LANDWIRT: Was bedeutet regenerativ düngen?
Dietmar Näser: In der regenerativen Landwirtschaft ist es das Ziel, den lebendigen Humus wiederherzustellen. Durch Düngung zugeführte Nährstoffe sollen den Boden beleben. Das machen sie, wenn Nährstoffverhältnisse im Boden beachtet werden, weil sie starken Einfluss auf die Bodenstruktur haben. Denn die Struktur ist der Wohnort von Mikroben, Wurzeln und Bodentieren. Nährstoffe sind durch einen belebten Boden grundsätzlich besser verfügbar, deswegen ist die bodenbelebende Düngung wirtschaftlicher als die Düngung nach Entzug. Letztere ignoriert die Leistungen des Bodenlebens und der Pflanzen.
Viele Bauern sind überfordert mit neuen Düngeempfehlungen abseits der klassischen Bodenuntersuchungen.
Die klassischen Bodenuntersuchungen liefern Düngeempfehlungen auf Basis des Pflanzenentzugs und in Form einer Auswahl leicht löslicher Nährstoffe. Die Bodenanalysemethode nach Albrecht bzw. Kinsey stellt Nährstoffverhältnisse und die Leistungsfähigkeit des Feldstücks in den Vordergrund. Nährstoffverhältnisse haben eine stärkere Düngewirkung als die Entzugsdüngung. Wird Boden zudem belebt, nimmt die Nährstoffeffizienz zu und die Düngung kann reduziert oder sogar komplett vermieden werden.
Von Düngerreduktion ist man aber bei Empfehlungen von mehreren Hundert Kilogramm Kaliumdünger oder 250 kg Schwefel weit entfernt.
Das sind einmalige Empfehlungen für mehrere Jahre. Die Mengen müssen bei Albrecht auch nicht auf einmal aufs Feld gekippt werden. Wenn man die Empfehlung über Jahre sukzessive erfüllt, geht die Umsetzung im Boden schneller und es ist nicht so teuer. Das bessere Pflanzenwachstum stellt sich normalerweise sofort ein.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Düngung?
Kalk, Magnesium, Schwefel, Mikronährstoffe, aber auch organische Dünger sollte man vorrangig im Herbst, zu den Zwischenfrüchten, geben. Die so gedüngten Nährstoffe werden so in die organische Form übergeführt. Dann braucht man nur Teilmengen.
Viele Bio-Bauern kritisieren, dass diese Methode zur Konventionalisierung des Bio-Landbaus führt und Düngung abseits des Betriebskreislaufs nicht ihren Vorstellungen entspricht. Was sagen Sie denen?
Man muss wissen, was man will. Von selbst passiert nicht viel.
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