Die enzootische Kalzinose ist sowohl bei Schafen als auch bei Ziegen in Österreich immer wieder anzutreffen und stellt dann meist ein gravierendes Herdenproblem dar. Kalzinose bedeutet „Verkalkung“ durch die Aufnahme von Pflanzen, die eine „verkalkende“ Wirkung haben. In den alpinen Regionen Österreichs ist das in erster Linie der Goldhafer (Trisetum flavescens). Als enzootisch wird eine Krankheit dann bezeichnet, wenn sie nur in bestimmten Regionen auftritt, im Fall der Kalzinose also dort, wo der Goldhafer vermehrt wächst. Das ist insbesondere inneralpin und auf eher extensiv genutzten Flächen der Fall. Vor allem in den Berggebieten Österreichs stellt der Goldhafer eine bedeutende Grasart auf Wiesen und Weiden dar. Er kommt besonders gerne in den klimatisch raueren Regionen über einer Seehöhe von 600 m vor. Erreicht der Goldhafer im Gräserbestand einen Anteil von über 30–40 % in der Wiese, bzw. von über 20 % in der jungen Weide, kann es zu Problemen kommen. Daher ist es wichtig, die „Goldhaferflächen“ am eigenen Betrieb zu kennen und den Pflanzenbestand regelmäßig zu beurteilen. Fressen Wiederkäuer über mehrere Wochen hinweg eine Ration, die mehr als 30 % Goldhafer enthält, entwickeln sich die klinischen Symptome der Kalzinose. Der krankheitsauslösende Faktor im Goldhafer ist sein hoher Gehalt an Vitamin-D-ähnlichen Substanzen. Vitamin D ist verantwortlich für die Einlagerung von Kalzium und Phosphor im Körper. Bei chronischer Überversorgung mit Vitamin D kommt es zur krankhaften Verkalkung der inneren Organe und des Gewebes. Vor allem die Herzklappen, die Lungen, die Nieren, die großen Arterien und die Sehnen lagern massiv Kalk ein. Die Kalkablagerungen sind in besonders ausgeprägten Fällen tastbar und sichtbar. Symptome zeigen sich erst nach mehrmonatiger Aufnahme goldhaferhaltigen Futters.
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