Landwirte in Deutschland könnten bald auf wichtige Pflanzenschutzmittel verzichten müssen, die den Wirkstoff Flufenacet enthalten. Betroffen sind unter anderem die Herbizide Elipris und Tactic, die zur Bekämpfung des Gemeinen Windhalms und Ackerfuchsschwanzes genutzt werden. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) steht ein Widerruf der Zulassungen für diese Mittel im Raum.
Klage der Deutschen Umwelthilfe
Grund für diese Entwicklung ist eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Organisation verweist auf Gesundheitsgefahren durch Flufenacet und dessen Metaboliten Trifluoressigsäure (TFA), die möglicherweise reproduktionstoxisch sei und das Grundwasser belasten könnte. Das BVL folgte diesen Bedenken und erklärte, dass die Voraussetzungen für den Widerruf der Zulassungen vorliegen.
Gesundheitsrisiken im Fokus
In den Schreiben des BVL, die auch AGRA Europe vorliegen, wird betont, dass Flufenacet aufgrund seiner endokrinschädlichen Eigenschaften die Anforderungen für eine Zulassung nicht mehr erfülle. Zudem stehe die Reproduktionstoxizität von TFA im Raum. Deutschland habe Anfang des Jahres einen Antrag bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) gestellt, um TFA als reproduktionstoxisch einstufen zu lassen.
Sollte dies geschehen, müssten strenge Grenzwerte für TFA im Grundwasser gelten. Aktuelle Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen, dass diese Werte bereits heute an den meisten Messstellen überschritten werden.
Zeitplan unklar
Noch bleibt offen, wann die Verbote in Kraft treten könnten. Den betroffenen Herstellern wurde bis Ende Oktober Zeit gegeben, um Stellung zu beziehen. Auch steht die Einstufung von TFA durch die ECHA noch aus. Dieser Prozess könnte sich über mehrere Jahre hinziehen. Anders verhält es sich bei den hormonstörenden Eigenschaften von Flufenacet. Hier könnte das BVL bereits vor Abschluss des laufenden EU-Verfahrens Maßnahmen ergreifen.
Forderung nach sofortigem Verbot
Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein sofortiges Verbot aller flufenacethaltigen Pflanzenschutzmittel. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, begrüßte den angekündigten Widerruf der Zulassungen durch das BVL als „überfälligen Schritt“. Ein Sprecher des BVL wies jedoch darauf hin, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele und keine weiteren Auskünfte gegeben werden könnten.
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