Müssen bayerische Milchbauern nach dem Ende der Milchquote um ihre Existenz fürchten?
Dick: Nein. Ganz und gar nicht. Das, was auf die Betriebe zukommt, hat wenig mit der Milchquote zu tun. Ein Betrieb, der jetzt gut dasteht, wird auch nach dem Ende der Quotenregelung gut wirtschaften können.
Das heißt, auch kleine Betriebe können auf dem offenen Markt Geld verdienen?
Huber: Sicher, das sehen wir ja jetzt auch. Solange jemand nicht investiert hat, verdient er sogar bei niedrigen Milchpreisen Geld. Sämtliche Gebäude und Maschinen sind ja abgeschrieben.
Wie lange werden sich kleine Betriebe halten können?
Dick: Diese Höfe produzieren in der Regel so lange, bis eine Arbeitskraft ausfällt, die Belastung zu groß wird oder die Hofnachfolge ansteht. Es gibt aber keinen Grund, warum ein gut organisierter, kleiner Zuoder Nebenerwerbsbetrieb nicht langfristig überleben könnte.
Sie rechnen also nicht damit, dass das Ende der Quote den Strukturwandel beschleunigt?
Huber: Das ist überhaupt nicht zu erwarten. Natürlich werden Betriebsaufgaben vor Ort emotional diskutiert. Die Frage ist aber, welchen Grund man vorschiebt. Wenn jemand sagt: „Wegen der Quote“, ist das aus fachlicher Sicht nicht richtig.
Wird sich die Milcherzeugung regional verschieben?
Dick: Zumindest tendenziell. Die Milch - quote ist in den letzten 30 Jahren von den Ballungszentren mit viel Industrie abgewandert. Dort gibt es schlichtweg gute finanzielle Alternativen zur Milchviehhaltung. Vermehrt hat sich dagegen die Milchquote in Regionen mit einem hohen Grünlandanteil. Im Bayerischen und Oberpfälzer Wald sowie im Voralpenland sind die Bedingungen für die Milcherzeugung sehr gut. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt.
Werden Bayerns Milchbauern mit norddeutschen Produzenten mithalten können?
Huber: Sehr große Höfe im Norden und Osten Deutschlands mit mehreren Hundert Kühen haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Sie müssen ihre Mitarbeiter organisieren und haben enorme Fixkosten zu bewältigen. Dafür erzeugen sie große Mengen zu vergleichsweise günstigen Preisen. Dem muss und kann die bayerische Landwirtschaft mit großem Know-how begegnen.
Welche Rolle spielen dabei Familienbetriebe?
Dick: Die Familien sind die Stärke der bayerischen Milchwirtschaft. Diese Betriebe sind eminent leistungsfähig und verfügen meist über einen großen Anteil an Eigenkapital. In schwierigen Zeiten kann ein bayerischer Familienbetrieb mit 60 Kühen mitunter auf sichereren Beinen stehen als der 500-Kuh-Betrieb in Niedersachsen, der seinen Stall mit viel Fremdkapital finanziert hat.
Wird die bayerische Milchproduktion ab Januar durch die Decke gehen?
Huber: Wir erwarten in den kommenden Jahren nicht allzu viel Zuwachs bei der Milchmenge. Es gibt Betriebe, die haben neu gebaut und bisher nicht alle Plätze belegt. Die werden Vollgas geben. Alles in allem wird die Milchmenge in Bayern in den kommenden Jahren aber nur leicht steigen. Wenn so viele Betriebe aufhören, wie wir erwarten, werden zu wenige Ställe zugebaut. Wir rechnen damit, dass in zehn bis 15 Jahren die bayerische Erzeugung sogar leicht zurückgehen könnte.
Und der Norden legt weiter zu?
Huber: In den nächsten Jahren wird der Norden noch etwas zulegen. Aber das haben wir auch schon während der Quote gesehen. Mitunter hatten dort die Molkereien sogar Prob leme, die Milch zu verarbeiten.
Angenommen ich produziere weiterhin Milch, welchem Druck werde ich nun ausgesetzt sein?
Dick: Der Druck auf die Bauern wird nicht steigen. Diese Angst können wir den Landwirten nehmen. Ich frage dann gerne mal die Bauern, wie sie ihre Kälber verkaufen oder den Raps, so ganz ohne Quote.
Wir haben die Quote jetzt 30 Jahre und viele Betriebsleiter kennen die Zeiten zuvor nicht. Sie können es sich einfach nicht vorstellen. Wir müssen aber lernen, weltweit zu denken. Und da ist es sinnvoll, die europäische Milcherzeugung zu deckeln, während alle anderen bei offenen Grenzen munter drauf los produzieren.
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