Supermärkte kämpften in den vergangenen Wochen mit einer Rekordnachfrage nach Butter, H-Milch und Trinkmilch. Auch Bio-Milchprodukte wurden stärker nachgefragt als sonst. Dennoch geraten die Milchpreise unter Druck und einige Molkereien rufen ihre Lieferanten auf, weniger zu liefern. Die Kärntner Milch beschloss beispielsweise, die Anlieferungsmengen um 10 % zu reduzieren – auch bei Bio-Milch. Als Referenzzeitraum für die Reduktion werden dafür die ersten drei Monate dieses Jahres herangezogen. Für darüber hinaus angelieferte Milch wurden im April 15 Cent/kg bezahlt. Im Mai entfällt die Auszahlung für die angelieferte Milch, die die errechnete Basismilchmenge übersteigt, zur Gänze. Was planen andere Molkereien? Wir haben uns bei einigen österreichischen und deutschen Molkereien umgehört. Welche Strategien haben die Unternehmen, um die Corona-Krise bestmöglich zu überstehen, mit welchen besonderen Herausforderungen haben sie derzeit zu kämpfen und wie wird sich der Bio-Milchpreis entwickeln?
MILCHGENOSSENSCHAFT NIEDERÖSTERREICH
LEOPOLD GRUBER-DOBERER
Geschäftsführer
Bio für Großküchen
„Der Bio-Milchanteil der NÖM liegt bei 13 %. In Summe liefern unsere Bauern jährlich 53 Millionen Liter Bio-Milch. Bio beschränkt sich bei uns in Österreich auf die Gastro-Schiene und geht in erster Linie in Großküchen. Im Einzelhandel sind wir kaum vertreten, da wir weder für Zurück zum Ursprung, Natur Pur oder Ja! Natürlich abfüllen. Die Großküchen fehlen uns derzeit beim Absatz. Im Gegenzug liefern wir mehr Bio-Vollmilch nach Italien. Der Export läuft bislang normal. Auch in China steigt die Nachfrage nach Bio-H-Milch. Dieses Pflänzchen ist allerdings noch sehr zart.“
AKTUELLER AUSZAHLUNGSPREIS
4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß ohne MwSt.:
Bio: 43,75 Cent
GVO-frei: 34,25 Cent
BERCHTESGADENER LAND
BERNHARD POINTNER
Geschäftsführer
Verbraucher bezahlen mehr als Gastronomie
„Die Verbraucher verpflegen sich aufgrund der aktuellen Ausgangbeschränkungen, der Schließung der Schulen und Gastronomiebetriebe zu Hause. Dementsprechend steigt die private Nachfrage nach konventioneller Ware, aber auch nach Bio-Milchprodukten. Privatleute bezahlen tendenziell mehr für die Produkte als die Gastronomie. Das kommt Bio zugute. Ein Drittel unserer Mitglieder wirtschaftet schon heute anerkannt ökologisch. Wir suchen aber derzeit weitere Landwirte, die Interesse haben, auf die bio-dynamische Wirtschaftsweise umzusteigen. Aufgrund der aktuellen Lage bezahlen wir allen unseren Landwirten eine Soforthilfe in Höhe von 1.000 Euro.“
AKTUELLER AUSZAHLUNGSPREIS
4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß ohne MwSt.:
Bio-Naturland-Milch: 51 Cent
Bio-Demeter-Milch: 52,75 Cent
GVO-frei: 39,50 Cent
BERGLANDMILCH
JOSEF BRAUNSHOFER
Geschäftsführer
Bio-Bereich weniger betroffen
„Die Nachfrage nach Bio-Milchprodukten hat sich während der Corona-Krise nicht verändert. Haltbare Milchprodukte verkaufen sich immer noch überdurchschnittlich. Unsere Gesamtexportquote beträgt ca. 40 %, dasselbe gilt auch für Bio. Wir exportieren in mehr als 50 Länder, die Mehrzahl davon erhält auch Bio-Produkte. Der Absatz an Großverbraucher ging in den vergangenen Wochen sehr stark zurück. Unser Bio-Anteil ist im Bereich der Großverbraucher allerdings unterdurchschnittlich. Das heißt, dass wir daher im Bio-Bereich spürbar weniger betroffen sind. In Zeiten wie diesen sind kurzfristige Preisprognosen jedoch nicht seriös.“
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