Von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Chefredakteur
LANDWIRT: Herr Reisecker, Sie haben bei der oberösterreichischen Landwirtschaftskammerwahl Verluste hinnehmen müssen. Hätte Ihnen eine kritischere Haltung zur ÖVP mehr Stimmen gebracht?
Franz Reisecker: Der Stimmenverlust tut weh, das ist keine Frage. Dennoch muss ich betonen, dass uns, trotz des schwierigen Umfelds, zwei Drittel das Vertrauen gegeben haben. Natürlich müssen wir auch nach außen viel stärker artikulieren, dass wir nicht die Ja-Sager innerhalb der ÖVP sind, sondern eine starke Position inne haben. Die 50:50 Co-Finanzierung der Ländlichen Entwicklung wäre ohne unsere Forderung nicht zustande gekommen.
Bleiben wir noch bei der Pauschalierungsverordnung. Viele Rinderhalter fühlen sich bei den Tierzuschlägen ungerecht behandelt. Teilen Sie diese Meinung?
Mehrere VfGH-Erkenntnisse haben die Treffgenauigkeit des Einheitswertund Pauschalierungssystems nachhaltig in Frage gestellt. Wir waren daher gezwungen die Einbeziehung der Direktzahlungen in die Einheitswertberechnung und höhere Tierzuschläge zu akzeptieren um das System zu sichern. Es wurde nur das gemacht, was zwingend erforderlich war.
Wann kommen die ersten Bescheide?
Wir wissen, dass das Finanzministerium Probleme mit dem EDV-Datenabgleich hat und sich daher die Ausstellung der Bescheide verzögert. Ich gehe davon aus, dass die ersten Bescheide im März, April ausgestellt werden.
Besonders unzufrieden mit der GAP-Reform sind Rindermäster und Mutterkuhhalter. Diesen Bauern wurde ein Qualitätsprogramm versprochen. Wann kommt es?
Ja, in der Rindermast haben wir tatsächlich hohe Verluste. Bei Mutterkuhhaltern muss man das differenziert sehen. Ein klassischer Mutterkuhhalter auf Grünland bekommt ja jetzt die einheitliche Betriebsprämie, die oft sogar höher ist als die gekoppelte Mutterkuhprämie. Für beide Gruppen wird es ein Qualitätsprogramm geben. Der Marketingbeirat der AMA behandelt dieses Thema, und wenn die Wirtschaft dahintersteht, dann bringen wir es in den nächsten Monaten auf Schiene.
Was kann der Bauer erwarten bzw. was muss er tun?
Da sind wir noch im Diskussionsprozess mit der Wirtschaft, aber es wird wohl zwischen 50 und 70 Euro an Unterstützung geben. Wichtig wird sein, dass die Landwirte an Qualitätsprogrammen wie dem AMA-Gütesiegel teilnehmen und entsprechend gute Leistungsdaten aufweisen.
Am 1. April läuft die Milchquote aus. Kommt es dann zum Preiseinbruch?
Nein, das glaube ich nicht. Die europäische Preisgestaltung hängt vom Weltmilchpreis ab. Die Quote hat ja die letzten fünf Jahre schon keinen Einfluss mehr gehabt, denn der Weltmilchpreis und der europäische Milchpreis waren zuletzt gleich. Es wird oft vergessen, dass wir bereits 2009 einen Preisabsturz hatten. Auch da hat uns die Milchquote überhaupt nicht geholfen. Die Regeln des Marktes, also Angebot und Nachfrage, haben auch bisher schon auf den Milchpreis gewirkt.
Aber es wird eine höhere Produktion erwartet.
Ja, wir erwarten in Österreich schon eine zusätzliche Produktion. Dafür kann es aus meiner Sicht nur zwei Lösungen geben. Den Heimmarkt mit seiner hohen Eigenversorgung absichern und neue Exportmärkte erschließen. Der asiatische Raum ist da hochinteressant. Wir wollen eine gemeinsame Exportinitiative mit Südtirol, der Schweiz und Bayern auf die Beine stellen. Denn in China wird klar die Meinung vertreten, dass aus dieser Region die beste Milch kommt.
Durch das Importembargo Russlands sind Milchund Fleischpreise gefallen. Dennoch hat die Europäische Kommission kaum Gegenmaßnahmen gesetzt. Sie sind der österreichische Vertreter im COPA-Präsidium. Warum ist keine Hilfe gekommen?
Das kritisiere ich auch massiv. Vor allem die Schweinebauern bekommen den Exportstau massiv zu spüren. Wir fordern natürlich auch in der COPA Maßnahmen, aber große Länder wie Großbritannien, Schweden oder Deutschland sind dagegen. Die Kommission legt uns auch immer wieder internationale Zahlen vor und argumentiert, dass noch kein Handlungsbedarf gegeben sei. Ich werde aber nicht locker lassen, weil es nicht in Ordnung ist, damit einen massiven Strukturwandel einzuleiten.
„Meine Forderung ist, den Interventionspreis anzuheben.“
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