Angesichts der klimatischen Veränderungen gewinnt in wintermilden Lagen der Anbau von Sommerbraugerste als Herbstaussaat in der Praxis zunehmend an Bedeutung. Meteorologische Daten lassen einen kontinuierlichen Anstieg der Temperatursumme während der Herbst- und Wintermonate erkennen. Neben einer längeren Vegetationszeit nehmen auch die Winterniederschläge zu. Ausgeprägte Trockenperioden im Vorsommer während der Kornbildungsphase begrenzen zunehmend das Ertragspotenzial, insbesondere bei den Sommergetreidearten nach praxisüblicher Frühjahrsaussaat ab März. Unter derartigen Standortbedingungen zielt die Herbstaussaat der am Markt vergleichsweise attraktiven Sommerbraugerste darauf ab, die Winterfeuchtigkeit besser nutzen und die Anforderungen an die Malz- und Brauqualität absichern zu können. Bei intakt überwinterten Sommerbraugerstebeständen legt ein frühzeitiges Systemwachstum im Frühjahr den Grundstein für eine ausreichende Triebdichte und fördert die Bildung von Ährchen- und Blütenanlagen. Der zeitige Eintritt in die generative Entwicklung begünstigt die spätere Kornbildung, die dadurch weniger von der Trockenheit während des Vorsommers beeinträchtigt wird.
Schwieriger Anbau
Bei der praxisüblichen Frühjahrsaussaat ab März reagiert die Sommerbraugerste durch die zeitlich begrenzte Entwicklungsphase im Kurztag deutlich sensibler in der Ausprägung der späteren Bestandesdichte und der Kornzahl pro Ähre. Regelmäßige Trockenperioden während der Bestockungs- und Schossphase verstärken die Reduktion der Nebentriebe sowie der Ährchen- und Blütenanlagen. Die Anzahl ährentragender Halme geht mit dem Kornertrag einher. Eine Kompensation einer unzureichenden Bestandesdichte über die Anpassung des Stickstoff (N)-Düngungsniveaus oder der Aussaatstärke im Vorfeld ist daher nur bedingt möglich. Den potenziellen Vorteilen der Herbstaussaat von Sommerbraugerste stehen verschiedene pflanzenbauliche Herausforderungen gegenüber.
In Abhängigkeit von der Herbstentwicklung können unvorhersehbare Kälteperioden ohne ausreichende Schneebedeckung sowie Fröste die Bestände auswintern. Um von Auswinterung oder Frostschäden betroffene Flächen erneut bestellen zu können, sollten Saatgutreserven aufbewahrt werden. Je nach Aussaattermin ist das verfügbare Zeitfenster zur Gräser-Behandlung, insbesondere bei starkem Besatz mit Ackerfuchsschwanz, zeitlich begrenzt. Soweit es die Boden- und Witterungsbedingungen zulassen, senkt eine Verschiebung des Aussaatzeitfensters bis Anfang November den Druck an Schadgräsern und erlaubt eine vorherige mechanische Kontrolle. Andererseits kann die spätere Etablierung der Kultur bei einer geringen vegetativen Entwicklung zu einer schlechten Überwinterungsfähigkeit führen. In Abhängigkeit vom Witterungs- und Entwicklungsverlauf kann auch ein höherer Befall mit Rhynchosporium-Blattflecken auftreten.
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