Ein Interview von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteur
LANDWIRT: Herr Sonntag, in Deutschland sind die Bio-Schweineschlachtungen 2017 um 10 % gestiegen. Erwarten Sie auch in diesem Jahr ein Wachstum?
Tomas Sonntag: Ja, ich gehe davon aus, dass die in Deutschland erzeugten Mengen von Bio-Schweinen auch 2018 nochmals in dieser Größenordnung wachsen werden.
Kann der Markt die Angebotssteigerungen aufnehmen?
Es gab ja 2017 noch einen erheblichen Nachholbedarf, nachdem sich die Nachfrage zuvor schneller entwickelte als die Bio-Schweinemengen. Aktuell kann der Marktbedarf von Bio-Schweinen endlich wieder befriedigend gedeckt werden. Ich bin optimistisch, dass die Nachfrage das wachsende Angebot gut aufnehmen kann. Zumindest sehe ich das so für Verbands-Ware. Ob dies auch für EU-Bio-Schweine gleichermaßen gilt, kann ich nicht sicher sagen.
Wo sehen Sie das größte Nachfragewachstum für Bio-Schweinefleisch?
Überall, auch im Naturkosthandel. Discounter sind gemeinsam mit den Vollsortimentern seit Jahren die Motoren mit dem stärksten Drehmoment, weil hier mit Tausenden Filialen noch der größte Nachholbedarf besteht. Immerhin ist der Anteil von Bio-Fleisch und -Wurstwaren immer noch im niedrigen einstelligen Bereich. Mittlerweile hat aber jeder erkannt, dass mit Bio jährlich zweistellige Wachstumsraten zu erzielen sind, mit denen man Geld verdienen kann.
Wird es zu Preisabschlägen kommen?
Wir sind erst einmal erleichtert, dass die Preise für Bio-Ferkel und Bio-Schweine in der Knappheitssituation der Vorjahre gestiegen sind. Damit können hoffentlich die Vollkosten in der Bio-Schweinehaltung nachhaltig gedeckt werden. Ohne Vollkostendeckung ist auf Dauer kein wachsender Bio-Qualitätsmarkt zuverlässig zu versorgen. Preisrückschläge wären für alle Akteure in der Wertschöpfungskette eine unerfreuliche Entwicklungsbremse. Wir haben schon 2013 und 2014 erlebt, dass schlechte Bio-Preise zu drei Jahre andauernder Angebotsknappheit führen. Das haben manche Einkäufer durchaus schmerzlich erfahren.
„Ohne Vollkostendeckung ist auf Dauer kein wachsender Bio-Qualitätsmarkt zuverlässig zu versorgen.“
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