LandtechnikTraktorenTraktorzulassungenTraktormarkt Österreich 2023: Es geht Richtung 4.000

Traktormarkt Österreich 2023: Es geht Richtung 4.000

Der große Gewinner am österreichischen Traktormarkt 2023 heißt John Deere. Spannend wird, ob dieses Ergebnis auch 2024 zu halten ist.
Quelle: Paar

Auf 5.542 Neuzulassungen kam der österreichische Traktorenmarkt 2023 laut Statistik Austria. Das bedeutet ein Minus von rund 5,2 % im Vergleich zu 2022. Damit lag Rudolf Dietrich, Obmann des Clubs Landtechnik Austria, mit seiner Prognose zu Beginn des Vorjahres richtig – in der er einen weiteren Rückgang prognostizierte (siehe LANDWIRT 3/2023). So liegt das Marktvolumen in etwa auf dem Niveau von 2019 – nach den teils stark verzerrten Krisenjahren dazwischen, gut erkennbar in der Abbildung 1.

Abb. 1: Entwicklung Gesamttraktorenmarkt Österreich 2014 bis 2023
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria

Die Gründe für den Rückgang liegen für Dietrich auf der Hand: „Die Betriebe werden weniger und größer. Damit einhergehend auch die Traktoren. Man sieht kaum noch alte Traktoren fahren, oder anders gesagt: Es herrscht ein hoher Mechanisierungsgrad vor“, analysiert der Marktkenner. Zudem ist die Niedrigzinsphase vorbei, oder wie es Rudolf Dietrich ausdrückt: „Geld kostet wieder Geld.“ Dazu kommen stark gestiegene Kosten für Betriebsmittel und Maschinen bei zugleich schwächelnden Produktpreisen für die Landwirte. Die außertourlichen Investitionsförderungen in der Pandemie sind ebenso Vergangenheit. „Der österreichische Traktormarkt hat sich wieder in der Normalität eingependelt“, so Dietrich. Und schließlich seien die Händler überstockt, die vorrätigen Maschinen müssten erst einmal abfließen.

Traktormarkt gesamt, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

2024 nur 4.000 Traktoren?

Bei den Standardtraktoren, dem zahlenmäßig größten Segment des Traktormarktes, beläuft sich das Minus auf 7,3 %. So wurden im Vorjahr exakt 4.233 Stück neu zugelassen. Auch hier folgt die Kurve der letzten fünf Jahre dem Trend des gesamten Traktorenmarktes, wie ebenfalls die Abbildung 1 deutlich macht. Wenn sich an der oben beschriebenen Lage nicht rasch etwas ändert, fällt der heimische Traktormarkt in 2024 laut Dietrich auf unter 4.000 Neuzulassungen bei den Standardtraktoren.

Abb. 2: Entwicklung Standardtraktoren in Österreich, Top Ten 2018 bis 2023
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria

Wie haben die einzelnen Hersteller im Vorjahr abgeschnitten? Steyr konnte 2023 mit 833 Stück moderat weniger Traktoren an die Frau/an den Mann bringen, wie der Abbildung 2 zu entnehmen ist. Der auf hohem Niveau stabile Marktanteil steigt dagegen (ebenfalls moderat) auf 19,7 %. Deutlich stärker zulegen konnte John Deere und daher mit New Holland die Plätze zwei und drei tauschen. Ordentliche 637 Stück der grün-gelben Traktoren wechselten den Besitzer. Der Marktanteil steigt somit auf 15 %. So nahe an den Platzhirsch Steyr konnte sich schon länger kein Hersteller anpirschen – dennoch bleibt der Abstand groß. New Holland – in früheren Jahren mit deutlichem Abstand vor John Deere – trat 2023 fast auf der Stelle, was die Stückzahlen (614) und den Marktanteil (14,5 %) betrifft. Ähnlich erging es Fendt auf Platz vier. Während es mit 482 Traktoren etwas weniger Neuzulassungen waren, legte der Marktanteil geringfügig auf 11,4 % zu. Lindner liegt in den letzten Jahren fast „traditionell“ auf Platz fünf: Zu den „Nachbarn“ oben und unten auf der Rangliste ist der Abstand mehrjährig markant. Dennoch hat der Tiroler Hersteller 2023 ein kräftiges Minus zu verdauen: So erhielten 371 Traktoren aus Kundl eine erstmalige Zulassung. Der Marktanteil fiel auf 8,8 % (2022: 10,1 %).

