AckerbauBodenbearbeitungDurchnässte Böden bearbeiten?

Durchnässte Böden bearbeiten?

Natürlich spielen Standort und Bodenverhältnisse bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Aber wer sich die Struktur erhalten will, sollte bei durchnässten Boden die Bodenbearbeitung aufschieben.
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Hans Gnauer
Quelle: Gnauer

Hans Gnauer

Selbst im Trockengebiet waren und sind dieses Jahr die Niederschläge deutlich höher als gewohnt. Hans Gnauer vom Verein Boden.Leben erzählte, dass bereits im nassen Sommer viele Felder zu nass bearbeitet wurden. „Es war zum Teil schauerlich, was so mancher Landwirt dieses Jahr aufgeführt hat“, so der Ackerbauexperte. „Im Herbst gilt auch: Bevor man einen Blödsinn macht, ist es besser auf das Frühjahr zu warten. Der Winter löst ja auch so manches Problem von selbst.“ Ein aktives Bodenleben lockert den Boden über den Winter. Ein paar Tage mit Minustemperaturen, die den Boden etwas auffrieren, sind auch immer dabei. Wenn der Boden dann im Frühjahr befahrbar ist, empfiehlt sich eine mehrmalige seichte Bodenbearbeitung, um den Boden abtrocknen zu lassen und die Spuren einzuebnen. Die Empfehlung, im Frühjahr nicht zu tief zu arbeiten, bleibt aber bestehen. Es kann zwar passieren, dass man erst ein bis zwei Wochen später mit der Maissaat beginnen kann, aber zumindest hat man den Boden geschont.

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Robert Schnellhammer
Quelle: Schnellhammer

Robert Schnellhammer

Für Robert Schnellhammer, dem Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Passau ist die Schonung des Bodens oberstes Gebot. „Wenn es zu nass ist für eine Bodenbearbeitung, darf man nicht aufs Feld!“, ist er überzeugt. „Natürlich kann es schon mal grenzwertig werden, wenn es im Herbst sehr viel regnet“, erklärt der Experte „doch nach einer Regenperiode kommt im Normalfall auch meist noch eine Schönwetterphase, in der eine Bodenbearbeitung möglich ist.“ Sein Rat ist daher, nicht die Nerven verlieren und einfach warten. Wenn die Felder schwarz über den Winter gehen sollten, hat man keinen Stress. Und auch der Winterweizen ist bei der Saatzeit flexibel genug, damit man nicht hetzen muss. Zudem betont Schnellhammer, dass man besonders im Herbst die Luft im Traktorreifen soweit wie möglich absenken sollte, um die Aufstandsfläche zu erhöhen. So kommt es auch zu deutlich weniger Schadverdichtungen. „Der Reifen muss sich der Erde beugen und nicht umgekehrt!“

 

Karl Mayer
Quelle: Mayer

Karl Mayer

Für Karl Mayer von der LK Steiermark ist das Bearbeiten durchnässter Böden tabu. „Da gibt es grundsätzlich keine Diskussion“, so der Experte. „Wer den Boden bei nassen Bedingungen bearbeitet, reduziert damit die Ertragsfähigkeit für das kommende Jahr.“ Die Folge ist eine geringere Stickstoffmineralisierung im Frühjahr. Es wird auch die Wurzelausbildung der Kulturpflanzen und somit das Nährstoffaufschließungsvermögen stark eingeschränkt. „Es gibt zwar immer wieder Leute, die das machen, aber gute Erträge fahren die im darauffolgenden Jahr nicht nach Hause“, so Mayer. „Vor allem, weil es nicht notwendig ist.“ So hat die Kammer in den vergangenen Jahren Versuche mit Bodenbearbeitung im Frühjahr und im Herbst durchgeführt. Hier lagen die Erträge im Schnitt der Jahre nach der Bearbeitung im Frühjahr nur minimal unter denen der Bearbeitung im Herbst. Daher empfiehlt Mayer grundsätzlich, bei zu nassen Böden einfach zu warten. Das habe auch für Veredelungsbetriebe große Vorteile, da die Böden bei der Gülleausbringung deutlich besser befahrbar sind. Einziger Wermutstropfen: Man hat im Frühjahr ein wenig mehr Stress. Probleme gibt es allerdings bei tieferer Bearbeitung im trockenen Frühjahr. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Auf alle Fälle halten gegrubberte Flächen das Wasser sicherlich besser als gepflügte. Außerdem ist im Frühjahr auf eine rasche und gründliche Rückverfestigung nach der Bearbeitung zu achten. Ansonsten leiden Feldaufgang und Ertrag.  

Willi Peszt
Quelle: Peszt

Willi Peszt

Willi Peszt von der LK Burgenland ist grundsätzlich der Meinung, dass man keine Bearbeitung bei Nässe auf Kosten der Bodenstruktur durchführen sollte. „Der Boden hat einfach ein zu gutes Langzeitgedächtnis“, so Peszt. Selbst eine Überfahrt mit dem Mulcher, zur Zünslerbekämpfung, ist bei Nässe zu unterlassen. Den Maiszünsler erwischt man später auch noch, ist sich der Ackerbauexperte sicher: „Dazu kann man auch auf den ersten Frost warten. Gleiches gilt für die Ernte von Mais.“ Wenn keine Liefertermine einzuhalten sind, macht es durchaus Sinn hier den Frost abzuwarten. Bei der Bodenbearbeitung ist das schon etwas schwieriger. Die ist rechtlich bei Frost verboten. „Sie wäre aber auch pflanzenbaulich nicht empfehlenswert, da das Bodenleben bei der Bodenbearbeitung unter Frost leidet und dezimiert wird“, so Peszt. Wenn bei der Ernte Schäden entstehen und eine Bodenbearbeitung nicht mehr möglich ist, empfiehlt Peszt die Aussaat unempfindlicher Kulturen im Frühjahr, wie beispielsweise Sommerhafer. Etwaige Verdichtungen gilt es nach der Ernte im Sommer bei Trockenheit zu beseitigen. Eine ganzflächige tiefe Lockerung im Frühjahr bei feuchten Boden wäre auch kontraproduktiv. In dem Fall könnte man aber auch mit StripTill – in angepasste Tiefe soweit es die Abtrocknung zulässt – ein bisschen Luft in den Boden bringen. Und das ohne den Boden ganzflächig zu schädigen.

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