Es ist ein Schottland wie aus dem Bilderbuch. Der Nebel hängt in den Bergen und über dem Wasser. Er verleiht der Landschaft eine launische Stimmung. Ein stattlicher Mann in Wachsjacke mit Hirtenstab stapft die bucklige Wiese hinauf. Im hohen Gras stehen Hochlandrinder – zottelhaarig und mit imposanten Hörnern.
Deutsche Qualität
Angus Mackay war jahrelang ein wichtiger Mann, wenn es um die Züchtung von Hochlandrindern ging. Eigentlich wollte der heute 72-Jährige in Rente gehen, dann „fehlte ihm doch etwas“, wie er gesteht. Unweit der Ortschaft Inverary am Rande des Loch-Lomond-Nationalparks nordwestlich von Glasgow hat er jetzt wieder eine kleine Herde stehen: 14 Kühe mit Kälbern und ein Bulle. Letzteren stellt Mackay persönlich vor: „Das ist Carpenter Ruadh.“ Einjährig hat er ihn 2011 aus Deutschland eingekauft. „Von Gisela Klosner, einer bekannten deutschen Züchterin aus Nordrhein-Westfalen“, erzählt er. Überhaupt hätte man in der Highland-Cattle-Züchtung den Deutschen viel zu verdanken. Einst kauften sie in Schottland ein, heute liefern sie selbst erstklassige Qualität.
Die Tiere kommen neugierig heran. „Hochlandrinder haben einen ruhigen Charakter, sind intelligent, aufmerksam und sehr menschenfreundlich“, schwärmt Mackay. Außerdem sind sie äußerst genügsam und robust. Sie brauchen keinen Stall oder Hilfe bei der Geburt und verwerten selbst das kargste Futterangebot. „17 Jahre lang jedes Jahr ein Kalb ist normal bei dieser Rasse.“ Wie Rotwild verstecken sie in den ersten Tagen ihre Kälber – „Bloß nicht auf die Suche nach ihnen machen“, rät Mackay.
„Highland Cattle sind die wertvollste Ressource, die Schottland zu bieten hat,“ findet Mackay. In seinem Haus zeigt sich seine Passion für die Rasse. Die Tiere sind als Statuen, Schnitzereien, Kunstwerke, auf Wandtellern und Briefmarken oder in vielen Büchern verewigt. Über der Tür zum Wohnzimmer hängt ein Prachtexemplar von Kuhhörnern: „Proisag Dhubh, geboren 1877“, steht daneben. Über 40 Jahre,
bis zur BSE-Krise, wurden Tausende von schottischen Hochlandrindern
ins Ausland verkauft. In den 1980er-Jahren begann es mit Skandinavien, dann kam die große Nachfrage aus Deutschland. In den 1980er- und 1990er-Jahren war Angus Mackay viel unterwegs, in Österreich, Deutschland und der Schweiz, aber auch in den USA und Australien. Er hielt Workshops für Tierhalter und agierte auch als Richter bei Zuchtshows. Als Jugendlicher war er während seiner Arbeit für die Betreuung von Hochlandrindern verantwortlich. „Das hat mein Leben verändert“, sagt er. Später bekam er
die Möglichkeit, auf dem gleichen
Betrieb eine Farm mit Flächen zu pachten und er begann eine eigene Herde mit Hochlandrindern zu etablieren. Zu den ersten beiden gekauften Kühen hat er folgende Meinung: „Das beste Geld, was ich jemals in meinem Leben ausgegeben habe.“
Das erwartet Sie noch in diesem Beitrag:
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