Startseite › Landwirt Forum › Allgemeines – LANDWIRT Forum › Tierärztemangel › AW: Tierärztemangel
Mich wundert es immer wieder welch große Anzahl an Kleintierpraxen es im Städtischen und Stadtnahen Bereich gibt… Aber auch im ländlichen Bereich dürfen/müssen sich immer mehr eingefleischte Großtier/ Nutztierpraktiker/innen um eine stetig wachsende Anzahl an Behandlungsbedürftigen Klein/ Hobbytieren wie Katzen , Hunde, Hamster, Hasen, Chincillas usw. kümmern…. Um den Tierschutzgesetz gerecht zu werden, sind beiderlei Kategorien gleichwertig zu behandeln im Krankheitsfall und in der Vorsorge…. Natürlich ist die Kleintierbereuung nicht nur körperlich leichter, sondern auch ein lukrativeres Geschäft als die landwirtschaftliche Nutztierbetreuung. Es versteht sich wohl von selbst, dass Landwirte bemüht sind mit gutem Stallmanagement, wachsamen Augen und Vorsorge die Tierarztkosten für Behandlungen aus wirtschaftlichen Gründen gering halten zu wollen und zudem ja ohnehin der Medikamenteneinsatz so gering als möglich gehalten werden muß, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Gegensätzlich dazu werden für Heim und Hobbytiere oftmals Kostspielige, aufwändige und langwierige Therapien von den Besitzern von Heim u. Schmusetieren von Tierärzten erwartet ( weil der kleine Liebling am besten niemals sterben soll/darf…)
Es hat alles seine Berechtigung, aber wir müssen schon sehen, auch im Sinne einer funktionierendenVerantwortungsvollen Vollziehung des Tierschutzgesetzes und der Lebensmittelsicherheit sowie den Konsumentenanforderungen (Stichwort: Tierwohl…) brauchen wir in naher Zukunft um nicht zu sagen ab sofort viel mehr gut ausgebildete Nutztierpraktiker für große und kleine Wiederkäuer und den Schweinebereich. Ich erwarte an dieser Stelle und ich denke es sind nicht meine Erwartungen alleine, von den Verantwortlichen für die Veterinärmedizinische Ausbildung ein weitaus höheres Kontingent für die Ausbildung von Groß/ Nutztierpraktikern zu erwirken. Das immer wieder kehrende Argument mit den Kriterien für die Punktevergabe beim Aufnahmeverfahren sei Vorgabe, lasse ich nicht gelten. Alleine um die Lebensmittelsicherheit und den lauten Tierwohlforderungen der breiten nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung gerecht zu werden braucht die österreichische Tierhaltende und regionale Lebensmittelproduzierende Landwirtschaft ein funktionierendes Netz an Nutztierpraktikern, die auch in angemessener Zeit beim Nutztier sein können wenn ein Landwirt dies als notwendig erachtet. Ich sehe es als dringend notwendig, die Vorgaben für die Aufnahmeverfahen so zu ändern – und das ist auch möglich – daß der landwirtschaftliche Bereich der Tierhaltung in Zukunft auch entsprechend gut versorgt werden kann und die studierenden im Nutztierbereich langfristig gehalten werden können. Ich höre immer wieder, daß Junge Leute aus landwirtschaftlichen tierhaltenden Betrieben, welche wirklich von Kindesbeinen an, mit allen Facetten und Problemen in der Nutztierhaltung und zunehmend auch mit Themen wie Tierwohl, Lebensmittelsicherheit, Biosicherheit, Antibiotikaeinsatz, Konsumentenkritik/ wünsche und vieles mehr vertraut sind, aufgrund der Punktevergabe bzw. Aufnahmekriterien trotz sehr guter Maturanoten nicht zur Ausbildung zugelassen werden, weil die Punkteanzahl nicht erreicht wurde obwohl diese den Wunsch hätten hauptsächlich mit Nutztieren zu arbeiten. Und andererseits werden wiederum aufgrund des Punktevergabesystems welche aus dem Städtischen Bereich ausgebildet…daß sich diese Studienabgänger schon oftmals auch ganz klar während des Studiums auf Heim und Hobbytiere spezialisieren ist wohl auch nachvollziehbar und nicht verwunderlich.
Ein kurzer Blick in die Geschichte: Kaiserin Maria Theresia verfügte 1765: “eine Lehrschule zur Heilung der Viehkrankeiten” zu gründen…( das eine schließt das andere nicht aus)! Aber es muß auch heute im 21. Jahrhundert noch die wichtigste Aufgabe für eine österreichische Landwirtschaft mit höchsten Tierwohlstandards und kleinen Betriebseinheiten zur Sicherung von gesunden regionalen Lebensmitteln darstellen. Ich fordere daher alle Verantwortungsträger im Veterinärbildungsbereich und Politik auf, die Ausbildung dahingehend auszuweiten, dass wir gemeinsam, Landwirte und Veterinäre diese Standards auch in Zukunft gut erfüllen können.