“Es ist nicht gottgewollt, dass Streuobst nichts wert ist“, sagt Otto Kicker und zeigt auf ein Blatt Papier, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Darauf sind bunte Linien zu sehen, die von links unten nach rechts oben steigen. Es sind die Auszahlungspreise für Bio-Streuobst. „Vergangenes Jahr konnten wir bis zu 36 Cent pro Kilo auszahlen“, reüssiert Kicker stolz. „Das ist der höchste Preis, den wir je hatten.“ Otto Kicker vermarktet seit 21 Jahren Bio-Streuobst für die Bio Austria-Tochter Ökoland, die für Bio-Bauern das Angebot bündelt.
Bündelung des Angebots
Entstanden ist die Ökoland GmbH lange vor dem Bio-Boom in den 1980er-Jahren. Bio-Bauern mussten ihr Angebot bündeln, um im Verkauf von Fleisch, Milch, Kartoffeln und vielem mehr eine bessere Verhandlungsposition einnehmen zu können. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich neue Organisationen gebildet. Die Obstvermarktung hingegen blieb und ist heute das alleinige Betätigungsfeld von Ökoland. Angestellte führt die Vermarktungsorganisation keine. Otto Kicker und seine in der Saison erforderlichen Übernehmer sind auf Werkvertragsbasis engagiert. „Das Geld muss bei den Bauern ankommen und nicht in der Verwaltung“, erklärt der Niederösterreicher.
36 Cent pro Kilo Streuobst
Dieses Ziel scheint seit Jahren erreichbar zu sein, denn die Auszahlungspreise an die anliefernden Bio-Betriebe suchen ihresgleichen. Trotz einer extrem guten Ernte konnten die Preise im Vorjahr gehalten werden. Stammlieferanten erhielten mit 36 Cent sogar einen Rekordpreis. Denn Stammlieferantenbonus erhalten Betriebe dann, wenn sie in schwachen Erntejahren Streuobst liefern. Jene, die also im schwachen Jahr 2019 geliefert haben, erhielten im Rekordjahr 2020 einen Bonus von 3 Cent. „Damit versuchen wir die extremen Ernteunterschiede etwas auszugleichen“, erklärt Otto Kicker. Die Alternanz der Streuobstbäume sowie Spätfröste führen oft dazu, dass riesige Unterschiede in den Erntemengen entstehen. Kicker: „So kommt es vor, dass wir 2020 die sechsfache Menge von 2019 angeliefert bekamen.“ In diesem Jahr erwartet der Fachmann wieder eine schwächere Ernte: „Wenn wir auf die Hälfte der Erntemenge des Vorjahres kommen würden, wäre ich schon froh.“
Die Vermarktung derart variierender Jahresmengen sei eine echte Herausforderung, erzählt Otto Kicker. „Die wöchentliche Bündelung der frisch geernteten Streuobst-Mengen ermöglicht uns aber bei den namhaften Bio-Marken eine Partnerschaft mit fairen Preisen.“ Mit der Produktion von Bio-Direktsaft aus Streuobst bestimme Ökoland ein kleines Segment, dessen steigende Nachfrage einen gesellschaftlichen Trend nach dem Ursprünglichen bedient. Kicker: „Mit den Bio-Marken Zurück zum Ursprung von Hofer, Ja! Natürlich von Rewe und Natur Pur von Spar arbeiten wir eng zusammen. Wir haben uns sozusagen gegenseitig in eine positive Abhängigkeit gebracht.“ Neben den Großabnehmern werden aber auch viele regionale Kunden bedient.
Was der Artikel noch bereithält:
- Vermarktungsstrategie
- Preisniveau von Bio-Streuobst
- Streuobstbäume erhalten
- u.v.m.
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