Vor allem kleinere Höfe und Nebenerwerbsbetriebe fühlen sich von Politik, Interessensvertretung, Medien und Öffentlichkeit vernachlässigt und vergessen. Ein Betroffener schildert seine Sicht so: „Für kleinere Betriebe macht überhaupt niemand mehr Politik – nur Lippenbekenntnisse. Für kleinere Betriebe werden keine Maschinen mehr gebaut. Warum wird auf die Kleinen nicht geschaut, auf ihre hohen Fixkosten, geringe Förderung, doppelten Sozialversicherungsbeiträge, Zuzahlung bei Zulieferung und Abholung?“
Tatsächlich dreht sich in unserer Zeit alles um Größe: Hektar, Viehbestand, Maschinen und Umsatz. Wer hier zu wenig vorzuweisen hat, fällt sogar aus den statistischen Verlautbarungen wie dem „Grünen Bericht“, der Bibel über den Zustand der Landwirtschaft in Österreich. Daraus speist sich die Angst, im großen Interessenscocktail und Brüsseler Verteilerwettkampf gar nicht mehr vorzukommen. Auch darf dabei nicht vergessen werden, das Rad dreht sich weiter. Wer sich heute noch zu den Großen zählt kann morgen zu klein sein.
Die Faktenlage der österreichischen Landwirtschaft ist recht eindeutig. Von den 111.600 Betrieben, die noch einen Förderantrag stellen, bewirtschaften 73 Prozent eine landwirtschaftliche Fläche von maximal 30 Hektar. 86 Prozent bearbeiten bis zu 50 Hektar. In Bayern sind es 57 Prozent der Betriebe, die bis zu 50 Hektar Land ihr Eigen nennen.
Auf mehr als zwei Drittel der österreichischen Höfe wird im Nebenerwerb gerackert. Oft fühlen sich diese Betriebe nur noch als Hobbylandwirte wahrgenommen, deren Grund und Boden möglichst bald für wachstumsorientierte, sogenannte Zukunftsbetriebe als Pacht zur Verfügung steht. Daraus entsteht eine gefährliche Gemengelage. Weil durch die vermeintlich düsteren Zukunftsaussichten zu viele Höfe aufgeben, entlegene Gebiete ausdünnen, Infrastrukturen zusammenbrechen und so das Rückgrat der Landwirtschaft zu zerbröseln droht. Wen wundert es, wenn ob dieser Gefühlslage die Jungen aufgeben und abwandern und der Wald – wo einst Wiesen und Äcker kultiviert wurden – seine Rückkehr feiert.
Vielfalt als Stärke
Die Kleinstrukturiertheit wird aus ökonomischer Sicht als Nachteil – zu wenig leistungsfähig, den maschinellen Möglichkeiten und den Effizienz-Anforderungen moderner Zeiten als nicht genug angepasst – beurteilt. Deshalb stehen die kleingliedrigen Strukturen im Abseits. Es muss genau umgekehrt argumentiert werden. Nicht als Schwäche, sondern als besondere Stärke. Statt ständig dem Mehr vom Gleichen nachzuhecheln, braucht es ein selbstbewusstes Zur-Schau-Stellen von Vielfalt: Ernährungssicherheit, das Besondere, Spezialitäten verknüpft mit regionalen Traditionen, gewachsen mit dem Wissen und Können von Generationen.
Ein Tourismusland wie Österreich lebt davon. Agrikultur und gepflegte Landschaft müssen deshalb auch für die Bauern ihren Preis haben. Die derzeitigen Direktzahlungen schaffen das nicht. Sie beziehen sich nur auf die Hektargröße. Das benachteiligt die Kleinen. Es braucht daher neue, intelligente Förder- und auch Marktregeln.
Dummerweise glauben wir immer noch, uns auf einen Wettbewerb mit den großen, hunderte Hektar bewirtschaftenden Betrieben in den Gunstlagen einlassen zu können. Statt uns auf unsere Stärken einer diversifizierten, kleinstrukturierten Landwirtschaft zu konzentrieren und diese zu fördern, folgen wir einem ruinösen, globalen Wettbewerb in einem Markt ohne Regeln. Die Verlierer stehen dabei fest.
Will man den kleineren Höfen und Nebenerwerbslandwirten helfen und ihren Standort sichern, braucht es Marktregeln und eine spürbar höhere Förderung für die ersten 30 Hektar und ein klares, in Taten gegossenes Bekenntnis zur ihrer Erhaltung.
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