Neben dem Drusch der Körner ist beim Getreide auch die frühere Ernte der ganzen Pflanze als Silage möglich. Getreide ist somit vielseitig einsetzbar. Die Silage wird in der Regel verfüttert oder dient als Substrat in Biogasanlagen. Getreide-Ganzpflanzensilage – oder kurz GPS – wird in Bayern vor allem aus Triticale gewonnen. Von den rund 79.000 ha Triticale haben die Landwirte dieses Jahr laut Mehrfachantrag rund 17.000 ha als GPS genutzt. Mit knapp 3.000 ha wurden hingegen Wintermenggetreide – also der gemeinsame Anbau von verschiedenen Wintergetreidarten – und Roggen deutlich seltener siliert. Die Daten der Mehrfachanträge zeigen heuer im Vergleich zu den drei Vorjahren einen deutlichen Rückgang in der Getreide-GPS-Fläche. Während in den Vorjahren noch 40.000 ha und mehr angegeben wurden, betrug die Fläche heuer nur mehr 30.000 ha.
Getreide statt Mais
Für die Biogasproduktion hat Silomais mit Abstand den größten Anbauumfang. Da aber ein hoher Maisanteil in der Fruchtfolge zum Teil große Problemen verursacht und zudem der Maiseinsatz in den Biogasanlagen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gedeckelt wird (40% EEG 2021), werden alternative Ackerfrüchte gesucht. In Bayern werden neben Mais vor allem Grassilage und Getreide-GPS als pflanzliche Substrate eingesetzt. Pflanzenbaulich bringen diese Kulturen vielfältige Vorteile mit. Die Hauptgründe sind die geringere Auswaschung von Nährstoffen und die niedrigere Erosionsgefahr.
Mehr Methan
In Biogasanlagen wird in luftdicht abgeschlossenen Fermentern, organisches Material unter Luftabschluss durch Mikroorganismen vergoren. Dabei entstehen Biogas und Biogasgärrest. Die entscheidende Komponente von Biogas ist – wie bei Erdgas – das brennbare Methan (CH4). Geeignet für die Biogasproduktion sind somit Feldfrüchte, die einen hohen Methanertrag pro Hektar liefern. Dieser setzt sich zusammen aus dem Trockenmasseertrag pro Hektar und der Methanausbeute pro Kilogramm Trockensubstanz. In der Methanausbeute unterscheiden sich die Roggen- und Triticalesorten nicht. Unterschiede treten jedoch sehr wohl im Trockenmasseertrag je Hektar auf. Somit ist dieser entscheidend für den Methanertrag und ein wichtiges Kriterium bei der Sortenwahl. Daneben sind bei einer GPS-Sorte eine gute Standfestigkeit sowie eine ausgewogene Blattgesundheit von Vorteil. Solche Sorten benötigen in der Regel weniger intensiven Pflanzenschutz und kommen mit einer ausbleibenden oder nicht termingerechten Pflanzenschutzbehandlung eher zurecht. Krankheiten und Schädlinge können in etwas höherem Maß toleriert werden als bei Körnernutzung. Standfeste Sorten sind vor allem auf Betrieben sinnvoll, die größere Mengen an organischem Dünger einsetzen. Lagergetreide erschwert nicht nur die Ernte, sondern erhöht auch den unerwünschten Eintrag von Schmutz in den Fermenter.
GPS Versuche
Ergebnisse aus Versuchen zur Körnernutzung liefern wertvolle Sorteninformationen. Rückschlüsse auf die Eignung einer Sorte zur Silagenutzung, z.B. anhand von Kornertrag oder Pflanzenlänge, sind jedoch nur eingeschränkt möglich. Deshalb untersucht die LfL verschiedene Triticale- und Roggensorten speziell auf ihre Eignung als GPS. Für manche Betriebe wäre der Anbau von Sorten nützlich, die sowohl gute GPS- als auch ansprechende Kornerträge liefern. Bei diesen Doppelnutzungssorten besteht die Möglichkeit noch bis zum Häckseltermin zu entscheiden, ob das Getreide siliert oder gedroschen werden soll. Und das ohne größere Ertragseinbußen in Kauf nehmen zu müssen. Landwirte die aber schon sicher wissen, dass GPS erzeugt wird, können auch GPS-Spezialsorten verwenden. Der optimale Erntetermin ist, wenn die Gesamtpflanze einen Trockensubstanz (TS)-Gehalt zwischen 28 und 40 % aufweist. Dann ist eine problemlose Silierung zu erwarten. In der Regel erreichen die Getreidearten diese Werte zwischen der frühen Milch- und der Teigreife. Die Witterung beeinflusst dies aber sehr stark. So schreitet unter trockenen Bedingungen die Abreife sehr schnell voran. Hier können bereits in der Milchreife TS-Gehalte von über 40 % erreicht werden.
