Es ist ein windiger Februartag im niederösterreichischen Absdorf. Die meisten Äcker befinden sich in Winterruhe, vereinzelt sieht man auf den Flächen abgefrorene Zwischenfrüchte. Anders auf den Feldern von Stefan Detter. Hier trotzen kniehohe und besenstieldicke Stämmchen der kalten Jahreszeit. Von unten bis oben reihen sich daran tischtennisballgroße Röschen. Hier wachsen auf 28 ha österreichische Kohlsprossen. Der 36-jährige Landwirt greift eine Rosenkohlpflanze an der Spitze und versucht sie ins Lot zu rücken: „Durch den ausgiebigen Schnee im Dezember sind die Pflanzen schief. Das erschwert uns die letzten Wochen der Ernte.“ Während er das sagt, deutet er mit dem Daumen über seine Schulter. Dort schiebt sich gemächlich eine grüne Maschine auf einem Raupenfahrwerk über das Feld. Ein klassisches Führerhaus gibt es bei dieser Maschine nicht. Stattdessen sitzen drei Männer nebeneinander auf drehbaren Sitzen. Mit den Füßen steht jeder von ihnen auf einem beweglichen Arm. Stefan Detter erklärt die Funktionsweise: „Das Sägeblatt schneidet die Pflanze unten ab.“ Der Arbeiter schnappt sich die Pflanze und schiebt sie in die runde Öffnung neben ihm. Was ein wenig aussieht wie ein Pfandautomat für Plastikflaschen, erntet die Röschen. Rotierende Messer schneiden sie ab. „Der Strunk und die Blätter werden gehäckselt. Die Röschen wandern über ein Förderband in den Bunker der Maschine. Wenn dieser voll ist, verladen die Arbeiter den Kohl mit einem Förderband in Großkisten und bringen sie in die Verarbeitungshalle des Betriebes.“
Schwieriger Pflanzenschutz
Vor 14 Jahren baute Stefan Detter erstmals Rosenkohl an. Sehr schnell erkannte er: „Der Pflanzenschutz ist das Nadelöhr dieser Kultur.“ Denn Erdflöhe, Rhizoctonia und die Weiße Fliege bereiten dem Rosenkohl Probleme. „2016 sind bei uns 50 Prozent ausgefallen“, schildert der Ackerbauer nüchtern. „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich der einzige Rosenkohlbauer in Österreich bin. Ich kenne viele, die es probiert haben. Aber keiner konnte sich mit den hohen Ansprüchen des Rosenkohls anfreunden. Diese Pflanze ist wirklich nur eine Kultur für Betriebe mit einem guten Management.“ Besonders die Weiße Fliege macht dem Rosenkohl in den heißen Sommern Niederösterreichs zu schaffen. Detter weiß: „Da haben die Holländer und Norddeutschen mit ihrem kühlen, maritimen Klima Vorteile. Wenn man nicht jeden Tag seine Felder kontrolliert, kann man einen Schädlingsbefall übersehen und die Ernte ist hinüber.“ Bis zu 15 Pflanzenschutzdurchgänge macht der Landwirt in der Vegetationszeit. Das hört sich nach viel an. Bedenken zerstreut der Landwirt aber: „Ich mache regelmäßig Rückstandskontrollen bei meiner Ernte, da gab es noch nie Probleme. Wir setzen zudem viel auf biologische Mittel wie beispielsweise Rapsöl.“ Um des enormen Pflanzenschutzaufwands Herr zu werden, hat die Familie 2021 in eine neue Pflanzenschutzspritze investiert. Zudem achtet der Landwirt in seiner Fruchtfolge darauf, nur alle vier Jahre Kreuzblütler auf einer Fläche anzubauen.
In diesem Artikel ist noch enthalten:
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- Vermarktung
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