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Schlagwörter: Hofübernahme Milchvieh Ausbildung Grünland nachzucht Nebenerwerbsbetrieb Stall Milchvieh
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21. Januar 2023 um 18:43 Uhr #320407Lina Love Teilnehmer
Hallo liebe Forum Gemeinde
Ich bin jetzt 21 Jahre alt und Mein Kindheitstraum ist es eines Tages mal mit einem Partner/Ehemann einen eigenen kleinen Nebenerwerbs betrieb zu haben. Der sollte in einem Tal wie bspw Oberstdorf Dorf sein mit Bergen ringsherum ich glaube so etwas nennt man auch Voralpenland.
dazu muss ich sagen ich komme aus keiner Bauernfamilie und auch meine bekannten haben mit der Landwirtschaft nichts Am Hut . Ich habe vor eine landwirtschaftsausbildung zu absolvieren.danach würde ich natürlich ganz klassisch als Angestellte auf einem betrieb arbeiten. Wenn möglich auch mal einen Sommer lang auf einer alm oder alpe verbringen um zu schauen wie selbstständig man das alles so hin kriegt .
immer wenn ich von meinen Zukunftsplänen Berichte lachen die Leute und sagen dazu müsste ich einen alten reichen Bauern heiraten dann könnte das evtl. was werden .die Leute die mir das sagen haben alle samt keine Ahnung von der Landwirtschaft muss man dazu sagen.
ich würde auch nicht behaupten das ich die größte Ahnung hätte aber ich beschäftige mich immer sehr gerne mit Detailfragen rund um die Landwirtschaft. Das ist vielleicht das Problem das ich gar nicht das große und ganze sehe.
ich denke ich erzähle erstmal grob meine Vision:
1. Betriebsart:
ich hätte gerne einen typischen Nebenerwerbs betrieb wie man ihn in Touristen gebieten wie Im Allgäu , salzburgerland und sonstiges so kennt.
2.Nutztierart:
ca. 15-20 (Horn tragende) Milchkühe+die nachzucht die man für den Eigenbestand braucht und dem benötigten Grünland (das man ja auch pachten könnte) was man für die kreislaufwirtschaft braucht.
3.Haltungsform:
Kombihaltung d.h. Anbindehaltung (meinetwegen auch Laufstall Haltung). Und dem weidesystem aus der Kombination aus Umtriebs- und portionsweide.
4. Geld verdienen:
-bestenfalls Milch und Fleisch Verkauf ab Hof
-Ferienwohnung für Urlaub auf dem Bauernhof
– hauptberuflich etwas anderes machen. Auf Grund der Zeit wahrscheinlich in Teilzeit. Und der Partner/Ehemann würde hauptberuflich auch was anderes machen.
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Nun ist meine Frage , klingt das wirklich alles so naiv und kaum zu erreichen das Ziel ? Meine größten Bedenken zielen ehrlich gesagt darauf ab, einen Mann zu finden der da auch Bock drauf hat und mit mir das macht.
Natürlich kostet so ein Hof mit dem entsprechend benötigtem Land sehr viel Geld und das habe ich auch nicht auf der hohen kannte . Aber ist das nicht das normalste der Welt einen Kredit bei der Bank ein zu fordern mit entsprechendem Business Plan für die Kreditwürdigkeit? Ahßerdem soll es doch auch die Möglichkeit geben eine gbr zu gründen ab zwei Personen.
Was haltet oder denkt ihr denn so von alle dem was ich geschrieben habe
LG
Lina
22. Januar 2023 um 8:21 Uhr #320474Richard Wanker TeilnehmerHallo Lina, naiv und kaum zu erreichen klingt fast jeder Plan einer Betriebsgründung in vielen Branchen. Landwirtschaft ist keine Ausnahme, viel Geld liegt in gebundener Form vor, ein Business Plan bei voller Finanzierung per Kredit kaum darstellbar. Dafür gibts aber die bekannten Umwege wie Heirat. Noch viel interessanter finde ich diverse Vermittlungsplattformen zur Hofnachfolge: viele Altbauern haben keine Nachfolge. Sie wissen, dass ein Verkauf am freien Markt ihnen viel Geld einbringen würde, wollen aber den Betrieb erhalten und nicht zerschlagen und filetieren in Wohnprojekte und eine kümmerliche “Restl-Landwirtschaft”. Etliche solcher Plattformen gibts mittlerweile (zb hofsuchtbauer.de).
Du bist schon mal am richtigen Weg, wenn du dein Ausbildung in Richtung Landwirtschaft ausrichtest. Eine Schnuppermöglichkeit wäre “Freiwillige am Bauernhof” organisiert vom Maschinenring. So kannst du auf verschiedensten Betrieben in Vorarlberg, Tirol oder der Steiermark mitarbeiten, und einen Einblick bekommen. https://www.maschinenring.at/freiwillig-am-bauernhof
Nehmen wir mal an du hast deinen Hof gefunden und bezogen, hier noch ein paar Gedankenanstöße und der Hauptgrund warum ich dir hier antworte:
- Verabschiede dich von der Kombinationshaltung! Die Landwirte-Vertretung verkauft diese Form den österreichischen und bayrischen Bauern noch als Königsweg, und jagt wieder mal etliche Bauern ins Verderben. Der Laufstall kommt überall, vielleicht erst in 15 Jahren, und je größer der Betrieb umso früher. Das heißt entweder hat dein Hof schon einen Laufstall oder du musst von vorneherein den Umbau zum Laufstall mit einrechnen!
