Bei entsprechender Umstellung der Düngemittelproduktion, der Wahl des richtigen Düngers und der Optimierung der Ausbringung lassen sich im Getreideanbau erhebliche Mengen an Treibhausgasemissionen einsparen. Wie Marco Fleischmann, bei einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag (24.20.) erläuterte, sind die größten Emissionsblöcke in der Getreideproduktion die Düngerherstellung mit einem Anteil von 33% und die Stickstoffverluste auf dem Feld mit 41%. Zu Buche schlägt auf dem Feld laut Fleischmann, dass Lachgas 265-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid.
Besonders wichtig ist ihm zufolge die Wahl des Düngers. Der CO2-Fußabdruck der Herstellung stickstoffhaltiger Dünger liege in der EU um bis zur Hälfte oder sogar 60% unter dem Niveau von Düngern aus Drittstaaten. Grund sei die in der EU bei der Düngemittelproduktion angewandte katalytische Reinigung der Lachgasemissionen. Als „besorgniserregend“ auch aus Klimaschutzgründen bezeichnete es der Chef von Yara Deutschland deshalb, dass zuletzt 20% der hierzulande eingesetzten N-Dünger aus Russland stammten.
In Zukunft will Yara den Dünger noch klimaschonender herstellen, indem das bei der Produktion anfallende CO2 gespeichert wird. Dazu werde ein erstes Werk in den Niederlanden umgerüstet, berichtete Fleischmann. Das CO2 werde dort verflüssigt und nach Norwegen verschifft, wo es gespeichert werde. Zudem würden neue Werke in den USA gebaut, wo die CO2-Speicherung bereits betrieben werde. Solche von Yara hergestellte Dünger soll es laut dem Geschäftsführer ab 2026/27 zu kaufen geben.
Noch reine Zukunftsmusik ist dagegen der „grüne“ Ammoniak. Es gebe weltweit keine ausreichenden Anlagen für die entsprechende Wasserstoffproduktion beziehungsweise ausreichend erneubare Energie, stellte Fleischmann hierzu fest.
Die „vier R“ der Stickstoffdüngung
Deutliche Emissionseinsparungen sind auch seitens der Landwirtschaft möglich. Entscheidend sei dabei, wie Fleischmann hervorhob, die Stickstoffeffizienz, also die eingesetzte N-Menge zum Ertrag. Aktuell würden in Deutschland im Mittel 64% des Stickstoffs bei der Ernte wieder abgefahren. Das Optimum liege bei 80% bis 90%; darüber hinaus gehe Bodenfruchtbarkeit verloren, erläuterte der Yara-Chef.
Die Hebel liegen nach seinen Worten bei den „vier R“ der N-Düngung, nämlich der richtige Dünger, der richtige Zeitpunkt der Ausbringung, die richtige Menge und der richtige Ort. Per se seien nitrathaltige Dünger deutlich effizienter als zum Beispiel Harnstoff. Durch weitere Nährstoffe wie zum Beispiel Schwefel werde die N-Effizienz weiter gesteigert. Dies gelte auch für Dünger mit Biostimulanzien, da diese für gesunde Pflanzen sorgten.
Bis zu 14% N-Einsparung kann, wie Fleischmann des Weiteren berichtete, die teilflächenspezifische Düngung bringen. Die Stickstoffbilanz verbessere sich dabei um 30 Kilogramm pro Hektar. Der Ertrag falle um 3 bis 7% höher aus, auch die Qualität des Getreides sei besser. Zudem empfahl der Yara-Geschäftsführer den Einsatz von N-Inhibitoren. Dieser verlangsamten die Nitrifikation und könnten so die Lachgasemissionen um 30 bis 40% senken.
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