ForstSiedeln mit Waldameisen

Siedeln mit Waldameisen

Das zuvor abgebaute Holz vom Boden der Gartenhütte kann Martin Krondorfer für den Aufbau des neuen Nests im Wald gut gebrauchen.
Quelle: Jäger

Martin Krondorfer steigt aus dem Kleinbus, schlüpft in seine rot-gelb leuchtende Forstjacke und setzt seinen Forsthelm auf. Dieser soll ihn heute ausnahmsweise nicht vor herabfallenden Ästen, sondern lediglich vor dem Regen schützen. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe – ebenfalls alle in wasserfeste Kleidung gehüllt – durchquert er den Garten von Frau Fluch in St. Lorenzen im Mürztal. Sie passieren ein Hochbeet und folgen einem ausgemähten Pfad über eine Wiese bis zu einem Fichtenwäldchen. An dessen Rand, angeschmiegt an zwei Fichtenstämme, befindet sich die Quelle allen Ungemachs von Frau Fluch: zwei Waldameisennester, an deren Oberfläche trotz des trüben Wetters geschäftiges Treiben herrscht. Hier stören die nützlichen Tierchen Frau Fluch freilich nicht. Jedoch sind sie in den letzten Jahren stetig in Richtung ihres Gartens gewandert und haben inzwischen Besitz vom Hochbeet ergriffen. An Zaunpfählen zwischen Waldrand und Garten finden sich mittlerweile weitere Hügel. Martin Krondorfer erklärt Frau Fluch und den anderen: „Die Ameisen siedeln vom Waldrand nach oben, weil sie dort bessere Lebensbedingungen und vor allem mehr Sonne vorfinden.“ Der Forstwirt leitet nicht nur die Forstliche Ausbildungsstätte (FAST) Pichl in der Steiermark, sondern ist auch Ameisenheger. Das befähigt ihn, Ameisen fachlich richtig und vor allem legal umzusiedeln.

Unter Schutz gestellt

In der Steiermark stehen hügelbauende Waldameisen mitsamt ihren Nestern unter Schutz. Eine Beschädigung oder gar Zerstörung der Ameisenvölker ist verboten. Auch in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg sind hügelbauende Waldameisen geschützt, in Niederösterreich die vier häufigsten Waldameisenarten (F. rufa, F. polyctena, F. aquilonia, F. lugubris). Nur teilweise steht die Waldameise in Kärnten unter Schutz, dafür 30 andere, seltene Ameisenarten. In Deutschland zählen Wald- und Kerbameisen zu den besonders geschützten Tierarten. Trotz Schutzstatus dürfen Fachleute wie Krondorfer die Nester von Waldameisen umsiedeln – sofern sie im Weg sind, wie beispielsweise beim Bau von Straßen oder Windrädern. Auch Haus- oder Gartenbesitzer können als letzten Ausweg einen Ameisenheger zur Hilfe rufen, wenn andere erlaubte Vergrämungsmittel wie das Streuen von Kieselgur nicht greifen. „In der Steiermark passiert das pro Jahr ungefähr zehn Mal“, antwortet Martin Krondorfer auf Nachfrage von Frau Fluch. Den Kontakt zu registrierten Ameisenhegern stellen die Naturschutzabteilungen der Länder her.

Was der Artikel noch bereithält:

  • Der Weg zum Ameisenheger
  • Ökologische Bedeutung von Waldameisen
  • Praktische Durchführung einer Umsiedelung
  • Mehr Bilder
  • u.v.m.

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