In Polen herrscht Alarmstimmung: Importe von Düngemitteln aus Russland und Weißrussland haben sich stark erhöht und bedrohen laut Szymon Domagalski von der Polnischen Kammer der Chemischen Industrie die Ernährungssicherheit und möglicherweise auch die nationale Sicherheit. Bei einer Anhörung im polnischen Sejm wies Domagalski darauf hin, dass Russland sein Gas, das Europa wegen Sanktionen nicht mehr abnimmt, nun in Düngemittel umwandelt und nach Polen exportiert. Dadurch werde das russische Regime direkt finanziert. Er bezifferte den polnischen Beitrag zum russischen Haushalt durch diese Importe auf 2,6 Mrd. Zloty (600 Mio. Euro).
Importzahlen und Marktanteile
Zwischen Januar und Juli 2024 importierte Polen über 720.000 Tonnen Düngemittel aus Russland – ein deutlicher Anstieg gegenüber 247.000 Tonnen im Vorjahr. Die Importe aus Weißrussland wuchsen im gleichen Zeitraum von 13.400 Tonnen auf fast 186.000 Tonnen. Hubert Kamola, Vizepräsident der Azoty-Gruppe, betonte, dass der Marktanteil Russlands und Weißrusslands an den polnischen Düngemittelimporten von 37% im Jahr 2022 auf 66% gestiegen sei.
Forderungen der Industrie
Die polnische Düngemittelbranche fordert eine Meldepflicht für Importeure und Hersteller sowie verstärkte Kontrollen der Düngemitteltransporte, -lagerung und -kennzeichnung. Paulina Zielińska-Olak von Anwil warnte vor einer Abhängigkeit wie in Irland, wo es keine inländische Düngemittelproduktion mehr gibt und die Preise entsprechend hoch sind.
Pläne für Importzölle
Das polnische Ministerium für Staatsvermögen plant Importzölle von 30% bis 40% auf Düngemittel aus Russland und Weißrussland. Magdalena Piłat, Abteilungsleiterin im Ministerium, kündigte an, dass der Vorschlag in den nächsten Wochen der EU-Kommission vorgelegt werde. Die Düngemittelindustrie appelliert auch an das Europaparlament, Maßnahmen zur Eindämmung der Importe zu ergreifen.
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