BioAcker und GrünlandBio-Düngung: Das Ende der Unabhängigkeitserklärung

Bio-Düngung: Das Ende der Unabhängigkeitserklärung

Eine kritische Analyse von Manuel BÖHM, LANDWIRT Redakteur

Viele Jahre haben sich die Gründermütter und -väter des Bio-Landbaus dem Vorurteil hingeben müssen, dass ohne Düngung nichts wachsen kann. Das Gegenteil zu beweisen, war ihr Ziel. Seit geraumer Zeit wird diese fundamentale Unabhängigkeitserklärung aber durch Firmen untergraben, die Dünger für den Bio-Landbau anbieten. Sie wollen mit Bio jetzt das Geld verdienen, das sie mit konventionellen Betriebsmitteln nicht mehr machen.

Nutzung und Düngung

Viele Bio-Betriebe werden nach dem System der Kreislaufwirtschaft geführt. Doch aus Kostengründen und mangels Wirtschaftlichkeit hat sich auf vielen Betrieben die Haltung entwickelt: Was wächst, das wächst. Auf den Wiesen verändern sich dann zwar die Pflanzenbestände, vor allem dort, wo die Nutzungshäufigkeit nicht zur Düngungsintensität passt. Dies wird aber lange ausgeblendet und Probleme zu guter Letzt dem Engerling in die Schuhe geschoben. Dass der aber kommt, weil die Gräser durch latenten Nährstoffmangel im Dauerstress stehen und gerade durch die letzte Trockenheit massiv an Schaden genommen haben, will keiner sehen. Das Grünland braucht regelmäßig eine nutzungsangepasste Düngung. Fehlt diese, kann nur die Nutzung angepasst werden, anders kollabiert das System. Grünlandflächen liefern beachtliche Mengen- und Nährstofferträge. Durch den regelmäßigen Einsatz von Wirtschaftsdüngern kommt ein Teil der Nährstoffe wieder zurück. Ein beachtlicher Teil dieser geht aber über den Verkauf tierischer Produkte aus dem Betriebskreislauf verloren. Vor allem die nicht eigens erzeugbaren Nährstoffe wie Kalk, Phosphor oder Schwefel müssen in die Düngeplanung miteinfließen. Stickstoff kommt von den Leguminosen und kann in einem Grünland- und Futterbaubetrieb meist ausreichend über die Kleeanteile erzeugt werden. Im Ackerbau hingegen kann über die Fruchtfolge und die boden(leben)aktivierende Zwischenfrucht vieles wettgemacht werden. Stickstoff, der Treibstoff des Pflanzenwachstums, und Kohlenstoff, der vor allem am Auf- bau von Humus beteiligt ist, aber auch als Energie für die Bodenlebewesen dient, sind damit schnell in ausreichendem Maß vorhanden. Im ursprünglichen Konzept des Bio- Ackerbaus war es jedenfalls so, dass Haupt- und Zwischenfrüchte so aneinandergereiht wurden, dass das System eigentlich ewig so hätte dahinlaufen können.

Regionale Kreislaufwirtschaft?

Mit der Zeit haben sich aber Dünger am Markt etabliert, die anfangs als reine Abfallprodukte angefallen sind und daher sehr kostengünstig zu haben waren. Und da waren auch schnell Käufer gefunden, denn längst nicht alle Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern wissen um die imaginäre Unabhängigkeitserklärung beim Düngerzukauf. Und siehe da, es wächst besser als vorher, aber auch die Probleme wachsen. Der Krankheitsdruck nimmt zu und die Disteln werden mehr. „Die müssen vom Nachbarn kommen, weil der nichts dagegen tut“, kann man dann hören. Trotzdem, Menge und auch Eiweißgehalt sprechen für den Düngereinsatz. Und das Beste ist: Man kann unnötige Zwischenfrüchte weglassen und auch Weizen auf Mais anbauen – wie der konventionelle Nachbar. Was ist jetzt noch mal der Unterschied zu ihm und seinem Weizen? Ach ja, genau: Unsere Dünger sind im Betriebsmittelkatalog gelistet … und womöglich aus dem Weizen des konventionellen Nachbarn erzeugt. Ist das neben bio auch noch regional?

Bessere und schlechtere Dünger

Verbände reglementieren seit Jahren die umstrittenen biotauglichen Zukaufsdünger.

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