KommentarZiellos gegen den Flächenfraß

Ziellos gegen den Flächenfraß

Nun also doch: Bundesländer, Gemeinden und Städte haben kürzlich einstimmig die von der ÖROK, der Österreichischen Raumordnungskonferenz, erarbeitete Bodenstrategie für Österreich beschlossen. Damit soll die weitere Versiegelung von kostbaren Flächen durch Gebäude und Verkehrswege substanziell reduziert werden. Der Haken dabei: Bei diesem Beschluss wurde ein gewichtiges ÖROK-Mitglied außen vor gelassen – der Bund. Die genannten Akteure lehnen das von der Bundesregierung formulierte verbindliche Bodenverbrauchsziel von höchstens 2,5 Hektar pro Tag ab. Derzeit verbaut Österreich nach Angaben des Bundesumweltamtes 10 Hektar pro Tag. Das ist im Verhältnis der höchste Wert in der EU. In Deutschland sind es rund 55 Hektar.

Doch auf einen messbaren Erfolgsindikator ließen sich Länder, Gemeinden und Städte auf ihrem Egotrip nicht festnageln. Die für Flächenwidmungen zuständigen lokalen Ortskaiser, vulgo Bürgermeister, sehen mit einer solchen Leitplanke ihre Felle bei der Errichtung von Einfamilienhäusern und Kindergärten am Ortsrand davonschwimmen. Motto: Nur ja keine (potenziellen) Wähler vergraulen. Dabei plädiert gerade das – politisch unverdächtige – Umweltbundesamt für ein „strategisches Flächenmanagement mit verbindlichen Zielwerten für die Erhaltung produktiver Böden“. Auch die renommierte Österreichische Hagelversicherung trommelt seit Jahren beim Bodenverbrauch, mit Studien unterlegt, den Zielwert von 2,5 Hektar.

Schon klar: Ganz konkrete Ziele sind lästig, tun weh, erscheinen immer unerreichbar, widersinnig, vor allem dann, wenn man als Politiker beim Klima- und Bodenschutz ohnehin hinterherhinkt. Da begnügt man sich dann schon mal mit einer Strategie, die nur Überschriften enthält: Schutz von Frei- und Grünland, Unterbindung der Zersiedelung, Baulandbestände im Siedlungsgebiet bestmöglich nutzen, Intensivierung der Bewusstseinsbildung. Oder kurz: Bla, bla, bla.

Bleibt zu hoffen, dass die neue Bodenstrategie, trotz alledem, der Zersiedelung spürbar entgegentritt. Ehrlicherweise muss man dazusagen, dass jeder verkaufte Quadratmeter im Zuge der Errichtung des x-ten Supermarkt-Areals einem Grundeigentümer zugutekommt. Es liegt somit auch ein Stück an uns selbst, dem Flächenfraß die Stirn zu bieten.

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Solange es in der Landwirtschaft nichts mehr zu verdienen gibt kann man keinen Grundbesitzer böse sein wenn er seinen Grund zu gutem Geld macht. Die Jungen sind meist schon weg und für die “Alten” wird es immer schwieriger die Felder und Wiesen zu bestellen. Wenn kein Bezug mehr da ist zur Landwirtschaft ist es ein leichtes den Grund zu verkaufen. Damit sich der Traum eines eigenen Eigenheim leichter erfüllen läßt. So beißt sich die Katze wieder in ihren eigenen Schwanz. Zuerst fahren wir die Landwirtschaft an die Wand um dann genug Fläche zu erhalten. Der dann wiederum verbaut wird.

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