Jeden Morgen nach dem Melken treibt Beatrix Pfoser ihre Kühe über den Güterweg auf die Weide. Die Milchbäuerin macht das seit zehn Jahren. Zunächst wollte sie nicht auf Weidehaltung umstellen. „Es war der Druck der Molkerei“, sagt sie heute, wenn sie an das Jahr 2009 zurückdenkt. Damals appellierte der Milchabnehmer an die Familie, am Projekt „Zurück zum Ursprung“ teilzunehmen. Die Abholung der Bio-Milch hätte ansonsten nicht gewährleistet werden können. Für Familie Pfoser war das wie ein Genickschlag, immerhin liegt der Hof im Dorf. Der Bio-Betrieb von Familie Pfoser liegt auf 600 Metern Seehöhe im oberösterreichischen Mühlviertel, die 28 Milchkühe leben in einem 1992 erbauten Laufstall mit Auslauf.
Schwieriger Start
Die Bio-Bäuerin denkt an die ersten Weideversuche zurück. „Der erste Sommer mit Weidegang war sehr hart und arbeitsintensiv“, räumt die Mühlviertlerin ein. „Wir hatten keine Erfahrung und auch keine Beratung. Den Start hatten wir uns leichter vorgestellt.“ Beharrlich ignorierten Pfosers Kühe zu Beginn das weiße Elektroband. „Kein Tier der Herde war mit dem Elektrozaun vertraut. Vor allem die alten Kühe machten große Probleme“, berichtet die Bio-Bäuerin. Ihr Hauptziel war damals, irgendwie die 120 Weidetage zu schaffen. Mit der Zeit gewöhnten sich die Kühe an die neue Freiheit und die Weide wurde auch bei der Bauernfamilie immer beliebter. Aus den Problemen des ersten Sommers lernte Familie Pfoser viel für die nächsten Weideperioden. „Idealerweise sollte bereits das Jungvieh an den Elektrozaun gewöhnt sein“, so die Mühlviertlerin. Deshalb montierte Beatrix Pfoser am Ende der Ausläufe ein Elektroband. So lernen bereits die Kälber, das Band zu akzeptieren.
Betrieben, die neu in die Weidehaltung einsteigen, rät sie, mit jungen Kühen zu starten – und vor allem eines: „Gehen Sie positiv an die Sache heran. Ohne Druck hätten wir nicht mit der Weide begonnen. Aber jetzt machen wir es gerne.“
Auf Kurzrasenweide umsteigen
Am 1. Juni wird Beatrix Pfoser ihren Betrieb auf Bio-Heumilch umstellen. Dann will sie möglichst viel Milch aus Weidegras ermelken. „Wir möchten uns das tägliche Eingrasen sparen“, berichtet sie. Da die Familie die Kühe bislang mit Ganzjahressilage versorgte, war es für sie zweitrangig, wie viel Gras die Tiere auf der Wiese aufnahmen. Die Kühe weideten nur stundenweise.
In diesem Jahr will Familie Pfoser die arbeitsintensive Portionsweide beenden und auf Kurzrasenweide umstellen. Dazu werden zusätzlich zu der bestehenden 5 ha großen Weide (A) 3 ha Ackerfläche als Weide dienen (B). Der Nachbar ermöglicht ihnen, die Kühe über seinen Grund auf diese Fläche zu treiben. „Wir möchten die neue Weide dann als Nachtweide nützen“, erklärt Beatrix Pfoser und schildert ihre Überlegungen: „Die Kühe können sogar selbstständig zurück in den Stall gehen, da wir auf dieser Seite des Hofes nicht durch eine Straße begrenzt sind.“ Derzeit sind die Pfosers dabei, Wasserleitungen auf die Weide zu legen. Dazu ziehen sie mithilfe eines Kabelpfluges die Leitungen ein und montieren im Abstand von 300 Metern drei Tränkebecken. Im Anschluss an die bestehende Weide (A) will Familie Pfoser in Zukunft noch weitere 2 ha Ackerfläche beweiden, sodass sie dann 10 ha weidefähige Fläche haben.
Die hofnahen Flächen, die seit 10 Jahren beweidet werden, sind durch den Tritt der Kühe mittlerweile sehr dicht bestockt und gut für die Weide geeignet. „Der Grasbestand ist dicht wie ein Rasen. Nur auf den ersten 10 Metern nach dem Güterweg wächst kein Gras, weil hier alle Kühe täglich darüber gehen“, berichtet Beatrix Pfoser. Aktuell ist auf der Ackerfläche noch Feldfutter angebaut. Die Bio-Bäuerin versichert: „Ich werde mich noch beraten lassen, wie diese Fläche am besten zur Weide wird.“
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