Auf knapp 50 Hektar Acker- und Grünland baut Landwirt Karl Wurmbrand im niederösterreichischen Kirchau das Futter für seine 110 Mastrinder an. Zudem bewirtschaftet er in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftlichen Fachschule (LFS) Warth die dazugehörenden 45 Hektar Acker- und Grünlandflächen samt Versuchsflächen. Diese dienen auch zur praktischen Ausbildung der Landwirtschaftsschüler. Die Flächen liegen größtenteils an mehr oder weniger steilen Hängen.
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Die Rindergülle brachte Wurmbrand bis vor kurzem noch mit einem Prallkopfverteiler an seinem 8 m³ großen Güllefass von Kirchner aus, das von einem Lindner Geotrac 114 ep gezogen wird. Das jährliche Güllevolumen beträgt insgesamt ca. 4.000 Kubikmeter, also rund 500 Fässer. Mit seiner Ausbringung stieß der Landwirt jedoch immer wieder auf den Unmut seiner unmittelbaren Nachbarschaft. „Ich bringe nach jedem Schnitt Gülle aus, also etwa fünf Mal im Jahr. Dabei verursachte der Prallkopfverteiler hohe Geruchsbelästigungen“, erzählt Karl Wurmbrand.
„Prallteller nicht mehr zeitgemäß“
Auch das Platzieren der Gülle direkt an der Pflanze und damit ein effizientes Nutzen der Nährstoffe war mit dieser Technik kaum möglich. Dagegen waren die Pflanzen durch die oberflächliche Breitverteilung verschmutzt. Wurmbrand: „Diese Ausbringtechnik war für mich einfach nicht mehr zeitgemäß. Sie führte auch zu hohen Stickstoffverlusten.“ Das ist auch einer der Gründe, weshalb der Prallkopfverteiler zum Beispiel in Deutschland bereits seit diesem Jahr auf Ackerland verboten und auf Grünland nur noch bis 2025 erlaubt ist.
Um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, die Geruchsbelästigung zu reduzieren und den hofeigenen Dünger wirtschaftlicher zu nutzen, entschied sich Wurmbrand dazu, den Prallkopfverteiler durch ein Schleppschuh-Gestänge zu ersetzen. Daher hat der Landwirt seinen Fasswagen im Februar 2020 mit einem SwingUp Slide Schleppschuhgestänge von Vogelsang nachgerüstet. Den neun Meter breiten und 900 kg schweren Verteiler haben eine Fachwerkstatt und ein Mitarbeiter von Vogelsang aufgebaut.
Kein „Anfahrts-V“, kein Nachtropfen
Mit dem Fass verbunden ist das Schleppschuhgestänge über eine Vierpunkt-Aufhängung. Der Exaktverteiler Vogelsang ExaCut ist mittig am Gestänge positioniert und verteilt die Rindergülle gleichmäßig auf die 40 Abgänge mit 22,5 cm Abstand zueinander. Da die Schläuche durchdacht verlegt und dadurch nahezu gleich lang sind, kommt die Gülle an allen Auslässen fast gleichzeitig am Boden an. So lassen sich auch die Vorgewende und Feldecken gleichmäßig düngen, das „Anfahrts-V“ wird vermieden.
Der Verteilerkopf ermöglicht eine Durchflussmenge von 2.000 bis 4.500 l/min. Dafür sind am Traktor ein Steuergerät mit mindestens 50 l/min Ölfördermenge sowie ein druckloser Rücklauf nötig. Für die Straßenfahrt und ein einfaches Manövrieren lassen sich die Seitenarme auf eine Transportbreite von 2,55 Metern einklappen. Die Schleppschuhe werden dabei um 180 Grad nach oben geschwenkt, was ein Nachtropfen verhindert („DropStop“). Für das Klappen der Ausleger und der Schleppschuhe sind zwei weitere doppeltwirkende Steuergeräte erforderlich. Optional ist auch eine Komfortbedienung mit Kippschaltern oder eine Isobus-Steuerung erhältlich.
Die Kufen der Schleppschuhe teilen den Pflanzenbestand und ziehen eine Rille in den Boden. Das Schaftmaterial des Schleppschuhgestänges ist robust, es folgt aber trotzdem der Bodenkontur. Daher ist die Ausbringtechnik auch für eine bodennahe Gülleablage auf unebenen Flächen und Steilhängen geeignet, die Wurmbrand bearbeitet. sodass die Gülle bodennah abgelegt wird. Dadurch lassen sich Geruchsbelästigungen und Verschmutzungen der Pflanzen stark verringern. „Saubere Pflanzen erhöhen auch die Futterqualität. Zudem besteht keine Gefahr mehr, dass die Pflanzen bei Sonneneinstrahlung verbrennen. Und die Kufen dringen auch bei trockenen Verhältnissen gut in den Boden ein“, schildert Wurmbrand seine Erfahrungen aus dem ersten Einsatzjahr.
Nachbarn schauen wieder zu
Der nachgerüstete Schleppschuh-Verteiler kostet in der vorliegenden Ausstattung rund 24.000 Euro (inkl. 20 % MwSt., ohne Montage). Wurmbrand geht davon aus, dass er durch die neue Ausbringtechnik die Stickstoffemissionen senken und auf zusätzlichen Mineraldünger weitgehend verzichten kann. Doch nicht nur aus ökologischer Sicht habe sich die Investition in den Schleppschuh-Verteiler für den Landwirt gelohnt. Auch die wegen der Geruchsbelästigungen zuvor angespannte Situation in der Nachbarschaft habe sich entschärft. Karl Wurmbrand: „Vorher sind die Leute davongelaufen, wenn ich die Gülle ausgebracht habe. Heute bleiben sie stehen und schauen zu.“
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