AgrarpolitikStalleinbrüche: Jungbauern fordern Gesetzesverschärfung

Stalleinbrüche: Jungbauern fordern Gesetzesverschärfung

Zum Schutz vor Repressalien und Einbrüchen durch radikale Tierschützer wollen die Junbäuerinnen und Jungbauern lieber anonym bleiben.
Quelle: Steirische Jungbauern

Kein Monat vergeht ohne eine neue Meldung einer Bäuerin oder eines Bauern, in deren Stall gewaltsam eingedrungen wurde, deren Hof und Stallgebäude ausspioniert und über Wochen hinweg ohne deren Wissen abgefilmt wurden. Branchenvertreter berichten von dutzenden gemeldeten Einbrüchen allein in diesem Jahr, die Dunkelziffer dürfte noch höher sein.

Auffällig ist, dass vermehrt Betriebe von Jungbauern im Fokus standen. Diese finden entweder aufgebrochene Stalltüren, versteckte Kameras und Wanzen im Stall oder werden durch eingebrachte Anzeigen darauf aufmerksam, dass die ausspioniert wurden. Sofortige Überprüfungen der Betriebe durch Amtstierarzt, Polizei und der AMA bleiben regelmäßig ergebnislos. Was jedoch bleibt, ist eine große Verunsicherung der betroffenen Familien, Existenzängste und die Frage der Perspektive für den Hof. Selbst Kinder von nutztierhaltenden Bauernfamilien werden in den Schulen gemobbt. Zudem haben die Betriebe mit Reputationsverlust, medialer Rufschädigung und sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen.

Die Steirischen Jungbauern meldeten sich nun Wort. Einige von ihnen wurden selbst Opfer eines Stalleinbruchs. Andere teilen ihre Sorge, selbst irgendwann von radikalen Aktivisten und deren Überwachungsmethoden aufgesucht zu werden. Aus Angst vor möglichen Folgen für Familie und Betrieb möchten sie alle anonym bleiben.

Mit Drohnen ausspioniert

Die Spionage-Methoden werden ime rausgefeilter: Aktivisten, vermummt und mit teils abgeklebten Fingerkuppen, verschaffen sich illegal Zugang zu Ställen auf familiengeführten Betrieben und brechen dabei Fenster und Türen auf. Sie setzen auch Drohnen ein, um Hofgelände und Stallungen auszuspionieren. Wochenlang wird Bild-, Ton- und Videomaterial angefertigt, bis eine gewünschte Videosequenz auf Band ist. Das Videomaterial wird entsprechend bearbeitet und zurechtgeschnitten, um es dann zu einem passenden Zeitpunkt den Medien zuzuspielen.

Geknüpft sind diese „Aufdeckergeschichten“ meist mit dem Appell der Organisation, „für Tierschutz“ zu spenden. Auffällig ist, dass bei vielen Fällen zwischen dem Zeitpunkt der Videoaufnahmen und dem Zeitpunkt der medialen Veröffentlichung des „Beweismaterials“ inklusive einer Anzeige bei der zuständigen Behörde meist mehrere Tage oder sogar Wochen liegen.

Extremfall mit Verendungen

Stalleinbrüche bergen aber auch ein hohes Risiko bezüglich der Tiergesundheit. Mit dem Eindringen wird etwa das Risiko auf Einschleppung der „Vogelgrippe“ in Geflügelbetrieben oder der „Afrikanischen Schweinepest“ in Schweineställen erhöht.

Zu einem der radikalsten und tierquälerischsten Einbrüche kam es im März dieses Jahres, als Unbekannte in der Nacht in einen steirischen Schweinestall eingedrungen sind, die Alarmanlage der Lüftung außer Gefecht setzten und mit Holzlatten die Lüftung der Stallung blockierten. Mehr als 60 Schweine verendeten qualvoll durch Ersticken.

Gesetzesverschärfung gefordert

„Ertappt die Polizei Aktivisten auf frischer Tat und kann ihre Identität nicht feststellen, so müssen die Täter aufgrund einer möglichen Freiheitsberaubung nach österreichischem Recht laufen gelassen werden“, führt Berndt Brodtrager, Obmann der Steirischen Jungbauern, aus. Zudem zählt ein Stalleinbruch – im Gegensatz zu Deutschland oder der Schweiz nicht zum Tatbestand Hausfriedensbruch, da das Stallgebäude nicht dem Wohnhaus zugerechnet wird.

Die Steirischen Jungbauern fordern deshalb mehr Sicherheit für Familie und Tiere auf ihren landwirtschaftlichen Betrieben durch eine Änderung des §109 des Strafgesetzbuches. Aktivisten, die gewaltsam und somit illegal in Stallungen eindringen, sollen künftig bestraft werden können.

„Tierschutz ist ein berechtigtes Anliegen unserer Gesellschaft. Es rechtfertigt jedoch nicht das gewaltvolle Eindringen in Stallungen, das mit Risiken für die Tiergesundheit und psychischen Folgen für die Familien verbunden sind“, hält Brodtrager abschließend fest.

 

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