Agrarpolitik„Direktzahlungen sind nicht fair.“

„Direktzahlungen sind nicht fair.“

Ein Interview von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteur

Was ist schlecht an den aktuellen Direktzahlungen?

Frieder Thomas: Direktzahlungen sind nicht fair. Im Gegenteil, sie fördern sogar den Strukturwandel. Jeder Landwirt bekommt den gleichen Förderbetrag pro Hektar. Somit werden größere Betriebe mehr und kleinere Betriebe weniger gefördert. Es wird nicht differenziert, ob der kleinere Betrieb in schlechter Lage etwas mehr braucht und der größere Betrieb in bester Lage auch mit weniger auskommen würde. Es wird auch nicht differenziert, ob die Erzeugerpreise für ein Produkt im Keller oder gerade hoch sind. Wir brauchen ein Fördersystem, in dem darauf geachtet wird, was ein einzelner Betrieb im Krisenfall wirklich braucht. Ein System, das dann hilft, wenn der Markt versagt und mit dem wir kleine Betriebsstrukturen erhalten können

Sie schlagen Preis-Kosten-Ausgleichszahlungen vor. Wie funktioniert das?

Es gibt bereits ein von der EU angelegtes europaweites Informationssystem mit Buchführungsergebnissen. Dabei werden Betriebe in regionale Größenklassen eingeteilt, denen Produktionskosten unterstellt werden. Ein Betrieb der Größenklasse 4 in Hessen mit durchschnittlich 23 Kühen und 6.500 Liter Milchleistung hatte 2015 zum Beispiel 66 Cent Gesamtkosten inklusive Arbeit, wenn man tarifliche Löhne für Betriebsleiter ansetzt. Ein Betrieb in der Größenklasse 5 mit 68 Kühen und 7.237 kg Stalldurchschnitt hatte nur rund 52 Cent Gesamtkosten. Der Betrieb mit den niedrigeren Kosten braucht keinen so hohen Preis-KostenAusgleich wie der Betrieb mit den höheren Kosten.

Wie errechnen sich die Ausgleichszahlungen?

Ausgleichszahlungen soll es dann geben, wenn der Marktpreis einen vorher festgelegten Wert unter den Produktionskosten unterschreitet. Das könnte zum Beispiel sein, wenn die Preise unter 80 % der Kosten fallen. Das hieße: beim kleineren Betrieb unter 52,80 Cent und beim größeren Betrieb unter 41,60 Cent. Wenn der Milchpreis unter diese Marken fällt, wird die Differenz durch Ausgleichzahlungen ausgeglichen. Im Grunde ist es ein neues Sicherheitsnetz.

Ob die Ausgleichszahlungen bei 80 % der Kosten einsetzen oder darunter, das sollte das Ergebnis einer politischen Diskussion sein.

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