Passanten bleiben oft stehen und sehen sich verwirrt um, wenn sie an Eberhard Weißkopfs Rübenfeldern in der Nähe des Dorfes Altenweddingen in Sachsen-Anhalt vorbeikommen. „Ja, die Roboter sind eine Art Attraktion. Die Leute kommen und fragen mich, was das ist, das da unbemannt und leise auf meinen Feldern herumfährt“, sagt der Landwirt Eberhard Weißkopf in einer Presseaussendung. Er lässt die Passanten wissen, dass es zwei FD20-Roboter des dänischen Roboterherstellers FarmDroid sind.
Covid-19 gab den Anstoß zur Umsetzung von Eberhard Weißkopfs Automatisierungsplänen. Die Pandemie bedrohte nämlich das ansonsten lukrativste und gefragteste Erzeugnis des Hofs: die Zuckerrüben. Grenzschließungen hatten es unmöglich gemacht, die vierzig Saisonarbeiter einzustellen und unterzubringen, die normalerweise im Frühjahr die sechzig Hektar Rübenfelder von Eberhard Weißkopf hacken. Die Zeit drängte: Hätte Weißkopf nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen eine Lösung gefunden, um seine Zuckerrüben unkrautfrei zu halten, dann hätte er den Zuckerrübenanbau für 2020 aufgeben müssen. „Der Anbau von Bio-Zuckerrüben ohne Hacken ist ausgeschlossen“, sagt Eberhard Weißkopf. „Ich hörte zufällig von FarmDroid. Die Roboter wurden dieses Jahr zu den Rettern unserer Zuckerrübenproduktion – sonst hätten wir die Rüben aufgeben müssen.“
Zwei Roboter angeschafft
Die Lösung war eine Investition in zwei dänische FarmDroid-FD20-Roboter. Jeder Roboter ist dafür ausgelegt, zwanzig Hektar pro Saison unkrautfrei zu halten. Dies geschieht acht Wochen lang durch ständiges Hacken – bis die Rübenpflanzen durch ihre Größe das Feld selbst beherrschen können. Während dieser Zeit durchfahren die Roboter fünfmal die Felder. Sie bewegen sich dabei mit weniger als 1 km/h vorwärts, aber dafür fast rund um die Uhr.
Die Amortisationszeit der rund 75.000 Euro teuren Roboter (pro Stück, ohne MwSt.) sei überschaubar, meint Eberhard Weißkopf: „Das manuelle Hacken zwischen den Rübenpflanzen erfordert 100 bis 120 Arbeitsstunden pro Hektar, und die Saisonarbeiter kosten mich 15 Euro pro Stunde. Die Investition in die FarmDroid-Roboter macht sich in zwei Jahren bezahlt“, rechnet Weißkopf vor. Er ist auch erleichtert, nicht mehr für den monatelangen Aufenthalt von vierzig Mitarbeitern verantwortlich zu sein. Jetzt beschäftigt der 700-Hektar-Hof das ganze Jahr über vier Mitarbeiter, deren Stellenbeschreibung um die Bezeichnung „Roboterführer“ erweitert wurde.
Die Roboter „wissen“, wo die Pflanzen stehen
Im Gegensatz zu anderen kommerziellen Lösungen setzt der FD20 zur Unterscheidung zwischen Unkraut und Rübenpflanzen nicht auf Kameratechnik. Vielmehr wissen die Roboter genau, wo sich die Rübensamen befinden, weil sie diese selbst gesät haben. Die Roboter navigieren mit hochpräziser GPS-Technologie. Sie bewegen sich so langsam, dass die Rübensamen sehr genau erfasst werden und das anschließende Hacken zwischen Pflanzen und Reihen laut Presseaussendung sehr genau durchgeführt werden kann. So lasse sich auch schon in den sehr frühen Wachstumsstadien geschickt um die Rübenpflanzen herum hacken.
Der Roboter hackt das Unkraut auch innerhalb der Reihe, also zwischen den Pflanzen. Der FarmDroid FD20 erledigt das „Hacken“ mit einem Draht. Dieser entfernt Unkrautkeime zwischen den Reihen in einer Tiefe von ein bis drei Zentimeter aus dem Boden. Der Roboter wiegt deutlich weniger als Traktoren und Maschinen, nämlich weniger als 800 Kilo. Das schützt die Bodenstruktur und vermeidet eine übermäßige Bodenverdichtung.
Weißkopf sieht ein großes Potenzial für die Landwirtschaft darin, genau zu wissen, wo die Kulturpflanzen gesät wurden. Er meint, dass auch die konventionelle Landwirtschaft dieses Wissen nutzen kann, um beispielsweise den Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln durch Punktspritzungen deutlich zu reduzieren.
Automatisierung auch in anderen Kulturen
Eberhard Weißkopf hat im ersten Jahr mit der Automatisierung der Unkrautbekämpfung auf seinen Rübenfeldern so gute Erfahrungen gesammelt, dass er seine Roboter nun auch auf seinen Raps- und Zwiebelfeldern zum Unkraut hacken einsetzen möchte. Auch Rote Rüben und andere Kulturpflanzen kommen in Frage, die sowohl zwischen den Reihen als auch zwischen den Pflanzen unkrautfrei gehalten werden müssen, um einen angemessenen Ertrag zu erzielen.
Die Inbetriebnahme der Robotertechnik bei Eberhard Weißkopf erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem norddeutschen FarmDroid-Händler Solar Andresen. Es ist auch möglich, die FarmDroid-Hotline direkt anzurufen.
Als Biolandwirt ist Eberhard Weißkopf an nachhaltiger Bewirtschaftung gelegen. Daher gab es ein klares Plus für FarmDroid, dessen Roboter solarbetrieben sind. Bei relativ klarem Wetter können die vier Sonnenkollektoren auf dem „Dach“ des Roboters bis zu 20 kWh pro Tag produzieren. „Die Sonne sorgt dafür, dass sich die Roboter CO2-neutral und ausschließlich mit klimafreundlichem Kraftstoff bewegen können, und ich brauche keinen Diesel. Ich glaube, dass die Robotertechnik hilft, mehr Ökologie durchzusetzen, weil sie uns ohne Umweltbelastung intelligenter arbeiten lässt“, sagt Eberhard Weißkopf.
Über FarmDroid
FarmDroid hat im Jahr 2019 seine ersten Roboter verkauft und ausgeliefert. 2020 verfünffachte sich der Verkauf von Robotern, und die FD20-Roboter sind jetzt bei Landwirten in mehreren europäischen Ländern im Einsatz. Die Liste der Kulturpflanzen, die der FD20 säen und unkrautfrei halten kann, wächst laut Presseaussendung kontinuierlich. Dazu gehören Zuckerrüben, Zwiebeln, Spinat, Grünkohl, Blumensamen und Raps. Die Firma FarmDroid wurde von zwei Brüdern gegründet, die auf einem dänischen Bauernhof aufgewachsen sind.
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