Landessortenversuche
In die mehrjährige (fünfjährige) Ertragsauswertung gehen bei Roggen maximal 26 und bei Tritcale 28 Versuchsergebnisse bei den langjährig geprüften Sorten ein. Die fehlenden Ergebnisse der jüngeren Sorten werden mit einem statistischen Modell hochgerechnet. So sind alle Sorten unabhängig von ihrer Prüfdauer miteinander vergleichbar. Zu beachten ist, dass von den ein- und zweijährig getesteten Sorten noch nicht ausreichend Ergebnisse vorliegen, um von der staatlichen Beratung zum Anbau empfohlen zu werden. Die Erträge von Roggen und Triticale sind nicht direkt miteinander vergleichbar, da unterschiedliche Versuchsorte in die Verrechnung eingingen. Vergleicht man die Orte, an denen beide Kulturarten standen, wurden im Mittel über alle Orte und Jahre nahezu identische Trockenmasseerträge und TS-Gehalte erzielt. Wie auch bei der Körnernutzung schneidet Roggen an schwächeren und trockeneren Standorten oft besser ab als Triticale. Auf guten Standorten mit ausreichend Wasserversorgung bringt dagegen Triticale häufiger höhere Erträge. Bei den geprüften Winterroggensorten handelt es sich mit Ausnahme der Populationssorte SU Bebop um Hybriden. Die Hybridzüchtung steckt bei Triticale noch in den Kinderschuhen, deshalb wurden nur Liniensorten getestet. Die Aussagen zu den Kornerträgen in den folgenden Sortenbeschreibungen beruhen auf den Ergebnissen der Vorjahre. Die mehrjährige Ertragsauswertung mit den heurigen Kornerträgen wird demnächst auf der Homepage der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) veröffentlicht.
Bewerte Roggensorten
Helltop, die älteste Sorte im Sortiment, bringt mit einem mehrjährigen Relativertrag von 100 % ein durchschnittliches Ergebnis. Ihre Standfestigkeit liegt im Bereich des Sortimentsmittels. Helltop ist längerstrohig und bildet dünnere Bestände. Die Sorte wird auch zur Körnernutzung angebaut, kann allerdings beim Kornertrag nicht mehr mit den neueren Körnerroggen mithalten.
KWS Progas, eine extra für die GPS-Nutzung gezüchtete Sorte, liefert mehrjährig mit 103 % den höchsten Trockenmasse (TM)- Ertrag. Die längerstrohige Sorte, die zur Körnernutzung nicht empfohlen wird, neigt stärker zu Lager als die anderen Prüfkandidaten.
SU Performer bringt etwa mittlere Erträge. In den Versuchen weist er im Schnitt eine 10 – 20 cm kürzere Pflanzenlänge auf als die beiden vorgenannten Sorten. Mit mittlerer Lagerneigung zählt er nicht zu den standfestesten. Die dichte Bestände bildende Sorte eignet sich auch zur Körnernutzung. Dabei ist allerdings auf ihre höhere Mutterkornanfälligkeit zu achten.
Stannos hat eine dänische Zulassung und ist somit wie alle Sorten, die in anderen EU-Mitgliedsstaaten zugelassen wurden, in Deutschland vertriebsfähig. Die Sorte liefert ein mittleres Ergebnis. In den Versuchen zählt sie zu den standfestesten Kandidaten. Wie gut sich Stannos und Astranos zur Körnernutzung eigenen, wurde an der LfL nicht untersucht. In Dänemark wurden beide als Körnerroggen zugelassen. Astranos, mit einem mehrjährigen TM-Ertrag von 102 % wurde heuer neu in die staatliche Sortenempfehlung aufgenommen. In den vier Versuchen, an denen differenzierendes Lager auftrat, zeigte er sich nicht lageranfällig.
