Bio„Machen Sie sich vorher Gedanken“

„Machen Sie sich vorher Gedanken“

Ein Interview von Lena ADLHOCH und Roman Goldberger, LANDWIRT Redakteure

LANDWIRT: Die Bio-Branche erlebt derzeit einen Umsteller-Boom. Braucht Deutschland tatsächlich noch mehr Bio-Landwirte?

Heilmann: Wir brauchen neue deutsche Bio-Betriebe. Aber nicht in jedem Segment.

Was ist gesucht?

Getreide ist gesucht. Mit Bio-Milch ist der Markt derzeit gut versorgt.

Wie entwickelt sich der Bio-Markt?

In den vergangenen Jahren ist der Absatz an Bio-Produkten im Handel pro Jahr zweistellig gewachsen. Obwohl wir mehr Bio-Produkte aus Deutschland brauchen, warne ich aber davor, unvorbereitet auf den Bio-Zug aufzuspringen. Ich sage jedem Interessenten: Machen Sie sich vorher Gedanken über die Konsequenzen.

Die da wären?

Wer auf Öko-Landbau umstellt, lässt nicht einfach nur die Spritze weg. Öko-Landbau bedeutet beispielsweise für Ackerbaubetriebe eine neue Fruchtfolge mit neuen Kulturen, einen ganz anderen Markt und damit ein echtes Umdenken.

Was müssen Ackerbaubetriebe bedenken, die umstellen wollen?

Ich kann nicht einfach dreschen und meine Ernte im Lagerhaus abkippen, wie ich es zuvor gemacht habe. Oft ist das Getreide durch den Besatz feuchter und es gibt nur wenige Lagerhäuser, die Bio-Ware annehmen, trocknen, reinigen und nach Qualitäten separat lagern können.

Was ist die größte Änderung für Milchviehbetriebe?

Die Bio-Molkereien haben vor zwei bis drei Jahren aktiv Umstellungsbetriebe angeworben. Sie sind jetzt, nach der existenziellen Milchpreisund Vertrauenskrise in 2016, weitaus mehr geworden, als zunächst erwünscht. Der mittlere Bio-Aufpreis lag zeitweise bei 21 Cent netto. 2017 normalisierte sich der Abstand im Schnitt auf 15 Cent, in den letzten Monaten auf 10 Cent. Molkereien brauchen derzeit keine zusätzliche Bio-Milch. So stellen kaum Milchbauern um.

LANDWIRT Tipp

Mehr zum Bio-Markt lesen Sie in Ausgabe 3/2018 der LANDWIRT Bio und unter www.landwirt.com/bio.

Gibt es Anzeichen, wie sich der Markt in diesem Jahr entwickeln wird?

Es mehren sich Warnsignale für größere Turbulenzen in diesem Jahr: Die monatlichen Bio-Milch-Erfassungsmengen steigen bundesweit seit Oktober von 25 auf über 31 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten. Dabei ist zu beobachten, dass Neulieferanten und viele Altlieferanten die Mengen durch gute Futterqualitäten und Investitionen stark erhöht haben.

„Molkereien brauchen derzeit keine zusätzliche Bio-Milch.“

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