Von Andrea FEIFFER
1. Besser spät als früh dreschen
Durch den Einsatz von Fungiziden verzögert sich die Abreife von Raps. Ältere Sorten werden um drei bis sechs Tage und die der neueren Sorten sogar um zehn bis 14 Tage später reif. Dadurch bleibt die Pflanze länger grün und assimiliert länger. Auch die Schoten bleiben länger frisch und platzen nicht mehr so leicht auf. Erst wenn die gesunden Pflanzen länger ausreifen können, etablieren sich höchste Erträge. Das heißt, man drischt besser zu spät als zu früh. Jeder Tag bringt bis zu 2 dt/ha mehr Ertrag. Durch einen späteren Rapserntetermin können sich die Gesamterntekosten – Ausdruschverluste, Ausfallverluste, Dreschwerksund Reinigungsverluste, Trocknungsund Maschinenkosten – halbieren.
2. Auf das entscheidende Drittel schauen
Das Schotenpaket ist heute doppelt so groß wie früher. Dadurch wird das untere Schotendrittel weniger belichtet und reift später ab. Zum gewohnten Erntezeitpunkt beginnt im oberen Bereich der Ausfall, während im unteren Drittel noch grüne Gummischoten vorhanden sind. Je gesünder die Pflanzen sind und je intensiver Sie den Bestand führen, desto ungleichmäßiger reift der Bestand ab. Schauen Sie sich daher das Schotenpaket komplett an und entscheiden Sie über den Erntetermin anhand der Gesamtabreife.
3. „Gummischoten“ sind verloren
Grüne Gummischoten sind zäh und öffnen sich weder händisch ausgerieben noch mit dem Dreschwerk. Sie passieren die Maschine und landen bei den Ernterückständen. Diese Verluste können sehr stark ansteigen.
4. Ausfall nicht überschätzen
Mit zunehmender Abreife sinkt zwar das Problem mit den Gummischoten, doch steigt die Gefahr von Ausfallverlusten. Die Zunahme der Verluste sollten Sie aber nicht überschätzen. 1.000 ausgefallene Körner/m² bzw. 1.000 gekeimte Pflanzen/m² bedeuten etwa einen Prozent Verlust.
5. Kornfeuchte nicht mit Reife verwechseln
Viele Landwirte machen den Erntetermin von der Kornfeuchte abhängig. Bei einer Kornfeuchte von acht Prozent ist der Raps nicht notgedrungen Reif. Das Dreschwerk knackt nur die reifen Schoten auf. Die grünen Gummischoten werden nicht ausgedroschen und die unreifen Körner gelangen gar nicht in den Kornbunker.
6. Vorentscheidung am Schneidwerk
Der Rapsdrusch mit einem Getreidetisch geht immer mit großen Verlusten einher. Am besten verwenden Sie ein variables Schneidwerk mit seitlichen Trennmessern. Dadurch können Sie die Tischlänge an den jeweiligen Bestand anpassen und Sie sind beim Wechsel von Getreide auf Raps flexibler.
7. Schneidwerksrückwand erhöhen
Es macht auch Sinn, die Schneidwerksrückwand in der Höhe zu verlängern. Achten Sie darauf, dass die obere Kante zum Schneidwerk hin abgewinkelt ist. Damit verhindern Sie, dass Körner über die Rückwand hinausfallen und in das Schneidwerk zurückgefördert werden. Die Querförderschnecke wird je nach Massewuchs auf ca. 15–20 mm vom Bodenblech angehoben. Die Drehzahl der Querförderschnecke wird erhöht.
8. Mit oder ohne Ährenheber?
Die in der Getreideernte genutzten Halmteiler werden zum Rapsdrusch abmontiert. Beim Einsatz der Ährenheber ist man unterschiedlicher Meinung. Einerseits stoßen sie die Pflanzen schon weit vor dem Schnitt an und führen zu Ausfall. Andererseits führen sie die Pflanzen besser zum Schneidwerk hin. Als Kompromiss bauen viele Betriebe jeden zweitenÄhrenheber ab.
9. Schneidwerk hoch
Das Schneidwerk sollten Sie so hoch wie möglich knapp unterhalb des Schotenpaketes ansetzen. Damit vermeiden Sie, dass die grünen Stängel im Dreschwerk die Feuchtigkeit an das Druschgut abgeben. Außerdem verbessert sich der Einzug, die Leistung steigt, der Dieselverbrauch sinkt und die Kornabscheidung wird verbessert.
10. Haspel hoch und zurück
Die Haspel darf den Raps nicht „heranholen“, denn dort, wo sie eingreift (im oberen Drittel), neigen die Schoten am ehesten zum Aufplatzen. Die Haspel sollte weit nach hinten gestellt werden. Manche Hersteller bieten eine zusätzliche Walze oberhalb der Querförderschnecke an, die den Raps niederhält und somit von der Einzugsschnecke besser und gleichmäßiger eingezogen wird. Mit einer zügigen Fahrgeschwindigkeit sorgt man für ein „Nachschieben“ und somit für einen gleichmäßigen Einzug.
11. Fahrgassen überspringen
Bei späten Pflanzenschutzbehandlungen lagern die Fahrgassen oft in wechselnder Richtung. Neigt sich das Lager in Fahrtrichtung, so können Sie die Fahrgassen nicht ohne tiefen Haspeleinsatz aufnehmen. In diesem Fall sollten Sie die Fahrgassen überspringen und mit einer knappen Schneidwerksbreite beim Rückweg dreschen. So können Sie das Lager gut unterfahren und Sie brauchen keine Haspel.
12. Körner kleben im Schwad
Bei tiefem Schnitt bzw. ungleichmäßig abgereiftem Raps verklebt das Druschgemisch infolge der freiwerdenden Feuchte. Die Abscheidung im Dreschwerk sowie auf Schüttler und Sieben wird erschwert. Die Körner kleben förmlich an den Strohteilen. Schlimmstenfalls verschmieren die Öffnungen von Schüttler und Sieben. In diesem Fall sollten Sie den Erntetermin verschieben.
Wer unter feuchten Bedingungen dreschen muss, nutzt den so genannten „Fegeeffekt“. Dazu erhöhen Sie die Drehzahl der Dreschtrommel und stellen den Korb etwas weiter. Dadurch erzielt man einen guten Ausdrusch und befördert gleichzeitig die Feuchtigkeit schneller aus dem Dreschwerk.
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