Abb. 3: Zulassungsstatistik – Top Ten Standardtraktoren Österreich
Stückzahlen Jänner bis Dezember 2023 (zu 2022)
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria

Getauschte Plätze gibt es auch auf den weiteren Rängen: So wechselten Valtra (jetzt 6.) mit Massey Ferguson (7.), Claas (8.) mit Deutz-Fahr (9.) sowie Case IH (10.) mit Same (11.) ihre Positionen. Valtra verlor beim Marktanteil moderat (jetzt 6,1 %), Massey Ferguson dagegen stärker (jetzt 5,2 %). Von diesen sechs Herstellern konnten nur Claas (4,9 % Marktanteil) und Deutz-Fahr (4,4 %) dazugewinnen. Case IH konnte Same von der Liste der ersten zehn Hersteller verdrängen, wie Abbildung 3 zeigt. Same auf Platz 11 und Kubota auf Platz 12 verlieren deutlich. Nicht ganz so stark fällt der Rückgang bei Lamborghini aus (14. Platz). McCormick auf Rang 15 kann dagegen die Stückzahlen auf 20 Traktoren fast verdreifachen (0,5 % MA). JCB und Landini bleiben fast unverändert.

Standardtraktoren, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

Konzerne: Agco holt auf

Interessant ist auch der Blick auf die meistgekauften Modelle unter den Standardtraktoren (siehe Abbildung 4). Die Reihung folgt nicht ganz der gesamten Zulassungsstatistik. So führt diese Auswertung wie schon im Vorjahr der Lindner Lintrac 75 LS an, diesmal mit 129 Stück. Es folgen abwechselnd Modelle von John Deere und New Holland, während der meistgekaufte Steyr sich erst auf dem 6. Platz findet. Fendt war 2023 (im Gegensatz zu 2022) mit keinem Modell unter den Top Zehn der meistgekauften Standardtraktoren vertreten.

Abb. 4: Die meistgekauften Modelle 2023 (Stück) – Top Ten
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria

Bleibt noch die Konzernwertung: In Abbildung 5 sind die Marktanteile der einzelnen Marken eines Konzernes zusammengefasst. CNH liegt hier dank seiner Zugpferde Steyr und New Holland seit Jahrzehnten konstant und mit großem Abstand auf dem ersten Platz. Zusammen mit Case IH kommt der Konzern auf 37,6 % Marktanteil. Auf Platz zwei ist nach wie vor Agco zu finden. Der Mutterkonzern der Marken Fendt, Massey Ferguson und Valtra konnte sich in den letzten 20 Jahren kontinuierlich steigern und sich 2023 in Österreich einen Marktanteil von 22,7 % erkämpfen. Laut Rudolf Dietrich geht dieser Zuwachs vor allem auf Valtra zurück. John Deere mit seiner Ein-Marken-Strategie verteidigt den dritten Platz ebenfalls seit Langem, hat zuletzt aber an Marktanteilen verloren und lag 2023 mit 15 % sogar unter dem Niveau von 2008. Rang vier geht – ebenfalls seit Langem – an Lindner. Der Marktanteil hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten nahezu halbiert, ist aber für einen selbstständigen und regionalen Hersteller, der keinem internationalen Konzern zugehört, dennoch respektabel. Bleibt auf Platz 5 dieser Wertung der SDF-Konzern mit den Marken Deutz-Fahr, Same und Lamborghini. Die Gruppe baute langfristig ebenfalls an Marktanteilen ab und lag zuletzt bei 7,6 %. Lamborghini wird künftig übrigens nicht mehr als eigene Marke geführt, sondern soll eine Wunschausführung bei Deutz-Fahr werden, wie die Konzernleitung auf der Agritechnica 2023 verkündete.

Abb. 5: Vergleich der Konzerne – Marktanteile bei Standardtraktoren 2003 – 2023
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Rudolf Dietrich

Die Analyse von Rudolf Dietrich zu der Konzernwertung: „Trotz Übernahmen haben sich die Konzerne nicht wirklich marktbeherrschend entwickelt, im Gegenteil: 2003 hatten diese fünf einen Marktanteil von zusammen 97,5 %. Dieser ist bis 2023 auf 91,8 % zurückgegangen. Ein Grund dafür ist, dass die Vielfalt an neuen Marken zunimmt. John Deere ist mit seiner Ein-Marken-Strategie effizient unterwegs und vermeidet Doppelt- und Dreigleisigkeiten im Vertrieb, Service, etc. „Verlierer“ über die Jahre sind SDF und Lindner, wobei Lindner ins höherpreisige Segment gewandert ist, was bei SDF das Gegenteil ist.“