KWS Tayo verfehlt mit einem Relativertrag von 97 % das Versuchsmittel. Die mittel bis gut standfeste Sorte gehört zu den kurzstrohigeren Prüfkandidaten. In den Körnerroggenversuchen präsentiert sich KWS Tayo sehr ertragsstark.
Von KWS Receptor liegen fünf Ergebnisse aus zwei Jahren vor. Bei mehrjähriger Betrachtung verfehlt er mit einem Relativertrag von 98 % das Versuchsmittel knapp. KWS Receptor zählt zu den kürzeren Roggen im Versuch. Die dichte Bestände bildende Sorte mit leicht unterdurchschnittlicher Standfestigkeit ist anfälliger für Braunrost. Sie hat die dreijährige deutsche Körnerroggen-Wertprüfung durchlaufen, erhielt aber trotz hoher Kornerträge keine Sortenzulassung. Sie ist aber in anderen EU-Staaten als Sorte eingetragen.
Einjährig geprüfte Roggen
SU Perspectiv brachte heuer an beiden Standorten mittlere TM-Erträge. Die standfeste Sorte gehört zu den etwas kürzeren Roggen im Sortiment. Wie KWS Receptor hat auch sie die deutsche Körnerroggenprüfung durchlaufen und wurde, obwohl sie hohe Kornerträge aufwies, nicht zugelassen. Als EU-Sorte ist sie aber auch hier vertriebsfähig.
Bei SU Bebop handelt es sich um eine Populationssorte und nicht um eine Hybride. Deshalb sind die Saatgutkosten etwas niedriger. Die längerstrohige Sorte erzielte heuer TM-Erträge von nur 94 % relativ. Sie gehört mit mittlerer Lagerneigung nicht zu den standfestesten. In der Körnerroggenprüfung liefert sie etwa 15-20 % geringere Erträge als die Hybridsorten SU Perspectiv und KWS Tayo. Positiv bei der Körnernutzung ist ihre geringe Anfälligkeit für Mutterkorn.
Miranos, eine neuere in Dänemark als Körnerroggen zugelassene Sorte, brachte an den zwei Standorten mittlere TM-Erträge. Anhand der einjährigen Daten lässt sich noch nichts Konkretes über ihre Eigenschaften aussagen.
Bewerte Triticalesorten
Die ersten drei beschriebenen Sorten wurden vom Bundessortenamt nur in Silonutzung geprüft und zugelassen. Eine Prüfung als Körnertriticale fand nicht statt.
Tender PZO, eine reine Silonutzungssorte, erreicht mit 103 % ein gutes mehrjähriges Ertragsergebnis. Die höhere Gelbrostanfälligkeit ist beim Anbau zu beachten. Er weist eine etwas schwächere Standfestigkeit auf als die meisten anderen Sorten.
Clayton PZO ist ein langstrohiger Sommertriticale, der im Zweitfruchtanbau in Deutschland getestet und zugelassen ist. Vom Vertrieb wird er auch als GPS-Wechseltriticale beworben, d. h. es wird sowohl eine Saat im Herbst als auch im Frühjahr empfohlen. Er steht seit längerem im Versuch und bringt bei Herbstaussaat mit einem TM-Ertrag von 98 % ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis.
Trimasso ist eine langstrohige Sorte mit durchschnittlichen Resistenzeigenschaften und Trockenmasseerträgen. Man bewirbt die Sorte als Doppelnutzungssorte. Kornerträge von Trimasso wurden nicht erhoben.
Ramdam, eine für Körnernutzung gezüchtete Sorte, liefert in den GPS-Versuchen einen Relativertrag von 97 %. Die sehr gut gegen Braunrost resistente Sorte besitzt einen kürzeren Halm als die meisten anderen Prüfkandidaten. In den bayerischen Körner-LSV brachte Ramdam in den Vorjahren ansprechende Kornerträge.