- dein Plan sieht mindestens eine Vollarbeitskraft vor. Sagen wir die tägliche Stallarbeit benötigt 1 Stunde morgens und abends. Das sind schon 2h * 365 Tage = 730 Stunden pro Jahr. Dann ist noch keine Milch verarbeitet, die Ferienwohnung ist noch nicht her gerichtet, kein Feld ist bestellt, keine außerordentliche Tätigkeit im Stall abgeschlossen, kein Vieh auf die Alm gebracht und wieder geholt, keine Maschine repariert, und Kaffee trinken im Lagerhaus warst auch noch nicht 😉 2000 Arbeitsstunden pro Jahr geht, bis zu 3000h sind möglich aber nicht auf Dauer durchzuhalten.
- das heißt, vergiss die Ausrichtung auf einen Nebenerwerbsbetrieb. Das ist in Österreich zwar mittlerweile die häufigste Betriebsform, trotzdem ists für die meisten in der von dir angedachten Betriebsgröße nur eine Knochenmühle! Eher solltest du andenken, ob du eine Lehrstelle am Betrieb anbietest. Wenn du in den Nebenerwerb willst, sollte die Landwirtschaft deutlich kleiner sein. Insbesondere die Viehhaltung, und on Top noch die Melkarbeit machen deinen Betrieb sonst zur Arbeitsfalle!
- Nehmen wir an du brauchst 1 Million Euro von der Bank (sei es als Ablöse, oder für Einrichtung zur Milchverarbeitung, Stallumbau etc.). Die lineare Abschreibung berechnet sich nach Abschreibungsbetrag = Anschaffungskosten / Nutzungsdauer. Nehmen wir 30 Jahre Nutzungsdauer an (ein Wert den zb eine Bank in einem Business Plan möglicherweise nicht akzeptiert weil zu lange). Das sind 33333 Euro pro Jahr an Abschreibung. Das ist jetzt etwas hemdsärmelig und nicht korrekt für einen BWLer, aber diese 33 TSD Euro müssten pro Jahr übrig bleiben nachdem deine Arbeit bezahlt ist, und alle Kosten für den laufenden Betrieb gedeckt sind. Das ist nach deinem Plan mit Direktvermarktung und Ferienwohnung möglich, aber zeigt die Schwierigkeit wenn hohe Geldsummen in einem Betrieb gebunden sind. Dieses Problem hat zb ein Dienstleister, der zur Miete in einem Büro arbeitet, einfach nicht.
Ich wünsch dir alles Gute, ein Weg wird sich finden. Es gibt immer Menschen die dich auslachen oder den ganzen lieben langen Tag vom Unmöglichen reden. Du weißt eh selber das wird nicht super einfach, such dir Leute die dir konkret helfen können statt nur lachen. Vielleicht kennst jemanden auf einer Bank oder einen Steuerberater, der dir die Sache mal ganz unverbindlich und grob durch rechnet. Am meisten bringt dir sicher praktischer Einblick vor Ort.
Sg, Richard
22. Januar 2023 um 10:07 Uhr #320480svoboda 12 TeilnehmerHallo Lina!
Ich würde jetzt nicht sagen ,dass das naiv klingt. Aber man liest halt heraus, das du eher weniger Ahnung hast von der LW (nicht böse gemeint). Ich bin ungefähr in der selben Betriebsgröße, habe keinen Abhofverkauf und keine Ferienwohnungen. Und komme auf rund 3000 Arbeitsstunden/Jahr. Es wird sicher Betriebe geben, die weniger Zeit beanspruchen, aber sicher auch einige die mehr Zeit beanspruchen. Aber ich schätze du wirst mind 1 Vollerwerbskraft brauchen, obwohl ich davon ausgehe, das es sogar mehr ist. Bezüglich Kredit, kann ich mich dem Vorkommentar nur anschließen.
Aber kannst gerne mal mitarbeiten bei mir 😉
Lg Svoboda
22. Januar 2023 um 12:16 Uhr #320488Lina Love TeilnehmerDank euch schon mal Richard Wanker
und Svoboda 12
22. Januar 2023 um 12:20 Uhr #320489Lina Love TeilnehmerSvoboda 12: arbeiten sie auch im vollerwerb auf ihrem Hof ?
22. Januar 2023 um 15:42 Uhr #320494svoboda 12 TeilnehmerLina, Ja, bei 3000h im Jahr bleibt keine Zeit für noch eine Tätigkeit.
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