m globalen Vergleich wird in Österreich bereits sehr sorgfältig mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) umgegangen. Das Bewusstsein bei Landwirten sowie der außerlandwirtschaftlichen Bevölkerung für gesundheitliche und ökologische Auswirkungen ist hoch. Ein verantwortungsvoller Umgang mit PSM trägt dazu bei, Resistenzen vorzubeugen und einer Verschärfung der Verwendungsbestimmungen entgegenzuwirken.
Anwenderschutz
Der Selbstschutz im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist ein oft vernachlässigter, aber äußerst wichtiger Aspekt. In der Eile oder wegen nicht passender Stiefel wird häufig auf notwendige Schutzkleidung verzichtet. Dabei ist es entscheidend, keine „saugenden“ Kleidungsstücke mit Baumwollanteil zu tragen. Wenn giftige Substanzen auf Jeans oder Turnschuhe gelangen, werden diese durchtränkt und geben die schädlichen Stoffe an die Haut ab, was zu einer Aufnahme in den Körper führen kann.
Für die Schutzkleidung im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln gibt es drei Kategorien: C1 für Nacharbeiten, C2 für Arbeiten mit verdünnten Mitteln und C3 für Arbeiten mit Konzentraten. Je nach den eingesetzten Mitteln sind verschiedene Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Beim Kauf von Sicherheitskleidung sollte darauf geachtet werden, dass sie den erforderlichen Mindeststandards entspricht und praktisch in der Handhabung ist, damit sie auch tatsächlich genutzt wird. Neben Visier, Schürze, Handschuhen und zweigeteilter Schutzkleidung empfiehlt sich bei der Ausbringung der Einsatz und regelmäßige Austausch eines Kabinenluftfilters im Traktor, der mit Aktivkohle ausgestattet ist.
Closed Transfer Systems
Geschlossene Transfersysteme (CTS) bieten zahlreiche Vorteile in der Handhabung von Pflanzenschutzmitteln. Sie gewährleisten einen kontaktlosen Transfer, wodurch das Risiko von Hautkontakt und Inhalation minimiert wird. Ein geschlossenes Transfersystem besteht aus einem speziellen Verschluss am Pflanzenschutzmittelkanister und einer kompatiblen Einspülschleuse. Zahlreiche Pflanzenschutzmittelfirmen, darunter Bayer, BASF und Syngenta, nutzen diese Systeme, um eine sichere und umweltfreundlichere Handhabung ihrer Produkte zu fördern. Dadurch wird der Kontakt der PSM mit der Umgebung und das Risiko von Verunreinigungen durch Restmengen deutlich reduziert. Die Kosten für Einspülschleusen variieren je nach Hersteller und Modell und liegen in der Regel zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Investitionen in CTS sind langfristig vorteilhaft, da sie nicht nur den Gesundheitsschutz erhöhen, sondern auch helfen, gesetzliche Vorschriften zur Umweltschonung einzuhalten und zukünftigen Verschärfungen vorzubeugen.
Düsenauswahl
Die richtige Düsenauswahl ist entscheidend für den Erfolg der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, da sie eine gleichmäßige Verteilung der Mittel über die zu behandelnde Fläche gewährleistet. Faktoren wie Witterung, Kulturpflanze und Wachstumsstadium sind bei der Auswahl zu berücksichtigen. Es ist ratsam, neben Benetzungsdüsen auch Winddüsen zu verwenden, die bei höherem Druck angewendet werden können, um die Abdrift bei geringem Wind zu reduzieren. Zur Überprüfung des Benetzungserfolges empfiehlt sich das Auslegen von wassersensitivem Papier an verschiedenen Stellen im Bestand. Während der Saison sollten alle drei bis vier Tage die Düsen auf ein gleichmäßiges Spritzbild überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Hartnäckige Verunreinigungen können mit einem Ultraschallreiniger schonend entfernt werden.
Die Lechler Agriculture App bietet einen Düsenfinder, der die Auswahl und den Vergleich geeigneter Düsen für verschiedene Pflanzenschutzmittel und Kulturen erleichtert. Sie unterstützt bei der Berechnung des optimalen Spritzdrucks und der Fahrgeschwindigkeit und informiert über gesetzliche Abstandsregelungen zu Gewässern und sensiblen Bereichen. Weitere Funktionen umfassen Anwendungshinweise, Sicherheitsinformationen und die Dokumentation von durchgeführten Anwendungen.
Applikation am Feld
Die Teilbreitenabschaltung (section control) ist eine bewährte automatische Steuerungstechnologie, die eine präzise Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln auf Feldern ermöglicht. Im Gegensatz zur manuellen Kontrolle der Düsen, die niemals die Präzision GPS-gesteuerter Systeme erreicht, erlaubt die Teilbreitenabschaltung eine punktgenaue Abschaltung von Spritzdüsen in bereits behandelten Bereichen und entlastet den Fahrer erheblich.
Nach einer einmaligen Kalibrierung zu Beginn der Saison übernimmt das System die exakte Steuerung, wodurch Über- und Unterdosierungen vermieden werden. Dies führt zu weniger Chemikalienverbrauch und niedrigeren Kosten – bei maximaler Effizienz. Auf großen oder unregelmäßig geformten Flächen zeigt sich der Vorteil dieser Technologie besonders deutlich. Mit GPS-Unterstützung und automatisierter Düsenabschaltung bietet die Teilbreitenabschaltung eine Arbeitserleichterung sowie eine präzise, umweltschonende Lösung für moderne Ackerbaubetriebe.
Spritzenhygiene
Nach der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist eine gründliche Reinigung der Spritze unerlässlich, um Anhaftungen und Rückstände zu vermeiden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass unerwünschte Reste bei der nächsten Anwendung verteilt werden. Spritzen sollten immer leergefahren und in einem dreistufigen Prozess ausgespült werden. Die Außenreinigung kann bis zu fünf bis zehn Mal im Jahr direkt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit einem Hochdruckreiniger erfolgen. Die Druck- und Saugfilter sollten alle 10 Einsatzstunden gereinigt werden, um ihre Funktion sicherzustellen.
Ecorobotix
Die intelligente Präzisionsspritze ARA von Ecorobotix ist ein kameragesteuertes Sprühsystem, das eine selektive Einzelpflanzenbehandlung ermöglicht. Ausgestattet mit KI-gesteuerten Kameras und multispektralen Sensoren kann die ARA Unkräuter und Kulturen in Echtzeit erkennen und unterscheiden. Spritzmittel werden nur dort aufgebracht, wo sie nötig sind. Der Einsatz ist derzeit im Grünland zur Distel- und Ampferbekämpfung sowie in Reihen- und Spezialkulturen wie Zuckerrüben, Raps, Sonnenblumen, Mais, Zwiebeln und Kartoffeln möglich. Die Bilderkennungssoftware wird kontinuierlich erweitert. Mit einer Arbeitsbreite von 6 m und einer Geschwindigkeit von bis zu 7 km/h kann die ARA bis zu 4 Hektar pro Stunde behandeln. Die ARA lässt sich in verschiedene Trägerfahrzeuge integrieren und arbeitet autonom. Dank RTK-GPS-Navigation und ISOBUS-Kompatibilität lässt sie sich nahtlos in moderne landwirtschaftliche Maschinen einbinden.
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