Die EU-Kommission will die Zulassung für die beiden Pflanzenschutzwirkstoffe Flufenacet und Flutolanil offenbar nicht erneut verlängern. Die Behörde hat deshalb jetzt zwei entsprechende Vorschlagsentwürfe im Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) zur Diskussion eingereicht, der am Mittwoch (4.12.) und Donnerstag (5.12.) in Brüssel getagt hat.
Flufenacet findet Anwendung unter anderem in Herbiziden gegen den Ackerfuchsschwanz. Flutolanil ist ein systemisches Fungizid, das in Deutschland in Pflanzenschutzmitteln für den Kartoffelanbau enthalten ist.
In den Vorschlagsentwürfen führt die Kommission aus, dass beide Wirkstoffe die Kriterien für eine erneute Zulassung nicht länger erfüllen. Zur Begründung verweist die Kommission bei Flufenacet unter anderem auf dessen endokrinschädlichen Eigenschaften, die zuletzt auch in einem Bericht der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) aufgeführt wurden. Bei Flutolanil wiederum bemängelt die Kommission, dass obwohl die EFSA keine sogenannten kritischen Bereiche für den Wirkstoff festgestellt hat, es dennoch aufgrund mangelnder Daten Unsicherheiten bei der Risikobewertung gibt.
Die Vorschlagsentwürfe der Kommission zu Flufenacet und Flutolanil sind jeweils nicht bindend. Bevor die Brüsseler Behörde den Wirkstoffen die erneute Zulassung tatsächlich verwehren könnte, müssen zunächst die Vertreter der Mitgliedsstaaten über die Vorschläge beraten und abstimmen. Bis eine entsprechende Regulierung verabschiedet werden könnte, dürften daher noch mehrere Monate vergehen.
Wasserversorger warnen vor den Kosten
Eine klare Haltung, wie das anstehende Votum im SCoPAFF ausfallen sollte, hat der europäische Dachverband der Wasserversorger, EurEau. „Wir begrüßen den Vorschlag der Kommission, bestehende EU-Vorschriften anzuwenden und Flufenacet und Flutolanil zu verbieten. Die Mitgliedstaaten sollten das Richtige tun und das Verbot durchsetzen“, forderte der Generalsekretär von EurEau, Oliver Loebel. Die Belastung der Wasserressourcen durch TFA nehme laut dem Verband zu und könne nur durch „strenge Maßnahmen“ gestoppt werden. Loebel forderte daher ein Verbot sämtlicher PFAS-haltiger Pflanzenschutzmittel.
Wie EurEau weiter mitteilte, seien auf europäischer Ebene Verfahren zur Neubewertung von TFA eingeleitet worden, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu neuen Grenzwerten im Trinkwasser führen werden. Es sei technisch anspruchsvoll, kostenintensiv und zudem nicht nachhaltig, TFA aus dem Wasser entfernen zu müssen, so die Warnung aus der Wasserwirtschaft.
Auch das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) Europe forderte die Mitgliedsstaaten auf, dem Kommissionsvorschlag zu folgen. „Es gibt keinen Platz für reproduktionstoxische Rückstände in unserem Wasser und unseren Lebensmitteln“, sagte Salomé Roynel von PAN Europe. Beide Wirkstoffe nicht erneut zuzulassen ist Roynel zufolge ein „entscheidender Schritt“ um TFA-Emissionen zu verringern. Helmut Burtscher-Schaden von der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 zufolge übersteigen die TFA-Kontamination „nach Ansicht führender Wissenschaftler“ bereits heute die planetaren Grenzen.
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