BioBio-Verpflegung in öffentlichen Kantinen erhöhen

Bio-Verpflegung in öffentlichen Kantinen erhöhen

BM Köstinger in der Kantine
FBM Elisabeth Köstinger zu Besuch in der Gemeinschaftsverpflegung der Lebenswelten der Barmherzigen Brüder in Kainach bei Graz
Quelle: BMLRT/Lendl

Seit Ende Juni ist es offiziell. Die sogenannte „Öffentliche Beschaffung“ soll in Österreich regionaler und biologischer werden. Seit dem Ministerratsbeschluss am 22. Juni ist klar: In den Kantinen der öffentlichen Hand wird zukünftig mehr Bio-Verpflegung eingesetzt. In drei Schritten wird der Bio-Anteil auf zuerst mindestens 25 % (ab 2023), dann 30 % (ab 2025) und letztlich auf mindestens 55 % ab dem Jahr 2030 gesteigert. Zudem sei es auch das Ziel, dass möglichst alle Lebensmittel aus der Region kommen, erklärte Umweltministerin Leonore Gewessler in einer Presseaussendung.

Vom Bund bis zu den Gemeinden

Der Hebel, den die österreichische Bundesregierung damit bedient, ist enorm. 1,8 Mio. Menschen werden täglich in Kantinen versorgt, ein Viertel davon alleine in öffentlichen Einrichtungen. Dass Konsumenten den Wunsch nach Bio-Lebensmitteln haben, hat die Corona-Pandemie gezeigt. Während des Lockdowns stieg die Nachfrage nach Bio-Produkten in Supermärkten sprunghaft an. Die Menschen waren zuhause und konnten selbst entscheiden, was auf ihren Tellern landet. Diese Möglichkeit sollten sie nun auch in den Kantinen der öffentlichen Einrichtungen bekommen. Der Aktionsplan werde aber nicht nur in den Bundeseinrichtungen umgesetzt, sondern auch auf Landesebene, so das Landwirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung. Auch den Gemeinden kommt dabei eine wesentliche Rolle zu, sie sind Erhalterinnen der Pflichtschulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. 72 % aller Kindergärten stehen unter kommunaler Verwaltung. Darüber hinaus sind die Kommunen für den Erhalt und damit auch die Gemeinschaftsverpflegung von 4.200 Schulen verantwortlich. Die Bundesbeschaffung GmbH soll diese Küchen dabei unterstützen, Lebensmittel regionaler und saisonaler zu beschaffen. Im Forum „Österreich isst regional“ können sich diese Einrichtungen Tipps für ihre Ausschreibung holen.

Verdopplung der aktuellen Bio-Menge

Wie sich die Steigerung des Bio-Anteils in den öffentlichen Kantinen auf die Bio-Nachfrage auswirkt, lässt sich derzeit nur schätzen. Das Landwirtschaftsministerium geht nahezu von einer Verdopplung der aktuellen Bio Menge aus, um bis 2023 das 25-%-Ziel zu erreichen. Jene Bundeskantinen, die biologische Produkte anbieten, würden einen Bio-Anteil von 2 bis 12 % aufweisen, lässt das Ministerium wissen. Dass es auch Vorreiter gibt, zeigen die Kindergärten der Stadt Salzburg mit einem Bio-Anteil von 80 % in der Verpflegung. Bio Austria als Österreichs größter Bio-Verband begrüßte diesen Schritt der Bundesregierung, merkt aber kritisch an, dass im Aktionsplan keine Verpflichtung zur Bio-Zertifizierung der Verpflegungseinrichtungen des Bundes durch eine Bio-Kontrollstelle vorgesehen ist. Das sei aus Gründen der Nachvollziehbarkeit und Transparenz sinnvoll gewesen, so der Verband in einer Presseaussendung.

20 % Bio in Deutschland

Auch Deutschlands Bundesregierung will den Bio-Anteil in den öffentlichen Einrichtungen steigern. Das Ziel ist ein Bio-Anteil von mindestens 20 % in der öffentlichen Außer-Haus-Verpflegung. Dies wurde in der „Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau“ festgelegt. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kritisiert das 20-%-Ziel als zu gering. Dieses Ziel würde man laut BÖLW-Aussendung schon erreichen, wenn man Nudeln, Reis, Kartoffeln und eventuell Milch in Bio-Qualität einkauft. Zu einer wirklichen Verbesserung des Essens komme es so aber nicht. Wichtig sei hingegen, dass die Menüs frisch gekocht würden und nicht überwiegend Convenience zum Einsatz komme, so der BÖLW in einer Aussendung.

Kopenhagen als Vorbild

Dass diese Maßnahme vor allem dabei hilft, die Essenspreise trotz teurerer Bio-Lebensmittel stabil zu halten, zeigt ein dänisches Beispiel. Kopenhagen bezieht für seine öffentlichen Küchen – von der Kinderkrippe bis zum Seniorenheim – 90 % der Zutaten in Bio-Qualität. Um die Essenspreise trotzdem stabil zu halten, wurden nicht einfach konventionelle Lebensmittel durch Bio-Produkte ersetzt. „Wir stellen das gesamte System um“, berichtet Anne-Birgitte Agger. Sie leitet das „House of Food“ in Kopenhagen, eine städtische Institution zur Schulung von Mitarbeitern öffentlicher Verpflegungseinrichtungen. Frisch zu kochen und weniger Fertigprodukte einzusetzen, ist eine wichtige Maßnahme zur Kostensenkung. Außerdem werde mehr saisonal gekocht und die Zutaten stärker direkt aus der Region gekauft. Die drastische Reduzierung von Lebensmittelverlusten sowie eine stärkere Ausrichtung auf Grobgemüse und Kartoffeln
sind weitere Maßnahmen des Kopenhagener Modells. Wichtig ist jedenfalls eine politische Zielsetzung. In Österreich wurde diese mit dem Ziel 55 % Bio bis 2030 realisiert. Bleibt zu hoffen, dass auch Deutschlands Politik Mut zu mehr Bio zeigt.

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