Torben wurde vom Bundessortenamt sowohl in Silo- als auch in Körnernutzung getestet. In den bayerischen GPS-Versuchen erreicht die Sorte einen mittleren TM-Ertrag. Hervorzuheben ist die überdurchschnittliche Blattgesundheit, insbesondere die sehr gute Gelb- und Braunrostresistenz. Sie zählt zu den lageranfälligeren Prüfkandidaten. In der Körnerprüfung, bei der die Lagerbonitur kurz vor der Körnerernte erfolgt, wird Torben als stark lageranfällig beurteilt. Bei Körnernutzung ist auch die hohe Fusariumanfälligkeit zu beachten.
Von Bilboquet liegen fünf Ergebnisse aus zwei Jahren vor. Mit einem Relativertrag von 94 % liefert er das schlechteste Ergebnis. Die gut gegen Gelb- und Braunrost resistente Sorte wurde als Körnerroggen zugelassen.
Allrounder PZO, eine in Körner- und Silonutzung geprüfte Sorte, bringt mit TM-Erträgen von 104 % gute Ergebnisse. Die zweijährig getestete Sorte weist gute Resistenzen gegen Blattkrankheiten, vor allem gegen Gelb- und Braunrost auf. Wird sie als Körnerroggen genutzt, ist auf die erhöhte Fusariumanfälligkeit zu achten.
Von Kitesurf liegen zweijährige Ergebnisse vor. Sie ist eine EU-Sorte, die mit einem Relativertrag von 103 % gute TM-Ergebnisse liefert. Kitesurf stand einjährig in einer deutschlandweiten Körnernutzungsprüfung. Dort erreichte ihr Kornertrag nicht ganz das Niveau der Verrechnungssorten. In der Körnerprüfung zählte sie zu den lageranfälligeren Kandidaten. Einjährig zeigte sie sich dort wenig anfällig für Roste, bekam aber überdurchschnittlich viel Rhynchosporium.
Einjährig geprüfte Triticale
Rivolt, eine in Frankreich, Italien und Österreich zugelassene Sorte, bringt im Mittel der beiden Prüforte TM-Erträge von 98 % relativ. Mit mittlerer Einstufung bei Gelbrost zählt sie zu den anfälligeren Prüfkandidaten. Sie weist die geringste Pflanzenlänge im Sortiment auf. Um rund 20 cm ist sie kürzer als die „sehr lang“ eingestufte Sorte Trimasso. In den bayerischen Körner-LSV schnitt sie in den Vorjahren sehr gut ab.
Lumaco lieferte heuer durchschnittliche Erträge. Seine Resistenzen gegen Gelb-, Braunrost und Mehltau sind sehr gut. Er gehört zu den kurzstrohigeren Sorten im Versuch. In den bayerischen Körner-LSV erreichte er in etwa durchschnittliche Erträge.
Resolut PZO wurde als Winterzwischenfrucht getestet und zugelassen. Bei dieser Prüfung erfolgt die Ernte etwa zu Beginn des Ährenschiebens (Grünschnitttriticale) und damit früher als bei der GPS-Prüfung. Heuer präsentierte sich Resolut PZO an beiden GPS-Standorten ertragsstark. In den Versuchen weist er mit Abstand die höchste Pflanzenlänge auf. Am Standort Frankendorf zeigte er als einzige Sorte beginnendes Lager. Mehr Ergebnisse zur Standfestigkeit bei GPS-Nutzung liegen nicht vor. Anfälliger wird er für Mehltau beschrieben.
Die EU-Sorte Brehat brachte heuer hohe TM-Erträge. Ihre Resistenzen gegen Gelb- und Braunrost sind sehr gut. In der Körnernutzungsprüfung wird sie im Merkmal „Lager vor Körnerernte“ als lageranfällig beschrieben. In der GPS-Prüfung, bei der die Standfestigkeit kurz vor der GPS-Ernte beurteilt wird, fiel sie heuer nicht negativ auf. Die Kornerträge lagen in den bayerischen Körner-LSV auf knapp mittlerem Niveau. Zweijährige Ergebnisse deuten auf eine mittlere bis hohe Fusariumanfälligkeit hin.
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