Der Bio-Schweinemarkt 2020 war geprägt von einem Mangel an Schweinen. Warum eigentlich?
Das stimmt. Die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch stieg in diesem Jahr stark an, sodass wir das gesamte Jahr über zu wenig Bio-Schweine hatten. Von diesem Nachfrageschub wurde aber die gesamte Branche überrascht. Niemand war richtig vorbereitet, weil man damit auch nicht rechnen konnte.
Warum nicht?
Weil dafür in erster Linie die Corona-Krise verantwortlich ist. Schon während des ersten Lockdowns im vergangenen März und April stieg die Nachfrage spürbar an. Viele Menschen waren zu Hause und gönnten sich – anders als am Arbeitsplatz – Bio-Lebensmittel. Dieses hohe Verkaufsniveau hielt sich dann das gesamte Jahr.
War man 2019 bei der Aufnahme neuer Bio-Betriebe zu defensiv?
Im Nachhinein ist man immer klüger, aber mit einem so starken Anstieg der Nachfrage haben wir nicht rechnen können. Ich rechne am Bio-Schweinemarkt mit einem langfristigen Wachstum von 5 % jährlich. Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Corona-Krise war eine solche Ausnahme. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Krisen meist zu einem Anstieg beim Bio-Konsum führen, denn die Menschen hinterfragen ihre Lebensgewohnheiten. Davon profitiert unter anderem Bio, solange es zu keiner ausgeprägten Rezession kommt.
Wie stark war die Unterversorgung?
Gefühlt war sie in der Branche sehr groß. Mir haben Vermarkter erzählt, sie könnten das Doppelte verkaufen, wenn die Ware da wäre. Ich denke, dass man mit solchen Aussagen aber vorsichtig umgehen muss. Wenn der Markt aus dem Gleichgewicht gerät, ist das subjektive Gefühl meist extremer als die Realität. Ich glaube, dass der Bio-Schweinemarkt im Jahr 2020 um ca. 10 % bis 20 % unterversorgt war.
Bleibt die hohe Nachfrage auch nach Corona?
Spannende Frage. Wenn wir mit den Marktteilnehmern sprechen, dann sieht alles danach aus, dass das hohe Niveau gehalten werden kann und sogar weiter steigen wird.
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