Konzernwertung Traktoren, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Rudolf Dietrich

Obst & Wein: Neuer Mix

Als weiteres Segment differenziert der Club Landtechnik Austria die Obst- und Weinbautraktoren. Hiervon erhielten im Vorjahr 154 Einheiten erstmals ein Kennzeichen. Das bedeutet einen Rückgang von rund 11,5 %. Einen deutlichen Rückgang – wenn auch auf hohem Niveau – musste der langjährige Titelverteidiger Fendt einstecken. Aus Marktoberdorf erhielten 2023 exakt 51 dieser Spezialtraktoren eine erstmalige Zulassung. Dennoch bleibt ein noch immer hoher Marktanteil von 33,1 % (2022: 43,1 %). Auf den weiteren Rängen ist nichts mehr wie vorher: Massey Ferguson, in den letzten Jahren konstant auf Platz zwei, ist auf den siebenten Rang abgerutscht. Der neue Zweitplatzierte heißt New Holland, dank Zuwächsen bei den Stückzahlen und auch beim Marktanteil. Eine Überraschung gelang Landini: Der italienische Hersteller landete auf dem dritten Platz, dank verdoppelter Stückzahlen und Marktanteilen – die Italiener konnten sich nach einem schlechten Jahr 2022 wieder erholen. Auch auf den folgenden Plätzen ist die Reihenfolge der Hersteller neu durchgemischt, wie die Abbildung 6 zeigt.

Abb. 6: Zulassungsstatistik Österreich – Obst- und Weinbautraktoren, Top Ten Stückzahlen Jänner bis Dezember 2023 (zu 2022)
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria
Obst- & Weinbautraktoren, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

Stärker als bei den Obst- und Weinbautraktoren fiel der Rückgang bei den Traktoren mit vier gleich großen Rädern aus. Hier brach der Markt um 27,2 % ein, was 2023 ein Niveau von 126 Neuzulassungen ergibt. Allen voran vom Platzhirschen Carraro sowie vom Drittplatzierten Pasquali wurden deutlich weniger Stück verkauft. Während bei Ersterem der Marktanteil stieg, schrumpfte dieser beim Drittplatzierten. Das Segment der Klein- und Kompakttraktoren definiert der Club Landtechnik Austria mit maximal 55 PS Motorleistung. Der Rückgang beträgt hier nur 1,9 %. Im Gesamtjahr 2023 weist die Statistik 506 neu zugelassene Fahrzeuge aus.

Traktoren mit vier gleich großen Räder, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria
Abb. 7: Klein- und Kompakttraktoren 2023 (zu 2022)
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria
Klein- & Kompakttraktoren, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

Rückgang bei Mähdreschern

Noch ein Blick zu den Mähdreschern: Auch hier war 2021 ein Rekordjahr (siehe LANDWIRT 4/2022). Und auch hier ist dieses Rekordjahr längst Geschichte. Denn 2023 wurden 94 Mähdrescher neu zugelassen. Das ergibt ein Minus von rund 9,6 % zum Vorjahr – und ist der zweitniedrigste Wert seit über zehn Jahren (siehe Abbildung 8). An den Verhältnissen hat sich wenig geändert. Claas bleibt mit großem Abstand der Marktführer: 56 Stück bzw. ein mehrjährig hoher Marktanteil von 59,6 % entfallen auf Mähdrescher aus Harsewinkel. New Holland auf Platz zwei und John Deere am dritten Platz haben sowohl die Stückzahlen als auch die Marktanteile mehr oder weniger halbiert. Besser lief es dagegen für die Mähdrescherverkäufer von Case IH und Massey Ferguson – beide konnten sich verdoppeln, wenn auch auf niedrigem Niveau (siehe Abbildung 9).

Abb. 8: Mähdrescher in Österreich, Gesamtmarkt 2013 bis 2023 (Stück)
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria
Abb. 9: Mähdreschermarkt Österreich 2023 (zu 2022) in Stück
Quelle: Grafiken: Herbert Ablinger. Datenquelle: Statistik Austria/Club Landtechnik Austria
Mähdrescher, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

Selbstfahrende Erntemaschinen

Von 13 im Vorjahr neu zugelassenen Feldhäckslern entfallen acht Maschinen auf Claas, drei auf Krone und je eine auf New Holland und Fendt.
Weitere Einzelheiten finden Sie in der nachstehenden Tabelle.

Erntemaschinen, Österreich 2023
Quelle: Statistik Austria / Erstellt Club Landtechnik Austria

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