Traurig, aber wahr: Die Fleischerei meines Vertrauens schloss neulich ihre Türe – für immer. Zum Abschied stellte der Metzgermeister ein Plakat mit dem Wort „DANKE“ ins Schaufenster. Darunter folgte folgende Erklärung: Die Teuerung und das damit verbundene geänderte Einkaufsverhalten der Konsumenten hin zur Billigware habe ihn zu diesem drastischen Schritt veranlasst. Nach 92 Unternehmensjahren.
Dieses Beispiel zeigt, dass Tradition vor Misserfolg in der Wirtschaft nicht schützt. Im ländlichen Raum sind Gewerbetreibende, Handwerker und Händler mit den bäuerlichen Familienbetrieben wie kommunizierende Gefäße verwoben. Bäuerinnen und Bauern benötigen starke und verlässliche Wirtschaftsunternehmen in ihrem regionalen Umfeld – sei es für den Absatz von Fleisch, Milch, Getreide; sei es als Zulieferer von Futter, Saatgut, Ersatzteilen. Umgekehrt profitiert die Wirtschaft von einer vitalen Land- und Forstwirtschaft erheblich. Der Deutsche Bauernverband hat berechnet, dass ein Landwirt durch seine Einkäufe und Erzeugnisse vier weitere Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Branchen des Agrarsektors sichert. Wird die heimische Produktion von Agrargütern und Lebensmitteln lediglich um ein Prozent ausgeweitet, wirkt sich das spürbar positiv auf die Volkswirtschaft insgesamt aus, ergänzt das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung. Kurzum: Jeder aktiv bewirtschaftete Bauernhof lohnt sich für die gesamte Bevölkerung vielfach!
Das sei all jenen ins Stammbuch geschrieben, die den Bauern bei Umweltauflagen und Ausgleichszahlungen permanent am Zeug flicken und zugleich zu Billigstlebensmitteln von irgendwoher greifen. Die Zeche für die Ausdünnung der ländlichen Räume zahlen nicht nur unsere Bauern und Fleischereien – sondern letzten Endes wir alle im Staat.
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