In den letzten Jahren sind die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Tierhaltung schwieriger geworden. Die gesellschaftlichen Erwartungen haben sich ebenso geändert wie die betriebswirtschaftlichen Anforderungen. Die Betriebe versuchen, mit einer nachhaltigen Intensivierung steigende Kosten aufzufangen. Dies gilt auch für die Milchkuhhaltung und die Kälberaufzucht. Ab dem nächsten Jahr kommen neue gesetzliche Anforderungen hinzu.
Ein hohes gesundheitliches Niveau im Tierbestand ist dabei die Basis für den Erfolg aller weiteren betrieblichen Maßnahmen. Hierbei möchte die Initiative „Gesundes Kalb | Gesunde Kuh – gut versorgt in die Zukunft“ unterstützen. Sie wurde gemeinsam vom Bundesverband Rind und Schwein (BRS) und dem Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) initiiert. Sie soll Landwirten eine schnelle Orientierung zu den wichtigsten Eckpunkten
einer gesunden Milchrinderhaltung und Kälberaufzucht geben.
Im Fokus: Umfassendes Eutergesundheitsmanagement
Frau Dr. Sabine Schüller, Tierärztin und Geschäftsführerin des BfT, ist überzeugt: „Um die Eutergesundheit auf einem hohen Niveau zu halten, reicht es nicht, sich auf die Wirksamkeit von Medikamenten zu verlassen. Vielmehr gilt es, den Milchviehbetrieb ganzheitlich zu betrachten, Vorbeugemaßnahmen auszubauen und Tiergesundheitsprodukte strategisch einzusetzen.“
Faktoren hierfür sind neben der genetischen Veranlagung der Kuh selbst der betriebliche Erregerdruck, der Gesundheitsstatus der Kuh und die Umwelt- und Haltungsbedingungen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb.
„Wir wollen einen gesunden Tierbestand aufbauen und erhalten,“ erklärt Dr. Jens Baltissen, Tierarzt und stellvertretender Geschäftsführer des BRS die Projektidee. „Dafür liefern wir Hilfestellung mit Tipps für ein betriebsspezifisches Tiergesundheits-, Fütterungs- und Haltungsmanagement“.
Ein hohes gesundheitliches Niveau im Bestand minimiert auch den Antibiotikaeinsatz und reduziert die Entwicklung von Resistenzen. Was hier geleistet wird, wird ab 2023 auch dokumentiert, wenn die bei der Milchkuh eingesetzten Wirkstoffmengen gemäß europäischer Gesetzgebung erhoben werden und Milchviehbetriebe auch in die Erfassung der betrieblichen Therapiehäufigkeit aufgenommen werden. Das neue Informationsportal kann somit eine wichtige Anlaufstelle für die Tierhalter werden, um sich in Abstimmung mit ihrem betreuenden Tierarzt im Bestandsmanagement gut aufzustellen.
Im Fokus der Kälberaufzucht: Stabile Kälbergesundheit
Mit der neugefassten Tiertransportverordnung wird ab dem 1. Januar 2023 bei betriebsübergreifenden Transporten von Kälbern ein Mindestalter von 28 Tagen vorgeschrieben. Dr. Baltissen dazu: „Diese Forderung ist eine Herausforderung für die Betriebe, aber auch eine
Chance zur Verbesserung der Kälbergesundheit. Die längere Aufzuchtzeit im Herkunftsbetrieb kann genutzt werden, um die Voraussetzungen für gesunde, marktfähige Kälber zu schaffen.
Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte bei der Haltung, der Hygiene und der Fütterung. Es gilt, Infektionskrankheiten in dieser sensiblen Aufzuchtphase vorzubeugen.“
Aspekte sind zu berücksichtigen, die über die eigentlichen Maßnahmen zur Tiergesundheit hinausgehen, wie insbesondere auch Fragen der Zucht und der Versorgung der leistungsstarken Kühe und der länger im Herkunftsbetrieb verbleibenden Kälber. Darüber hinaus relevant sind Fragestellungen und Maßnahmen, die sich auf eine Reduktion der Emissionen sowie auf eine insgesamt ressourcenschonende Produktion auswirken.
Interessierte Landwirte und Tierärzte können sich auf der EuroTier am BRS-Stand in Halle 11, Stand-Nummer 13 über die neue Initiative „Gesundes Kalb | Gesunde Kuh – gut versorgt in die Zukunft“ informieren. Am 16. und 17.11.2022 stellen die international anerkannten Experten Prof. Volker Krömker, Kopenhagen, und Prof. Martin Kaske, Zürich, Faktoren und Bausteine für gesunde Kälber und Milchkühe mit Vorträgen in dem DLG-Forum Halle 12, Stand 23 vor.
Die Initiativplattform https://www.gesundeskalbgesundekuh.de/ bietet in kompakter Form einen Startpunkt, um tiefer in fachliche Empfehlungen unterschiedlicher Quellen einzutauchen.
BRS und BfT wollen mit der Initiative aktiv zur Sicherung der Tiergesundheit beitragen, die Eckpunkte eines der Gesundheit der Milchviehbestände dienenden Managements vermitteln und für eine intensivierte Vorbeugung in der Kälberhaltung werben.
Beide Projektinitiatoren sind überzeugt, dass die Tiergesundheit die Voraussetzung für eine nachhaltige Effizienz ist und damit auch dem Umweltschutz dient. Die ökonomischen Vorteile eines geeigneten Gesundheitsmanagements gehen Hand in Hand mit der Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel durch eine stetig nachhaltigere und den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechende Lebensmittelproduktion.
Weitere Informationen: https://www.gesundeskalbgesundekuh.de/
Quelle: Bundesverband Rind und Schwein
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